Globale Krisen erfordern global vernetzte Forschung
AnzeigeWie die German Alliance for Global Health Research (GLOHRA) mit internationaler und interdisziplinärer Forschungszusammenarbeit über alle Grenzen hinweg die Weltgesundheit verbessern will.
Die Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit, Pandemien und Epidemien, antimikrobielle Resistenzen oder auch der Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen – all dies sind Gesundheitsbedrohungen für die gesamte Weltbevölkerung. Und es sind Herausforderungen, die nur gemeinsam bewältigt werden können. So kann Forschung in diesem Bereich auch nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn sie international und interdisziplinär ist und sich über traditionelle Grenzen hinwegsetzt. Genau das ist die Strategie der German Alliance for Global Health Research (GLOHRA). Die GLOHRA vernetzt aktiv Forscher:innen aus dem Bereich Global Health an deutschen öffentlichen Forschungseinrichtungen.
Die Ziele des 2020 gegründeten Netzwerkes sind vielfältig: Es will den Aufbau einer interdisziplinären Global-Health-Community in Deutschland fördern und neue Mechanismen der Zusammenarbeit schaffen, den deutschen Beitrag zur globalen Gesundheitsforschung stärken sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen. Ein zentrales Ziel ist es auch, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern.
Über 6.000 Forschende vernetzt
Der Erfolg der GLOHRA zeigt sich allein schon in den Zahlen: Nach nur vier Jahren hat das Netzwerk bereits 1.200 Mitglieder aus mehr als 220 Forschungseinrichtungen. Förderungen für mehr als 25 internationale Forschungsprojekte wurden auf den Weg gebracht und über 6.000 Wissenschaftler:innen in Workshops und Trainings zusammengeführt.
Viele Veranstaltungen sind digital organisiert, um möglichst vielen Forscher:innen aus aller Welt den Zugang zu ermöglichen. Die Themenpalette ist groß, das Spektrum reicht von digitalen Technologien für mentale Gesundheit über den One-Health-Ansatz bis hin zu einzelnen Forschungsmethoden. Die GLOHRA achtet darauf, dass Forschungszusammenarbeit auf Augenhöhe stattfindet. So wird untersucht, wie die Rahmenbedingungen für interdisziplinäre Forschung verbessert werden und Partner:innen bei internationalen Kooperationen für globale Gesundheit gleichberechtigt forschen können.
Forschung für eine effektive Gesundheitspolitik
Das Fachwissen der Mitglieder soll allen zugutekommen, dafür hat die GLOHRA das Global Health Research Directory entwickelt, Deutschlands erste öffentliche Expert:innen Datenbank für globale Gesundheitsforschung. Und eine Global Health Academy gibt es auch: In Kursen und Trainings werden vor allem Doktorand:innen und Post-Docs gefördert und ausgebildet. Die Academy hat erst kürzlich das erste deutschlandweite Trainings-Repository vorgestellt, einen zentralen digitalen Speicher, der relevante Kurse für globale Gesundheitsforschung katalogisiert. Die GLOHRA denkt aber noch weiter: Ein interdisziplinäres und international zugängliches Graduiertenzentrum wird bereits verhandelt.
Geleitet wird der Verbund von einem 19-köpfigen interdisziplinären Steuerungskreis, an dessen Spitze derzeit drei Wissenschaftler:innen stehen: Prof. Dr. Dr. Kerem Böge von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Meral Esen vom Universitätsklinikum Tübingen und Prof. Dr. Manuela De Allegri vom Universitätsklinikum Heidelberg. Die Geschäftsstelle der GLOHRA ist an der Charité, geleitet von Nora Anton. Gefördert wird die GLOHRA vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Geforscht wird in 20 Ländern, und die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur für die Partner vor Ort relevant, sondern auch für die Wissenschaft in Deutschland. Die Projekte der GLOHRA sind so vielfältig wie ihre Mitglieder: Ein deutsch-nigerianischen Projekt untersucht beispielsweise, wie sich bewaffnete Konflikte und Gewalt auf das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung auswirken. Ein internationales und interdisziplinäres Forschungsteam der Universitäten Konstanz und Hamburg, des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung und des Aminu Kano Teaching Hospital in Nigeria arbeiten dafür in verschiedenen Regionen Nigerias zusammen. Sie versuchen zu verstehen, wie sich Gewalterfahrungen auf das Vertrauen in staatliche Institutionen auswirken und inwieweit sie dafür verantwortlich sind, dass Menschen Gesundheitsleistungen weniger oder gar nicht in Anspruch nehmen.
