Große Ideen gegen kleinste Teilchen
Im August 2025 wurde klar: Das geplante UN-Plastikabkommen ist vorerst gescheitert. Dabei sind globale Antworten auf Plastikmüll und Mikroplastik dringend notwendig. Innovative Forschungsprojekte zeigen: Wenn nachhaltige Ansätze aus der Wissenschaft in die Praxis gelangen, ist ein Umdenken möglich.
Nach wie vor steigt die globale Kunststoffproduktion. Ein großer Teil der Abfälle landet in der Umwelt. Als winzige Teilchen verbreitet sich Mikroplastik weltweit und lässt sich heute in den Gletschern des Himalayas ebenso nachweisen wie in der Tiefsee.
Effektiv bekämpfen lässt sich Mikroplastik am besten, bevor es überhaupt in die Umwelt gelangt. Deshalb haben Jens Pfeiffer und Valentin Meiler – ausgehend von ihren Masterarbeiten an der Uni Bayreuth – eine Technologie entwickelt, die die kleinsten Plastikteilchen direkt dort erkennt, wo sie auftreten: Mithilfe von Impedanzspektroskopie und Machine Learning analysiert das System von ZAITRUS Wasser und unterscheidet die dort detektierten Partikel nach Art, Größe und Gewicht. Die Technik kann etwa in Abwasseranlagen, bei Konsumgüterherstellern und Chemieparks zum Einsatz kommen.
Der Weg von der Idee zur marktfähigen Lösung gelang dank EXIST-Stipendium, universitärer Gründungsberatung und Förderung durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND. Heute beschäftigt ZAITRUS rund 20 Mitarbeitende und liefert erste Pilotanlagen aus. „Erst wenn wir Mikroplastik zuverlässig messen können, schaffen wir die Grundlage für gezieltes Handeln“, sagt CEO und Mitgründer Till Zwede. Genau das wollen die Gründer erreichen: Im Rahmen ihrer SPRIND-Förderung kooperieren sie deshalb mit dem Leipziger Start-Up Microbubbles. Das Unternehmen nutzt feine, stabile Blasen, um kleinste Kunststoffpartikel aus dem Wasser abzuscheiden. Die perfekte Ergänzung: ZAITRUS detektiert Mikroplastik, Microbubbles entfernt es. Die beiden Systeme greifen ineinander und zeigen, wie Kooperation und geteiltes Know-how Synergien für mehr Nachhaltigkeit schaffen.
Ein Forschungsteam der Uni Hannover geht einen anderen Weg: Sie haben ein Hydrogel entwickelt, das kleinste Plastikpartikel in Gewässern selbstständig aufnehmen und abbauen soll. Dafür nimmt das Gel am Gewässergrund Mikroplastik auf und treibt anschließend auf. „Das funktioniert ein bisschen wie bei einem Heißluftballon unter Wasser“, erklärt Dr. Dennis Kollofrath vom Institut für Anorganische Chemie. Unter Lichteinwirkung sorgt das Material an der Wasseroberfläche dafür, dass die enthaltenen Plastikteilchen zersetzt werden. Bislang handelt es sich um einen Prototypen – doch die ersten Tests seien vielversprechend, sagen die beteiligten Forschenden.
Plastikmüll und Mikroplastik sind nicht nur ein großes Umweltproblem, sondern ein Systemfehler, der sich nicht mit einem Ansatz allein lösen lässt. Der Weg aus der Krise entsteht aus innovativer Forschung, Kooperationen und der Umsetzung in die Praxis: Wenn aus Forschung Innovation wird, ist Nachhaltigkeit machbar.