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Arbeiter in einem Stahlwerk

Kassel Institute forscht mit einmaligem Konzept

09. Oktober 2025
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Ein Beitrag der Universität Kassel

Das Kassel Institute for Sustainability, gegründet im Jahr 2022, verfolgt ein bundes­weit ein­maliges Konzept: Es verbindet universitäre Forschung mit den 17 Nach­haltig­keits­zielen der Vereinten Nationen (­Sustainable Development Goals, SDG). Spitzen­wissen­schaftlerinnen und Wissen­schaftler aus verschiedenen Disziplinen arbeiten entlang der Agenda 2030 mit dem Titel „Zur Transformation unserer Welt“ und unter­suchen die Chancen und Heraus­forderungen nach­haltiger Entwicklung.

Im Kassel Institute for Sustainability wird damit die gesamte Breite der Frage­stellungen, Problematiken und Chancen der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft inter- und trans­disziplinär erforscht. Drei Kern­charakteristika prägen dabei die Arbeit: Die Forschung im Kassel Institute verbindet eine normativ-kritische Nachhaltig­keits­analyse mit lösungs­orientierter Forschung in konkreten Anwendungs­bereichen. Sozial-ökologische Transformations­aspekte werden darüber hinaus ganzheitlich beforscht. Das Selbst­verständnis des innovativen Nach­haltigkeits­instituts: „Wir verstehen uns als Brücke zwischen Wissen und Handeln.“

Seit seiner Gründung ist das Kassel Institute stark gewachsen. Heute umfasst es eine Vielzahl von Professuren und Forschungs­bereichen, die die SDG in ihrer ganzen Breite abdecken – von Energie- und Klima­fragen über Biodiversität, Gesundheit und Land­nutzung bis hin zu Rechts­wissenschaft, Governance und kulturellen Dimensionen von Nach­haltigkeit. Damit hat sich das Institut zu einem zentralen Knoten­punkt für innovative Nach­haltigkeits­forschung entwickelt. Die vier Kern­professuren zeigen die Bandbreite.

Mehrere Paranüsse in einer Hand
© iStock Ein weiteres Projekt untersucht, wie Umweltzerstörung und Gesundheit im peruanischen Regenwald zusammenhängen. Agroforst­systeme etwa mit Paranussanbau stärken die Resilienz auch bei der Bevölkerung.

Geoökologe und ­Soziologe Andreas Braun gehört zu den Gründungs­professorinnen und -professoren des neuen Nach­haltig­keits­instituts, das er mit aufbaut. Brauns Fachbereich sind die Ökologischen Agrar­wissenschaften, sein Fach­gebiet die Human-Environment Interactions. Mit seinem Team unter­sucht er, beispiels­weise in Lateinamerika, Zusammen­hänge zwischen der menschlichen Nutzung ­insbesondere von Landschaften und deren ökologischen Konsequenzen. Dabei wird eine große Breite von Ansätzen der Umwelt- und Umwelt­sozial­wissenschaft verfolgt. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Begriff der Resilienz in Mensch-Umwelt-Systemen.

Rechtswissenschaftler Andreas Fischer-Lescano hat seit 2022 die Professur „Just Transitions“ inne. Zuvor lehrte er Öffentliches Recht, Europarecht, Inter­nationales Recht und Rechts­theorie an der Universität Bremen. An der Universität Kassel bringt er ein Projekt der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (DFG) mit Fragen der „Eigenrechte der Natur“ ein. Parallel arbeitet er in inter­disziplinärer Perspektive zu Fragen der sozial-ökologischen Transformation und kooperiert in seinem Projekt „Recht gegen rechts“ mit zivilgesellschaftlichen Akteuren in Kassel.

Neue Studiengänge zur Nachhaltigkeit

Stefan Lechtenböhmer arbeitet seit mehr als 30 Jahren an der Energie­wende und ist ein führender Experte für die nach­haltige Transformation des Industrie­systems. Bis 2023 war er Abteilungs­leiter am renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und seit 2015 Honorar­professor an der Universität Lund in Schweden. Vor seiner Ernennung in Kassel leitete er überdies den wissenschaftlichen Teil der Initiative IN4climate.NRW. Lechten­böhmer gestaltet in Kassel die ­anwendungs- und vor allem lösungs­orientierte Nach­haltigkeits­forschung mit und stärkt so Nachhaltigkeit als Quer­schnitts­thema der Universität Kassel.

Es fehlt an spezifischem Wissen darüber, wie wir den nötigen Wandel konkret steuern können.

Andra-Iona Horcea-Milcu, Professorin für Cultures of Sustainability

Andra-Iona Horcea-Milcu arbeitete als Nachhaltigkeits­wissen­schaftlerin am Helsinki Institute of Sustainability Science, an der Babeș-Bolyai Universität in Cluj-Napoca und am Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam. Sie ist eine der Haupt­autorinnen und -autoren der Inter­governmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Horcea-Milcu forscht an der Schnitt­stelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft und untersucht etwa in ihrem Forschungs­projekt LEVER, ob ein stärkeres Werte­bewusstsein Menschen zu nach­haltigeren Entscheidungs­prozessen führen kann. „Wir verfügen heute über ein solides analytisches Verständnis von sozial-ökologischen Problemen, aber es fehlt uns an spezifischem Wissen darüber, wie wir den nötigen Wandel konkret steuern können“, erklärt sie.

Neben der Forschung legt das Kassel Institute großen Wert auf die Verbindung von Wissenschaft und Lehre. An der Universität Kassel wurden neue Nach­haltig­keits­studien­gänge entwickelt, die ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen gleicher­maßen berücksichtigen. Ziel ist es, Studierende in die Lage zu versetzen, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, inter­disziplinär zu denken und Lösungen für die Transformation von morgen zu entwickeln. Die Nach­haltigkeits­studien­gänge eröffnen damit eine 360-Grad-Perspektive für Studierende: uni-kassel.de/go/unikassel360grad

Drei Fragen an …

Andreas Braun ist Professor für Human Environment Interactions am Kassel Institute for Sustainability. Er gehört als Kern­professor zum vierköpfigen Leitungs­team des Nach­haltigkeits­instituts.

Was macht das Nachhaltigkeits­institut für Sie so besonders?
Letztlich treibt uns alle der Wunsch, die Welt besser zu machen. Wir arbeiten mit einem kritischen und umfassenden Nach­haltigkeits­begriff, der auch auf globale Gerechtigkeits­fragen abstellt, das heißt, es geht nicht nur um Green Growth, sondern letztlich auch um Umverteilung von Wohlstand.

Ein Portraitbild von Andreas Braun
© Irma Mantilla

Was zeichnet Nach­haltigkeits­forschung in Kassel aus?
Das Kassel Institute begeistert mich. Hier interessieren wir uns sowohl für materielle Bedarfe (sozio-ökologische Interaktionen, sozio-technische Systeme, resiliente Räume und globale Wohl­fahrts­praktiken) als auch für normative Dimensionen (Demokratie, Gerechtigkeit und Reflexivität). Damit haben wir ein innovatives, anders­artiges Konzept, über Nach­haltig­keit nach­zu­denken.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie mit Ihrer Forschung?
Eine große und dauerhafte Heraus­forderung ist die Transformation der Wissenschaft selbst. Was braucht es, damit diese optimal zur Nachhaltigkeit beitragen kann? Welche Rolle spielen Inter- und Transdisziplinarität und wie müssen Erkenntnis­modelle angepasst und verändert werden? Ich arbeite mit meiner inter­disziplinären Gruppe, mit Promovierenden und Kolleginnen und Kollegen hier auch erkenntnis­theoretisch.

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