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Der Profilbereich MedSt bringt Medizin und Ingenieurwissenschaften zusammen: RWTH-Forschende wollen in einem Exzellenzcluster innovative, transformative Materialien entwickeln und in die klinische Umsetzung überführen.

Interdisziplinär! So forscht die RWTH Aachen

17. Oktober 2024
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Ein Beitrag der RWTH Aachen

Wie wollen wir morgen leben? Wie wollen wir arbeiten? Wie uns fortbewegen? Wie verändert sich die Art, mit der wir kommunizieren? Wie gehen wir mit Energie um, erzeugen und nutzen sie? Es sind die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, denen sich die RWTH Aachen mit ihren Profilbereichen stellt.

Profilbereiche? Ja, Profilbereiche! Dies sind klar definierte interdisziplinäre Forschungsfelder der Hochschule, die mittlerweile den Kern der RWTH-Forschungslandschaft bilden. Sie resultieren aus dem Bewusstsein, dass die genannten Fragen nicht aus einer einzelnen Disziplin heraus beantwortet werden können, aber auch, dass interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden muss und Räume braucht – eben Profilbereiche.

Aktuell ist die interdisziplinäre Forschung zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit in ­Profilbereichen gebündelt: Die Themen umfassen die gebaute und gelebte Umwelt, Produktionstechnik, Informationstechnologie, Medizintechnologie und vieles mehr (siehe Beispiele). Der Fortschritt, der hier generiert wird, ist allgegenwärtig.

Die Profilbereiche der RWTH

Die Profilbereiche sind Teil der Exzellenzstrategie der RWTH Aachen. Sie repräsentieren die interdisziplinären Forschungsfelder und bilden den Kern der Forschungslandschaft der Exzellenzuniversität. Aktuell zählt die Universität neun Profilbereiche, im Januar 2024 wurde mit „Built and Lived Environment“ (kurz BLE) der neunte eingerichtet.

Zielsetzung
In den Profilbereichen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen und Fakultäten zusammen, um mit Ergebnissen aus exzellenter Grundlagen- und angewandter Forschung die Basis für gesellschaftlich relevante Innovationen zu schaffen. Sie koordinieren ihre Forschungstätigkeiten, nutzen modernste Infrastrukturen und bilden mit nationalen und internationalen Partnern aus Wissenschaft und Industrie große Forschungsnetzwerke.

Nachhaltige Kraftstoffe aus dem Labor: Im Profilbereich Energy, Chemical & Process Engineering (ECPE) steht unter anderem die saubere Verbrennung im Fokus
© Peter Winandy Nachhaltige Kraftstoffe aus dem Labor: Im Profilbereich Energy, Chemical & Process Engineering (ECPE) steht unter anderem die saubere Verbrennung im Fokus

Neun Fakultäten bilden die Basis

„Basis für starke Forschung sind die neun Fakultäten. Mit den neun interdisziplinär ausgerichteten Profilbereichen, in denen sich die Forscherinnen und Forscher über die Fakultätsgrenzen hinaus vernetzen, sind die Strukturen der RWTH aber so agil angelegt, dass die Hochschule kurzfristig auf akute Herausforderungen eingehen, neue Impulse aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft aufgreifen und thematisch weiterentwickeln kann“, erklärt der Rektor der RWTH Aachen, Professor Ulrich Rüdiger. „An der RWTH sind wir vom Erfolg interdisziplinärer Zusammenarbeit in ­diversen Teams überzeugt. Das ist der Weg, der uns zu den Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen – die Grand Challenges – führt.“

An der RWTH sind wir vom Erfolg interdisziplinärer Zusammenarbeit in diversen Teams überzeugt. Das ist der Weg, der uns zu den Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen – die Grand Challenges – führt.

Professor Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen

Die Profilbereiche leisten aber auch einen Beitrag zur wissenschaftlichen Förderung junger Talente. Sie geben Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern die Möglichkeit, das internationale Forschungsprofil der RWTH Aachen mitzugestalten, interdisziplinäre Forschungsansätze kennenzulernen, Forschungsergebnisse nutzbringend in die Gesellschaft zu übertragen und ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen. Was das konkret heißt? Ein Beispiel: Über das Förderformat der „Speed Funds“ unterstützen die RWTH Profilbereiche Masterarbeiten von talentierten Studierenden. Gemeinsam mit der Hans Hermann Voss-Stiftung werden seit dem Wintersemester 2020/21 Mittel zur Verfügung gestellt, um Konzepte zu erproben, Ideen in Prototypen umzusetzen und Ergebnisse auf internationalen Konferenzen vorzustellen.

