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Im Profilbereich BLE bringen Forschende verschiedener Fakultäten ihre Expertise in eine kollaborative Forschung zur Transformation des Bauwesens ein.

Nachhaltig, klima­gerecht, ressourcen­schonend die Lebens­welt gestalten

17. Oktober 2024
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Ein Beitrag der RWTH Aachen

Im Profilbereich BLE bringen Forschende verschiedener Fakultäten ihre Expertise in eine kollaborative Forschung zur Transformation des Bauwesens ein.

Unsere Lebenswelt wollen wir in Zukunft so gestalten, dass sie nach­haltiger, klima­gerechter, ressourcen­schonender und in diesem Sinne überlebens­fähig wird. Aber wie kann das aussehen? Das Bauwesen gilt beispiels­weise als ein großer Treiber des Klima­wandels. Gleich­zeitig ist die bebaute Umwelt in hohem Maße durch den Klimawandel heraus­gefordert. Klima­schutz und Klima­anpassung werden damit zur zentralen Zukunfts­aufgabe des Bauwesens. Hier setzt die Forschung des neuen Profil­bereichs „Built and Lived Environment“ (kurz BLE) der RWTH Aachen an und unter­sucht insbesondere Nachhaltig­keits­gewinne, die im Wechsel­spiel von innovativem Bauen, menschlicher Nutzung und gesellschaftlicher Einbettung liegen.

Im Profilbereich BLE bringen Forschende verschiedener Fakultäten der RWTH Aachen ihre Expertise aus Architektur- und Ingenieur­wissenschaft, Geistes- und Sozial­wissenschaft, Wirtschafts­wissenschaft sowie Gesundheits­wissenschaft in eine kollaborative Forschung zur Transformation des Bauwesens ein. Durch eine inter- und trans­disziplinäre Perspektive sollen neue Antworten auf Frage­stellungen eines nach­haltigen, dekarbonisierten und klima­neutralen Bauens gefunden werden. Die Verknüpfung architektonisch-bau­technischer Ansätze mit solchen der Ökonomie, Technik­soziologie und Medizin sowie die Fokussierung auf räumliche Aspekte der Transformation stehen dabei im Mittelpunkt.

Der Profilbereich erhielt Ende 2023 eine Förderung im Rahmen der Initiative „Profil­bildung 2022“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW). Die Förderung des MKW ermöglicht drei Fokus­projekte in Zusammen­arbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren: Ein regionales „Kompetenz­netz­werk Raum-Wasser-Bauen“ zur wasser­sensiblen Entwicklung in der Region Aachen mit Fokus auf hoch­wasser­sichere Gebiete und Quartiere; ein städtischer Kooperations­raum NetZeroCity Aachen“, der auf das Ziel der Stadt Aachen hinarbeitet, bis 2030 klima­neutral zu werden; ein „Experimentier­raum Mensch-Gebäude-Quartier“, in dem innovative Ansätze zur Schaffung gesunder Lebens-räume in Zeiten von Klimawandel und Ressourcen­knappheit erforscht werden.

Wie diese Fokusprojekte verdeutlichen, zielt BLE auf Lösungen, die über technologische Innovationen hinausgehen und räumlich sowie gesellschaftlich integriert sind. Dabei werden akteurs­orientierte Methoden systematisch in Forschung und Entwicklung eingebracht.


Interview mit Professor Frank Lohrberg, Sprecher des Profilbereichs:

Unsere Lebenswelt wollen wir in Zukunft so gestalten, dass sie nach­haltiger, klima­gerechter, ressourcen­schonender und in diesem Sinne überlebens­fähig wird. Wie kann das aussehen?
Dieses Ziel sollte sich in verschiedenen Bereichen unseres Alltags wider­spiegeln. Städte müssen durch mehr grüne Infra­struktur an den Klimawandel, v.a. Stark­regen und Hitze­perioden angepasst werden. Wir brauchen emissions­freie Verkehrs­systeme und Gebäude, die energie­effizient gebaut oder modernisiert werden. In der Landwirtschaft und der Lebens­mittel­produktion sollte der Fokus auf regenerative Methoden und die Reduzierung von Abfall gelegt werden. Zudem muss der Konsum durch Kreis­lauf­wirtschaft und Wieder­verwendung von Materialien reduziert und nach­haltiger gestaltet werden.

