Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit
AnzeigeDer Exzellenzcluster „The Fuel Science Center” konzentriert sich auf die Umgestaltung der Mobilität für eine nachhaltige Zukunft
Die Mission des Exzellenzclusters „The Fuel Science Center – Adaptive Umwandlungssysteme für erneuerbare Energie- und Kohlenstoffquellen“ (FSC), das mehr als 150 Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Disziplinen umfasst, konzentriert sich auf die Umgestaltung der Mobilität für eine nachhaltige Zukunft – eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Die Grundlagenforschung des FSC schafft die Basis für die integrierte Umwandlung von erneuerbarer Elektrizität mit biomassebasierten Rohstoffen und CO2 zu flüssigen Energieträgern mit hoher Energiedichte, den sogenannten „Bio-hybrid Fuels“, die eine hocheffiziente und saubere Verbrennung ermöglichen. Im Exzellenzcluster werden Erkenntnisse und wissenschaftliche Methoden erarbeitet, um die motorische Verbrennung fossiler Kraftstoffe durch adaptive Produktions- und Antriebssysteme auf Basis regenerativer Energie- und alternativer Kohlenstoffquellen unter dynamischen Randbedingungen zu ersetzen.
Ein Meilenstein modellbasierter Kraftstoffentwicklung
Eines der Highlights, die im Rahmen des FSC entwickelt und etabliert wurden, ist der modellbasierte Fuel Design Process, der nachhaltige Kraftstoffe auf fortschrittliche Motorenkonzepte zuschneidet und gleichzeitig Umweltauswirkungen und Produktionskosten minimiert. Ein auf diese Weise entwickeltes Keton-Ester-Alkohol-Alkan-Gemisch (KEAA) für hocheffiziente Ottomotoren wurde interdisziplinär evaluiert – von den Produktionskosten über die Motoreigenschaften bis hin zur Ökotoxizität, mikrobiellen Lagerstabilität und seiner CO2-Bilanz. KEAA zeigte in einem Einzylinder-Forschungsmotor hohe Wirkungsgrade. Messungen der Zündverzugszeit bestätigten die hohe Klopffestigkeit; es weist eine moderate Toxizität auf und ist nicht anfällig für mikrobiellen Befall. Eine Well-to-Wheel-Analyse zeigte das Potenzial, den CO2-Fußabdruck im Vergleich zum konventionellen Tankstellenkraftstoff ROZ95E10 um 95 Prozent zu senken. Die Ergebnisse motivieren zu weiteren Untersuchungen an KEAA und zeigen Fortschritte bei der modellbasierten Kraftstoffentwicklung.
Erfolg durch Vielfalt
Bei der Fortführung der 86 laufenden Projekte steht auch weiterhin das Engagement für Nachhaltigkeit, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Chancengleichheit im Vordergrund. Der Erfolg des FSC begründet sich in seiner globalen Perspektive und Interdisziplinarität, die geografische und disziplinäre Grenzen überschreitet. Das Cluster ist ein Mosaik aus Fachwissen, das sich von Chemie und Biologie über Verfahrenstechnik und Verbrennungstechnologie bis hin zu Systemanalyse und Sozialwissenschaften erstreckt. Bereichert wird es durch zahlreiche weltweite Kooperationen, Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftler sowie internationale Neueinstellungen. So kommen aktuell rund 12 Prozent der Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Teilen der Welt.
Der Weg des Exzellenzclusters ist nicht nur durch wissenschaftliche Errungenschaften gekennzeichnet, sondern auch durch ein breiteres Engagement für die Gestaltung der Zukunft. Daher wird auch das Thema Gleichstellung aktiv gefördert, die Fortschritte sind bereits heute erkennbar: 35 Prozent Professorinnen und 35 Prozent Doktorandinnen. Im Jahr 2024 wird das Engagement für die Gleichstellung noch verstärkt im Mittelpunkt stehen. Initiativen wie die Teilnahme am Girls‘ und Boys‘ Day oder die verstärkte Social Media-Präsenz zeigen das Engagement, junge Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft, zu ermutigen, die Möglichkeiten in den diversen Bereichen des Clusters zu erkunden.
FSC ist Teil des Profilbereichs Energy, Chemical & Process Engineering (ECPE). ECPE behandelt die zwei wichtigsten Faktoren, um das Ziel einer Grundversorgung mit nachhaltiger Energie und Materialien zu erreichen: Verbesserungen der Energie- und Materialeffizienz sowie den Wechsel zu erneuerbaren Ressourcen. Es besteht zweifellos immer noch ein großes, zu erschließendes Potenzial zur Verbesserung von etablierten Technologien für die Umwandlung und den Gebrauch von Energie und Werkstoffen.
Für bahnbrechende Innovationen ist es jedoch unabdingbar, den klassischen Forschungsrahmen der Energie- und Verfahrenstechnik für die Integration neuer Einsichten aus den Molekularwissenschaften zu öffnen. Basierend auf diesem gemeinsamen Ansatz muss die bestehende Trennung zwischen den Energiewissenschaften und der Chemie überwunden werden, da die energie- und materialeffiziente Gesellschaft von morgen auf integrierten Verfahrens- und Recyclingkonzepten beruhen wird. Deshalb muss der Profilbereich der Energie-, Chemie- und Verfahrensingenieurwissenschaft multi-disziplinär und umfassend aufgestellt sein – von der Betriebs- und Unternehmensebene bis hin zur molekularen Ebene.
Interview:
Prof. Dr.-Ing. Stefan Pischinger
Geschäftsführer des Exzellenzclusters „The Fuel Science Center“
1. Wie wird eine neue Generation Kraftstoffe unsere Welt nachhaltig verändern?
Klimaneutrale Kraftstoffe auf Basis regenerativer und nachhaltiger Ressourcen stellen einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Klimaziele dar. Außerdem haben sie, richtig ausgelegt, den großen Vorteil, dass sie auch in der Bestandsflotte angewendet und so schnell einen erheblichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten können.
2. Was sind das für Kraftstoffe und wie können sie hergestellt werden?
Wir forschen an einer Vielzahl unterschiedlicher Bio-Hybrid Kraftstoffe. Neben ganz neuen Kraftstoffmolekülen, die in einem ganzheitlichen Optimierungsprozess zusammen mit innovativen Brennverfahren das volle Wirkungsgrad- und Emissionsminderungspotenzial ausreizen, erforschen wir auch Kraftstoffe, die sich in ihren Eigenschaften auf den ersten Blick kaum von den herkömmlichen unterscheiden, in der Anwendung dann aber helfen die Schadstoffemissionen der Bestandsflotte zu reduzieren. Die HyFiT-Fuels werden zum Beispiel aus einer Kombination etablierter Prozessschritte, Fischer-Tropsch und Hydroformylierung, gewonnen, können in aktuellen Dieselmotoren verwendet werden und helfen dort Rußemissionen zu reduzieren.
3. Was sind dabei aktuell die zentralen Herausforderungen?
Wir benötigen klare, technologieoffene Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit gewährleisten und keine Maßnahme zum Klimaschutz ausschließen. Letzteres gilt nicht nur für die industrielle Umsetzung sondern auch in der Forschung: Wir müssen weiter an allen Antrieben forschen, um anwendungsspezifische Lösungen zu identifizieren und weiterzuentwickeln.
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