
Energieforschung in interdisziplinärer Zusammenarbeit
AnzeigeWissen, das über die Grenzen des aktuell technisch Möglichen hinaus geht, und Grundlagenforschung höchster Qualität stehen im Mittelpunkt der Arbeit des Göttinger Verbund-Zentrums ICASEC.
Forschung zum Thema Energie fußt auf internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit. Nur im Zusammenschluss verschiedener fachlicher Expertisen, Methoden und Denkansätze können hier grundlegende Fortschritte gelingen. Das im Jahr 2015 gegründete International Center for Advanced Studies of Energy Conversion (ICASEC) ist ein Zusammenschluss von Forschenden der federführenden Fakultät für Chemie, den Fakultäten für Biologie & Psychologie sowie für Physik der Georg-August-Universität Göttingen und unterhält enge personelle Kooperationen mit dem Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften. Es bietet auf dem Göttingen Campus ein Umfeld, das die internationale sowie interdisziplinäre Vernetzung der Forschung im Energiebereich fördert. Dabei legt das Verbund-Zentrum seinen Fokus auf die Förderung der Grundlagenforschung.
Fragestellungen für langfristige Innovationen
Das ICASEC hat das Ziel, einen nachhaltigen und langfristigen Beitrag zu wissenschaftlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Produktion, dem Verbrauch und der Speicherung von Energie in all ihren Formen zu leisten. Der Klimawandel und die damit verbundenen Probleme sind eng mit der Art und Weise verbunden, wie Energie erzeugt und verbraucht wird. Daher konzentrieren sich die Energieforschung und Technologieentwicklung heute häufig auf die Verbesserung der Energieerzeugung und der Energieeffizienz, wobei der Schwerpunkt auf kurzfristigen Lösungen, Geräteentwicklung und Erfindungen liegt. Dabei besteht aber die Gefahr, dass langfristige Innovationen, die auf Durchbrüchen im grundlegenden Verständnis beruhen und zu wirklich revolutionären neuen Energietechnologien führen können, vernachlässigt werden.

Zentrales Anliegen des ICASEC ist es daher, den Wert der Grundlagenforschung aufzuzeigen und sie zu stärken. So haben ICASEC-Sprecher Prof. Dr. Alec Wodtke und ICASEC-Koordinator Privatdozent Dr. Oliver Bünermann zum Beispiel mit ihrer Arbeit einen großen Schritt gemacht, um chemische Reaktionen an Oberflächen im Detail zu verstehen. In einem aufwendigen Versuchsaufbau konnten sie aufklären, warum Wasserstoffatome an Oberflächen binden. Die Haftung von Atomen macht chemische Reaktionen an Oberflächen überhaupt erst möglich. Die Erkenntnisse aus diesen Experimenten helfen, katalytische Prozesse weiter zu verbessern und neue Reaktionen an Oberflächen vorherzusagen.

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung in ICASEC ist die Entwicklung verbesserter oder neuer Katalysatoren für nachhaltigere Synthesemethoden und die Umwandlung kleiner Moleküle zur Speicherung von elektrischer Energie in Bindungsenergie. Ein Bereich ist die molekulare Elektrochemie, die selektive chemische Redox-Umwandlungen erlaubt unter Nutzung von Strom als Energie. Viele Redox-Reaktionen in der Natur und in der Chemie laufen durch den Transfer von Elektronen und Protonen ab. Im ICASEC werden daher neue Metall- und Nichtmetallverbindungen entwickelt, die protonengekoppelte Elektronentransferreaktionen ermöglichen, wie sie bei der Aktivierung kleiner Moleküle, z. B. bei der CO2-Reduktion oder N2-Fixierung entscheidend sind, aber auch in der Elektrosynthese zur Herstellung komplexer organischer Verbindungen. Dabei werden elektroanalytische und eine Vielzahl spektroskopischer Methoden genutzt, um die Elementarschritte von elektrochemisch induzierten Redoxreaktionen zu ermitteln und hochreaktive Intermediate zu identifizieren, was die Entwicklung verbesserter oder neuer synthetischer Methoden und Katalysatoren ermöglicht. In der Natur vorkommende Enzyme können hier als Inspiration dienen.
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Ein wesentliches Aufgabenfeld sieht das ICASEC auch in der Förderung des Interesses an Wissenschaft und der Unterstützung von Studierenden unter anderem durch die Möglichkeit von Austausch-Besuchen bei internationalen Partnern des ICASEC. Die vom ICASEC angebotenen Sommerschulen, Workshops und internationalen Foren bieten einen fruchtbaren Boden für neue Ideen, internationale Zusammenarbeit und das Entstehen von Verbundprojekten. Die Energieforschung ist ein hochaktuelles und relevantes Thema und bietet daher eine ausgezeichnete Gelegenheit, bereits Schülerinnen und Schüler sowie junge Studierende zu motivieren, eine Karriere in diesem Wissenschaftsbereich anzustreben. Das ICASEC arbeitet eng mit dem Göttinger ‚XLAB – Experimentierlabor für junge Leute‘ zusammen, um jungen Menschen dieses spannende Forschungsgebiet näherzubringen.