Bessere Vorhersagen für Extremwetter
Überschwemmungen, Dürren und Hitzeperioden: Extreme Wetterereignisse häufen sich. Sie sind nicht nur bedrohlich für alle Betroffenen, sie stellen ganze Volkswirtschaften vor Herausforderungen. Bessere Vorhersagen können helfen, um sich nachhaltig vorzubereiten.
126 Milliarden Euro – ein Schuldenpaket der besonderen Art. Auf diesen Wert schätzt eine Studie der Universität Mannheim und der Europäischen Zentralbank die wirtschaftlichen Folgen der sommerlichen Extremwetterereignisse dieses Jahres in der EU. Dabei verfolgen die Ökonominnen und Ökonomen einen eher konservativen Ansatz. Wie können wir uns auf diese Ereignisse besser vorbereiten?
Künstliche Intelligenz macht es heute möglich, riesige Datenmengen zu untersuchen. Das ist für die Meteorologie ein echter Wendepunkt: Klimamodelle werden schneller, Wettervorhersagen verlässlicher. Ein Team der Universität Hamburg hat Hunderttausende, über Jahrzehnte erfasste Wasserstände von Orten an der Nordsee genutzt, um einen selbstlernenden Algorithmus zu füttern und Sturmfluten zu prognostizieren. Das Ergebnis: Die Anzahl an jährlichen Sturmfluten bleibt zwar ähnlich, doch da die Meeresspiegel steigen, werden auch die Fluten höher. Mit einem Anstieg von einem halben Meter rechnen die Forschenden. Was traditionelle Klimamodelle noch lange Rechenzeiten kostete, geschieht nun in Sekundenschnelle und liefert wertvolle Informationen für den Küstenschutz, die Planung von Deichbauten und die Sicherung von Hafeninfrastrukturen.
Wie Sturmfluten lassen sich Hagelstürme von Meteorologinnen und Meteorologen nur schwer voraussagen, weil sie lokal begrenzt auftreten. Zugleich fallen Hagelgewitter heute heftiger aus und richten hohe wirtschaftliche Schäden an. So werden bei der Größe der Hagelkörner immer wieder neue Rekorde gemeldet – die Durchmesser erreichten 14 Zentimeter (Baden-Württemberg) bis über 16 Zentimeter (Italien). Forschende am Karlsruher Institut für Technik arbeiten daher daran, möglichst rechtzeitig zu warnen: Ein KI-Modell wertet Radaraufzeichnungen aus 15 Jahren aus und bezieht klimatische Einflussgrößen wie verfügbare Energie für ein Gewitter und die vertikale Windscherung ein. Erste Ergebnisse zeigen auch hier, dass sich lokale Prognosen deutlich verbessern lassen.
Je genauer wir als Gesellschaft Extremwetter verstehen, desto gezielter können wir Vorsorge betreiben und damit Widerstandskraft entwickeln, die über technische Lösungen hinausreicht.