Stärke von NeuroSys ist die projektübergreifende Zusammenarbeit.
© Peter Winandy Stärke von NeuroSys ist die projektübergreifende Zusammenarbeit.

Energieeffiziente Hardware für KI

Energieeffiziente neuromorphe Hardware wird als Schlüssel für den breiten Einsatz von KI in der Medizintechnik und Sensornetzwerken gesehen, beispielsweise für autonome Fahrzeuge. Der Zukunftscluster „NeuroSys – Neuromorphe Hardware für autonome Systeme der künstlichen Intelligenz“ der RWTH Aachen verbindet dazu, als Zusammenschluss aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichen Akteuren, die Profilbereiche Material Science and Engineering (MatSE) und den Profilbereich Information and Communication Technologies (ICT).

Neue Ära in der Medizin

Der Ansatz des sich derzeit in der Ausarbeitung befindenden Exzellenzclusterantrags „Transformative Medical Materials: Design, Production, Translation“ (TransMedMat) besteht darin, eine neue Ära der Medizin einzuleiten, die durch Entwicklung und Anwendung neuartiger transformativer biomedizinischer Materialien ermöglicht wird. Diese sind in der Lage, sich an biologische Schnittstellen anzupassen und mit ihnen im menschlichen Körper zu interagieren. Anwendungen des Projekts aus dem Profilbereich Medical Science & Technology (MedST) sind in vitro Organmodelle für die Erprobung von Therapien, biotronische Reparatursysteme für Hirn- und Nervenerkrankungen, regenerative Implantate für zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen sowie Wirkstoffträgersysteme.

Mit lokalen Rohstoffen

Ziel von Bio4MatPro ist die biologische Transformation von Schlüsselindustrien wie Textil, Chemie, Medizintechnik und Konsumgüter sowie im Bereich Leichtbau. Durch die Umstellung von petrochemisch basierten Grundstoffen auf lokale, nachwachsende Rohstoffe wird in dem Kompetenzzentrum die Entwicklung einer ressourceneffizienten Bioökonomie-Modellregion im Rheinischen Revier samt Inkubator angestrebt. Bio4MatPro ist damit ein zentrales Projekt des Profilbereichs Molecular Science & Engineering (MSE).

Prozesse entwirren

Prozesse sind in unserem Alltag allgegenwärtig: bei jeder Onlinebestellung, bei jeder Bezahlung mit einer Kreditkarte, in ­Unternehmen, Institutionen, bei der Produktion in Fabriken. Process Mining heißt das Forschungsfeld, welches sich der Herausforderung annimmt, diese Prozesse im Sinne der Nutzerinnen und Nutzer zu entwirren. Die Forschung – ein Thema aus dem Profilbereich Information & Communication Technology (ICT) – bewegt sich beispielsweise an der Schnittstelle zwischen Daten und gelebten Prozessen und hat in der Praxis zur Gründung des Unternehmens Celonis beigetragen, das mit einer Marktbewertung von über 11 Mrd. Dollar aktuell zu den wertvollsten Start-ups in Europa zählt.

Saubere Kraftstoffe

Mission des Exzellenzclusters The Fuel Science Center – Adaptive Umwandlungssysteme für erneuerbare Energie und Kohlenstoffquellen (FSC), das 150 Forscherinnen und Forscher insbesondere aus dem Profilbereich Energy, Chemical & Process Engineering (ECPE) umfasst, ist die Umgestaltung der Mobilität für eine nachhaltige Zukunft. Ansatz ist die Umwandlung von erneuerbarer Elektrizität zusammen mit biomassebasierten Rohstoffen und CO2 zu sogenannten Bio-hybrid Fuels, die eine hocheffiziente und saubere Verbrennung ermöglichen.

Im Fokus: die biologische Transformation von Schlüsselindustrien.
© Peter Winandy Im Fokus: die biologische Transformation von Schlüsselindustrien.