Bei einem deutsch-pakistanischen Projekt geht es um den Fachkräftemangel im Bereich psychische Gesundheit: Experten des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) der Universität Ulm, des Ethno-Medical Center in Deutschland und des Fazaia Medical College in Pakistan haben die Wirksamkeit eines digitalen Tools nachgewiesen, mit dessen Hilfe Laien Menschen mit Angstzuständen und Depressionen unterstützen können.
Und ein Team aus Forscher:innen der LMU München, des Helmholtz-Zentrums in München, politischen Beratern des Centre for Planetary Health Policy in Berlin und Mitarbeitenden des Planetary Health Eastern Africa Hub in Kenia beschäftigt sich mit der Frage, wie sich klimaresistente und schadstoffarme Gesundheitssysteme schaffen lassen und welche Rolle Regierungen und politische Steuerung dabei spielen.
Bei den verschiedenen Projekten und der Arbeit der GLOHRA geht es letztendlich immer um die Frage, welche Maßnahmen den größtmöglichen Nutzen für die Gesundheit der Weltbevölkerung haben. Die Strategie der GLOHRA – wissenschaftliche Expertise, internationale, interdisziplinäre, intersektorale Forschungszusammenarbeit – ist dafür eine wichtige Grundlage.
Kontakt
German Alliance for Global Health Research (GLOHRA)
Geschäftsstelle c/o Charité – Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1 / 10117 Berlin
Tel.: +49 30 450 572 100
secretariat@globalhealth.de
www.globalhealth.de
Drei Fragen an …
Kerem Böge, 33, leitet den Forschungsbereich psychotische Störungen der Berliner Charité und ist Gastprofessor für Klinische Psychologie an der Medizinischen Hochschule Brandenburg. Er ist einer von drei Sprecher:innen der GLOHRA.
Was hat Deutschland davon, in globale Gesundheit zu investieren?
Deutschland als eines der wirtschaftlich stärksten Länder der Welt kann dazu beitragen, die Verbreitung von Krankheiten weltweit zu verhindern. Investitionen in globale Gesundheit helfen, weltweit Armut zu verringern und damit soziale Spannungen zu reduzieren, die zu Konflikten führen und in Migration münden können. Selbst bei der großen Debatte um Fluchtursachen trägt globale Gesundheit zur Lösung bei.
Wieso ist Vernetzung wichtig?
Globale Gesundheit ist komplex und erfordert eine Vielzahl von Expertisen und Perspektiven. Pandemien oder der Klimawandel machen nicht an Ländergrenzen Halt. Ein stetiger internationaler und interdisziplinärer Austausch zwischen Wissen, Technologien und Ressourcen ist unerlässlich, um effektiver, ökonomischer und auch schneller agieren zu können.
Warum forscht ein Experte für psychotische Störungen zu Global Health?
Psychische Erkrankungen sind stark mit kulturellen und sozialen Faktoren verflochten. Auf meiner Forschungsebene sehe ich Vernetzung und Interdisziplinarität als großen Gewinn an. Wir müssen voneinander lernen und können Probleme nur gemeinsam lösen. Außerdem engagiere ich mich im Bereich globale Gesundheit, weil mir Menschenrechte als übergeordneter Wert wichtig sind.