Nachhaltig, klimagerecht, ressourcenschonend die Lebenswelt gestalten
AnzeigeIm Profilbereich BLE bringen Forschende verschiedener Fakultäten ihre Expertise in eine kollaborative Forschung zur Transformation des Bauwesens ein.
Unsere Lebenswelt wollen wir in Zukunft so gestalten, dass sie nachhaltiger, klimagerechter, ressourcenschonender und in diesem Sinne überlebensfähig wird. Aber wie kann das aussehen? Das Bauwesen gilt beispielsweise als ein großer Treiber des Klimawandels. Gleichzeitig ist die bebaute Umwelt in hohem Maße durch den Klimawandel herausgefordert. Klimaschutz und Klimaanpassung werden damit zur zentralen Zukunftsaufgabe des Bauwesens. Hier setzt die Forschung des neuen Profilbereichs „Built and Lived Environment“ (kurz BLE) der RWTH Aachen an und untersucht insbesondere Nachhaltigkeitsgewinne, die im Wechselspiel von innovativem Bauen, menschlicher Nutzung und gesellschaftlicher Einbettung liegen.
Im Profilbereich BLE bringen Forschende verschiedener Fakultäten der RWTH Aachen ihre Expertise aus Architektur- und Ingenieurwissenschaft, Geistes- und Sozialwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft sowie Gesundheitswissenschaft in eine kollaborative Forschung zur Transformation des Bauwesens ein. Durch eine inter- und transdisziplinäre Perspektive sollen neue Antworten auf Fragestellungen eines nachhaltigen, dekarbonisierten und klimaneutralen Bauens gefunden werden. Die Verknüpfung architektonisch-bautechnischer Ansätze mit solchen der Ökonomie, Techniksoziologie und Medizin sowie die Fokussierung auf räumliche Aspekte der Transformation stehen dabei im Mittelpunkt.
Der Profilbereich erhielt Ende 2023 eine Förderung im Rahmen der Initiative „Profilbildung 2022“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW). Die Förderung des MKW ermöglicht drei Fokusprojekte in Zusammenarbeit mit lokalen Akteurinnen und Akteuren: Ein regionales „Kompetenznetzwerk Raum-Wasser-Bauen“ zur wassersensiblen Entwicklung in der Region Aachen mit Fokus auf hochwassersichere Gebiete und Quartiere; ein städtischer Kooperationsraum NetZeroCity Aachen“, der auf das Ziel der Stadt Aachen hinarbeitet, bis 2030 klimaneutral zu werden; ein „Experimentierraum Mensch-Gebäude-Quartier“, in dem innovative Ansätze zur Schaffung gesunder Lebens-räume in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit erforscht werden.
Wie diese Fokusprojekte verdeutlichen, zielt BLE auf Lösungen, die über technologische Innovationen hinausgehen und räumlich sowie gesellschaftlich integriert sind. Dabei werden akteursorientierte Methoden systematisch in Forschung und Entwicklung eingebracht.
Interview mit Professor Frank Lohrberg, Sprecher des Profilbereichs:
Unsere Lebenswelt wollen wir in Zukunft so gestalten, dass sie nachhaltiger, klimagerechter, ressourcenschonender und in diesem Sinne überlebensfähig wird. Wie kann das aussehen?
Dieses Ziel sollte sich in verschiedenen Bereichen unseres Alltags widerspiegeln. Städte müssen durch mehr grüne Infrastruktur an den Klimawandel, v.a. Starkregen und Hitzeperioden angepasst werden. Wir brauchen emissionsfreie Verkehrssysteme und Gebäude, die energieeffizient gebaut oder modernisiert werden. In der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion sollte der Fokus auf regenerative Methoden und die Reduzierung von Abfall gelegt werden. Zudem muss der Konsum durch Kreislaufwirtschaft und Wiederverwendung von Materialien reduziert und nachhaltiger gestaltet werden.
Welche Themen nimmt BLE dabei gezielt in den Fokus?
Der Profilbereich nimmt eine Reihe zentraler Themen in den Fokus, die sich mit der nachhaltigen Gestaltung und Nutzung von Lebensräumen auseinandersetzen:
- Dekarbonisiertes Bauen: Wie können innovative Materialien und Entwurfsprinzipien im Bauwesen dazu beitragen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und den Ressourcenverbrauch zu minimieren? Welche Ansätze gibt es für eine nachhaltigere Materialnutzung?
- Erhalt und Aktivierung des Bestandes: Welche Planungs- und Baulösungen sind notwendig, um bestehende Gebäude so zu schützen, zu sanieren und anzupassen, dass sie sowohl historische und kulturelle Werte als auch nachhaltige Energie- und Materialnutzung berücksichtigen?
- Klimawandel- und Klimaanpassung: Wie können Infrastrukturen, Raumstrukturen und Gebäude an den Klimawandel angepasst werden, um zukünftige Krisen wie Überschwemmungen oder Hitzewellen besser zu bewältigen? Welche Rolle spielen dabei soziokulturelle Anpassungen?
- Gesunde Lebensräume: Wie können Städte so transformiert werden, dass sie trotz fortschreitender Urbanisierung gesunde Lebensräume bieten und bspw. sommerliche Überhitzung vermeiden? Welche Ansätze sind notwendig, um den urbanen Raum sowohl ökologisch als auch förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden zu gestalten?
Welche Perspektiven braucht es dazu?
Um eine nachhaltige, klimagerechte und ressourcenschonende Lebenswelt zu gestalten, müssen verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten:
- Umwelt- und Lebenswissenschaften: Sie liefern die Grundlagen, um ökologische Zusammenhänge zu verstehen und klimafreundliche Maßnahmen zu entwickeln.
- Ingenieurwesen: Innovative Technologien sind entscheidend, um erneuerbare Energien, Energieeffizienz und nachhaltige Infrastrukturen zu fördern.
- Stadtplanung und Architektur: Nachhaltige Stadtentwicklung und umweltfreundliche Bauweisen spielen eine zentrale Rolle für ressourcenschonende Lebensräume.
- Wirtschaftswissenschaft: Die Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Ressourcen effizient genutzt und wiederverwendet werden, erfordert wirtschaftliche Modelle, die Nachhaltigkeit belohnen.
- Politikwissenschaft und Techniksoziologie: Diese Disziplinen tragen dazu bei, die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und gebauter/gelebter Umwelt sowohl auf der Ebene der Governance als auch auf der Ebene der Adaption zu verstehen.
- Gesundheitswissenschaft und Psychologie: Diese Disziplinen helfen zu verstehen, wie die gebaute Umwelt und die menschlichen Bedürfnisse und Verhaltensweisen besser aufeinander abgestimmt werden können, um gesünder und nachhaltiger zu leben.
Nur durch das Zusammenspiel dieser und weiterer Perspektiven lassen sich ganzheitliche Lösungen entwickeln.
Welchen Anspruch verfolgt der Profilbereich an eine gelebte Umwelt?
Der Profilbereich verfolgt den Anspruch, eine gelebte Umwelt zu schaffen, die die sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig ist. Im Fokus steht dabei die Gestaltung und das Management von gebauten und natürlichen Räumen, die den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht werden, ohne die Ressourcen zukünftiger Generationen zu gefährden. Dabei gilt es, gesellschaftlich integrierbare Lösungen zu entwickeln, die sich an den Akteurinnen und Akteuren des jeweiligen Kontexts orientieren.
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