Unsere Lebenswelt ­ gestalten

Unsere Lebenswelt wollen wir in Zukunft so gestalten, dass sie nachhaltiger, klimagerechter, ressourcenschonender und in diesem Sinne überlebensfähig wird. Aber wie kann das aussehen? Das Bauwesen gilt beispielsweise als ein großer Treiber des Klimawandels. Gleichzeitig ist die bebaute Umwelt in hohem Maße durch den Klimawandel herausgefordert. Klimaschutz und Klimaanpassung werden damit zur Zukunftsaufgabe des Bauwesens. Hier setzt die Forschung des Profilbereichs Built and Lived Environment (BLE) an.

Entscheidungen durch Simulation unterstützen

Trotz immenser Fortschritte in den Simulationswissenschaften gibt es viele gesellschaftlich und wissenschaftlich relevante Fragestellungen, welche mit klassischen Computermodellen nur unzureichend ­beantwortet werden können. Beispiele sind die simulative Leistungsbeurteilung von Windkraftanlagen und die Vorhersage der Auswirkung von Naturgefahren. Der Profilbereich Modeling & Simulation Sciences entwickelt Modellierungs- und Simulationsmethoden, welche Entscheidungsfindungen in hochkomplexen Systemen unterstützen.

Für eine nachhaltige Luftfahrt

Das Production Launch Center Aviation (PLCA) schließt die Lücke zwischen Forschung und Anwendung im Bereich der Fertigung effizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher Komponenten für die Luftfahrt. Im Mittelpunkt stehen die Produktionsprozesse. Das im Rahmen des Strukturwandels im Rheinischen Revier geförderte Vorhaben in Kooperation des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie IPT, des Access e. V., der MTU Aero Engines AG und der RWTH ist Teil des Profilbereichs Production Engineering (ProdE).

Interdisziplinäre Zusammenarbeit an neuen Simulationsmethoden.
© Peter Winandy Interdisziplinäre Zusammenarbeit an neuen Simulationsmethoden.
Sichere, fahrerlose Mobilität: Das Projekt UNICARagil zeigt Wege auf.
© Andreas Schmitter Sichere, fahrerlose Mobilität: Das Projekt UNICARagil zeigt Wege auf.

Fahrerlos unterwegs – aber sicher

Im Projekt UNICARagil entwickelte ein universitätsübergreifendes Konsortium binnen fünf Jahren eine vollständig neue Architektur, Konzepte und Software für fahrerlose Fahrzeuge – und hat gezeigt, wie fahrerloses Fahren sicher funktionieren kann. Als Teil des Profilbereiches Mobility & Transport Engineering (MTE) wurden in UNICARagil vier vollständig autonome Prototypen aufgebaut, die komplexe Aufgaben aus dem individuellen und öffentlichen Verkehr sowie des Gütertransports erfüllen können.

3 Fragen an ...

… Professorin Sandra Korte-Kerzel ist Prorektorin für Forschung der RWTH Aachen. Die Leiterin des Instituts für Metallkunde und Materialphysik der Fakultät für Georessourcen und Werkstofftechnik, blickt auf das Potenzial der Profilbereiche.

Warum ist es wichtig, Interdisziplinarität nicht nur zu fordern, sondern dafür auch eine Struktur in Form der Profilbereiche zu geben?
Interdisziplinarität lebt von der Kreativität, die entsteht, wenn Menschen aus den Disziplinen zusammenkommen, sich austauschen, gemeinsam auf ihre Herausforderungen blicken und dabei so häufig erkennen, dass sie gemeinsam fantastische Lösungen finden können. Persönlicher Austausch und die gemeinsame Begeisterung dafür, neue Projekte anzugehen, sind damit der Schlüssel zum Erfolg. Die Profilbereiche bieten genau dafür Raum.

Prof. Sandra Korte
© Carl Brunn

Wie haben die Profilbereiche die RWTH verändert?
Sie haben die RWTH noch lebendiger gemacht und uns Forschende in größeren, diverseren Teams vereint. Der Spaß an der Forschung und den gemeinsamen Erfolgen ist praktisch greifbar – und mit ihm der Ansporn, immer wieder neue und ehrgeizige Ziele zu verfolgen.

Welche Erwartungen haben Sie an die Profilbereiche?
Sie bleiben die flexiblen und spannenden Orte unserer Forschung, die unsere Studierenden und Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler inspirieren und fördern und damit auch in die Welt ausstrahlen.

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