Professor Frank Lohrberg
Professor Frank Lohrberg

Welche Themen nimmt BLE dabei gezielt in den Fokus?
Der Profilbereich nimmt eine Reihe zentraler Themen in den Fokus, die sich mit der nach­haltigen Gestaltung und Nutzung von Lebens­räumen aus­einander­setzen:

  • Dekarbonisiertes Bauen: Wie können innovative Materialien und Entwurfs­prinzipien im Bauwesen dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und den Ressourcen­verbrauch zu minimieren? Welche Ansätze gibt es für eine nachhaltigere Material­nutzung?
  • Erhalt und Aktivierung des Bestandes: Welche Planungs- und Bau­lösungen sind notwendig, um bestehende Gebäude so zu schützen, zu sanieren und anzupassen, dass sie sowohl historische und kulturelle Werte als auch nach­haltige Energie- und Material­nutzung berücksichtigen?
  • Klimawandel- und Klimaanpassung: Wie können Infrastrukturen, Raum­strukturen und Gebäude an den Klima­wandel angepasst werden, um zukünftige Krisen wie Über­schwemmungen oder Hitze­wellen besser zu bewältigen? Welche Rolle spielen dabei sozio­kulturelle Anpassungen?
  • Gesunde Lebensräume: Wie können Städte so transformiert werden, dass sie trotz fort­schreitender Urbanisierung gesunde Lebens­räume bieten und bspw. sommerliche Über­hitzung vermeiden? Welche Ansätze sind notwendig, um den urbanen Raum sowohl ökologisch als auch förderlich für Gesundheit und Wohl­befinden zu gestalten?

Welche Perspektiven braucht es dazu?
Um eine nachhaltige, klima­gerechte und ressourcen­schonende Lebens­welt zu gestalten, müssen verschiedene Disziplinen zusammen­arbeiten:

  • Umwelt- und Lebenswissenschaften: Sie liefern die Grundlagen, um ökologische Zusammen­hänge zu verstehen und klima­freundliche Maßnahmen zu entwickeln.
  • Ingenieurwesen: Innovative Technologien sind entscheidend, um erneuerbare Energien, Energie­effizienz und nachhaltige Infra­strukturen zu fördern.
  • Stadtplanung und Architektur: Nachhaltige Stadtentwicklung und umwelt­freundliche Bauweisen spielen eine zentrale Rolle für ressourcen­schonende Lebens­räume.
  • Wirtschaftswissenschaft: Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Ressourcen effizient genutzt und wieder­verwendet werden, erfordert wirtschaftliche Modelle, die Nachhaltigkeit belohnen.
  • Politikwissenschaft und Technik­soziologie: Diese Disziplinen tragen dazu bei, die Wechsel­wirkungen zwischen Gesellschaft und gebauter/gelebter Umwelt sowohl auf der Ebene der Governance als auch auf der Ebene der Adaption zu verstehen.
  • Gesundheitswissenschaft und Psychologie: Diese Disziplinen helfen zu verstehen, wie die gebaute Umwelt und die menschlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen besser aufeinander abgestimmt werden können, um gesünder und nachhaltiger zu leben.

Nur durch das Zusammenspiel dieser und weiterer Perspektiven lassen sich ganzheitliche Lösungen entwickeln.

Welchen Anspruch verfolgt der Profil­bereich an eine gelebte Umwelt?
Der Profilbereich verfolgt den Anspruch, eine gelebte Umwelt zu schaffen, die die sowohl ökologisch als auch sozial nach­haltig ist. Im Fokus steht dabei die Gestaltung und das Management von gebauten und natürlichen Räumen, die den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht werden, ohne die Ressourcen zukünftiger Generationen zu gefährden. Dabei gilt es, gesellschaftlich integrierbare Lösungen zu entwickeln, die sich an den Akteurinnen und Akteuren des jeweiligen Kontexts orientieren.

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