
Mit KI ent-stressen?
AnzeigeDem permanenten Druck einer komplexen Welt zu entfliehen ist schwer: Termine, Wohnungs- und Arbeitssuche, Erziehung, Erwartungen und Beschwerden sind nur eine Auswahl verschiedener Umstände, die Stress bei Menschen auslösen können. Von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter ist der immer wiederkehrende Druck ein Dauerbegleiter, mit denen Mensch umgehen muss.
Die Art und Weise, mit Stress umzugehen, wird in der Forschung „Coping“ genannt. An der Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg widmet sich das seit Januar 2024 laufende Verbundforschungsprojekt „AI4Coping“ eben dieser Stressbewältigung im Alltag – und zwar unter Zuhilfenahme von Künstlicher Intelligenz (KI, im engl. AI).
„Durch den Einsatz von KI und modernster Technik können maßgeschneiderte Stressbewältigungsstrategien entwickelt werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen zugeschnitten sind“, sagt Prof. Dr. Karin Meißner, Sprecherin des Verbundforschungsprojekts. Gerade bei der Sammlung und Auswertung von Daten können KI-Systeme schnell und umfangreicher helfen. Durch kontinuierliches Feedback können trainierte KI-Modelle Anpassungen und Empfehlungen in Echtzeit abgeben, um eine individuell angepasste Stressbewältigung zu ermöglichen.
Das interdisziplinäre Team des Projekts AI4Coping nimmt unter Verwendung modernster Technologien wie Virtueller Realität, Sprachmodellierung und maschinellem Lernen verschiedene Aspekte der Stressbewältigung unter die Lupe. So beschäftigt sich eines der Teilprojekte mit der Bewältigung von Stress durch Prüfungsangst von Studierenden – ein Zweites nimmt virtuelle Realitäten in den Fokus, um Menschen mit Bewegungseinschränkungen einen entspannenden Waldspaziergang zu ermöglichen. Dabei wird auch erforscht, welchen Einfluss Gerüche auf die virtuelle Erfahrung haben.
Wer unter erhöhter Ansteckungsangst leidet, soll ein virtuelles Hygienetraining absolvieren können. Dabei wird der Nutzen der virtuellen Unterstützung durch Messung der Stressreaktion und Selbstregulationskompetenz bewertet und laufend verbessert. Im vierten Teilprojekt werden schließlich die individuelle und gesellschaftliche Akzeptanz der verantwortungsvollen Nutzung von KI in der Gesundheitsförderung erforscht und ethische Aspekte diskutiert.
Ziel des Verbundprojekts ist schließlich, die Forschungsergebnisse in einer Toolbox an effizienten Stressbewältigungsansätzen anzubieten, die zur Gesundheit und Resilienz der Menschen beitragen, erklärt Prof. Meißner: „Diese Toolbox soll individuell anpassbar sein und lässt sich auf weitere Nutzer:innengruppen und Situationen übertragen, was eine breite Anwendbarkeit und langfristige Nutzung der Forschungsergebnisse ermöglicht.“ Die Zusammenarbeit mit regionalen Praxis- und Wissenschaftskooperationen wird während der dreijährigen Projektdauer vertieft und ausgebaut, um den Weg für nachhaltige Innovationen sowie Firmengründungen in Oberfranken zu ebnen.
Insgesamt zehn Studien in vier Teilprojekten mit Promovierenden sollen über einen Zeitraum von drei Jahren entstehen und spannende Einblicke in den Bereich Stressbewältigung geben. Die Forschergruppe besteht aus neun Professor:innen der Hochschule Coburg mit Expertise in den Bereichen Informatik, Gesundheitsförderung und Prävention, Neurowissenschaften, Bioanalytik, Betriebswirtschaftslehre und Sozialer Arbeit. Das Projekt wird mit knapp 715.000 Euro aus dem bayerischen Förderprogramm für angewandte Forschung und Entwicklung gefördert und soll sich langfristig an der Hochschule Coburg etablieren.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit kommt nicht von ungefähr: Um den Forschungsschwerpunkt Gesundheit und das Forschungsfeld KI und Informationstechnologie dreht sich an der Hochschule Coburg auch das neu etablierte Promotionszentrum „Analytics4Health“. Dort werden Forschungsaktivitäten rund um Gesundheit und das Wohlbefinden von Menschen im Kontext ihrer Umwelt in den Bereichen Bioanalytik, Gesundheits- und Datenwissenschaften untersucht und Promotionen direkt an der Hochschule ermöglicht. AI4Coping ist eines der ersten Forschungsprojekte, in denen an der Hochschule selbständig promoviert werden kann.
Drei Fragen an…
Prof. Dr. Martin Synold, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an der Hochschule Coburg. Er ist zuständig für das eigenständige Promotionszentrum „Analytics4Health“ der Hochschule sowie das Promotionszentrum „Nachhaltige und intelligente Systeme“ im Verbund mit den THs Würzburg-Schweinfurt und Aschaffenburg.
Was sind die Forschungsschwerpunkte des Promotionszentrum Analytics4Health?
Technologieunterstützte Gesundheitsförderung ist eines der Kernziele von „Analytics4Health“. Nicht nur in ländlich geprägten Regionen zeigen sich zunehmend Herausforderungen, die mit dem Wunsch nach selbstbestimmten Leben bis ins hohe Alter, beruflichen Rahmenbedingungen in einer alternden Gesellschaft, Fachkräftemangel sowie Ressourcenknappheit in Einklang gebracht werden müssen. Hier bedarf es innovativer Maßnahmen, um Leistungsfähigkeit und Wirkungskreis sowie Gesundheit und Wohlbefinden nachhaltig zu fördern. „Analytics4Health“ liefert durch die fachliche Fokussierung und mit disziplinübergreifender Zusammenarbeit von 18 Professorinnen und Professoren aus den Bereichen Bioanalytik, Gesundheits- und Datenwissenschaften sowie Sozialer Arbeit hierzu einen wesentlichen Beitrag. Das ist in dieser Form einmalig in Deutschland!

Welche Bedeutung hat das Promotionsrecht für eine Hochschule für angewandte Wissenschaften?
Über ein Promotionsrecht verfügten in Bayern bisher nur die Universitäten. Deshalb unterstreicht die Verleihung eines fachlich begrenzten Promotionsrechts an eine Hochschule deren herausragende wissenschaftliche Kompetenz und Forschungsstärke. Exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern kann damit eine sehr gute Zukunftsperspektive in einer fördernden Umgebung gegeben werden. Das Promotionsrecht schärft das Profil einer Hochschule und fördert darüber hinaus deren Reputation im internationalen Maßstab.
Welchen konkreten Nutzen hat die Gesellschaft davon, dass an der Hochschule promoviert werden kann?
Hochschulen für angewandte Wissenschaften pflegen auch in der Forschung einen partnerschaftlichen Kontakt zu den Stakeholdern in Gesellschaft und Wirtschaft. Die untersuchten wissenschaftlichen Themen besitzen damit in der Regel eine hohe Praxisrelevanz, sodass deren Lösungen wieder direkt in die Gesellschaft zurück transferiert werden können; es entsteht eine Art Win-Win-Situation. Vielfach entstehen aus Promotionen dann Patente oder erfolgreiche Promovenden gründen Start-Ups.

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