Nachhaltige Karriere mit Wirkung – die HAW-Professur

Professor Reiff-Stephan, Sie leiten an der Technischen Hochschule Wildau die Studien­gänge Automatisierungs­technik und Automatisierte Energie­systeme sowie die Forschungs­gruppe iC3@Smart Production. Was hat Sie letztlich dazu bewogen, eine HAW-Professur anzunehmen und wie war Ihr persönlicher Weg in die Professur?
Bereits während meines eigenen Studiums hat es mich begeistert, wie Hoch­schul­lehre junge und berufs­erfahrene Menschen zusammen­bringt – und wie beide Seiten davon profitieren. Diese Begeisterung ließ mich auch nach meinem (vorüber­gehenden) Ausscheiden aus der institutionellen Forschung nicht los. Daher war ich schon lange vor meiner Berufung an die Technische Hochschule Wildau als Dozent an verschiedenen Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften tätig.

Dabei haben mich Fragestellungen rund um das Thema Digitalisierung, insbesondere im Feld der Robotik, gefesselt. Heute ist das Thema durch die Anwendung Künstlicher Intelligenz aktueller denn je und wirft viele drängende Fragen auf. Vor dem Hinter­grund war für mich der berufliche Schritt in die HAW-Professur die logische Konsequenz: Hier kann ich meine Begeisterung, Erfahrung und Expertise tagtäglich ­vermitteln, aber ebenso von den innovativen Ideen meiner Studierenden lernen.

Bereits während meines eigenen Studiums hat es mich begeistert, wie Hochschul­lehre junge und berufs­erfahrene Menschen zusammen­bringt.

Prof. Dr.-Ing. Jörg Reiff-Stephan

Welche Rolle spielt Automatisierungstechnik für eine klimagerechte Zukunft?
Die Automatisierungstechnik bietet den Schlüssel, um die Energie- und Ressourcen­effizienz systematisch zu steigern. Sie ermöglicht es, Produktions­prozesse präzise zu steuern, Verluste zu minimieren und regenerative Energien intelligent in smarte Netze und Anlagen einzubinden. So trägt sie dazu bei, Klimaziele technologisch realisierbar und wirtschaftlich tragfähig zu machen.

Welchen Einfluss haben Sie als HAW-Professor, um nachhaltige Forschungs­themen in Ihr Fach­gebiet ein­zu­bringen?
In meiner Professur verbinde ich angewandte Forschung mit praxis­naher Lehre. Dadurch kann ich Nach­haltigkeit als festen Bestandteil technischer Lösungen verankern – von der Projekt­arbeit mit ­Studierenden bis hin zu kooperativen Forschungs­projekten mit Unternehmen. Ich habe so die großartige Chance, Impulse aus der Wissenschaft direkt in Wirtschaft und Gesellschaft zu tragen und neue Generationen von Fachkräften für die Themen Digitalisierung und Nach­haltigkeit zu sensibilisieren. Ich bin in der Region, national und im Ausland in Interessen­gemeinschaften organisiert und kann so über­greifende Prozesse wie zum Beispiel Aufbauhilfe in der Subsahara­region Afrikas begleiten. Dies ist für mich sehr wertvoll.

Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit als HAW-Professor von Ihren früheren Tätigkeiten?
Im Rahmen meiner früheren Tätigkeiten habe ich einige Unternehmen bei der Automatisierung von industriellen Prozessen begleitet und dabei effiziente und produktive Maschinen entwickelt. Dies war eine großartige und spannende Zeit mit vielen interessanten Einblicken in die Funktionalität von Abläufen. Im Rahmen meiner Professur kann ich meine Wirkung außerhalb des eingrenzenden, wirtschaftlich getriebenen Horizontes erweitern.

Es ist mir möglich, übergreifend mit Menschen unterschiedlichster Branchen in den Austausch zu kommen und so Ideen wie auch Erfahrungen zu teilen. Der respektvolle Umgang mit generations­über­greifenden Erfahrungen ist für mich ein großer Mehrwert und fördert die Auseinander­setzung mit neuen Technologien. Es ist bereichernd zu erleben, wie Erkenntnisse aus erfolg­reichen Projekten Anklang finden und wahrgenommen werden.

Würden Sie sagen, dass HAWs – gerade in Nach­haltigkeits­themen – besonders geeignet sind, um Lösungen in die Praxis zu bringen?
HAWs sind ein wichtiger gesellschaftlicher Treiber für Nach­haltigkeits­themen. Hier werden die Dimensionen der Nach­haltig­keit auf deren direkte Anwendung gespiegelt und können so einen praktischen ­Erfahrungs­horizont für die Studierenden befördern. Die direkte Nähe zu den Anwendungs­partnern in der Wirtschaft und Verwaltung hilft, Projektierungen direkt auf deren Prozesse zu entwickeln und damit konkrete Umsetzungen zu erreichen. Neue Technologien können so schneller in die breite Anwendung gebracht werden.

Was würden Sie Fach- und Führungs­kräften raten, die sich für eine HAW-Professur interessieren? Gerade im Hinblick auf Nach­haltigkeits­themen?
Sie erwägen die Aufnahme einer HAW-Professur? Vielen Dank. Es gibt keine bessere Karriere­wahl mit einem so viel­schichtigen Aufgaben­spektrum. Lehre, Forschung und Transfer wie auch die Mitwirkung in der Hoch­schul­entwicklung sind wert­volle Erfahrungen, die Ihren Karriere­weg bereichern werden.

Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit ist auf verschiedenen Ebenen möglich und wertvoll. Die ethische Auseinander­setzung im Hinblick auf die Erreichung von ökonomischen Zielen sowie die Zweck­bestimmung technologischer Möglichkeiten sollten insbesondere auf die Werte im Umgang mit Menschen hinter­fragt werden. Hierzu neue Lösungen anzubieten, wäre eine wertvolle Bereicherung der Wissens­gesellschaft und würde uns im Rahmen der Umsetzung der Nach­haltigkeits­ziele als Gemeinschaft voranbringen.

Ist die HAW-Professur für Sie eine Karriere mit Wirkung?
Absolut. Es gibt keine bessere Möglichkeit, Lehre, Forschung und den Transfer in die Gesellschaft miteinander zu verbinden. Im Gespräch mit allen Generationen der Wissens­gemeinschaft bringt die HAW-Professur mir täglich inspirierende Momente und Begegnungen: regional wie inter­national. Ich möchte es nicht mehr missen. Es ist motivierend zu sehen, wie Wissen in unter­schiedlichsten Kontexten Menschen verbindet – von Projekten mit jungen Talenten wie Jugend forscht über Kooperationen mit Wirtschaft und Verwaltung wie dem EDIH pro-digital bis hin zu Senioren­seminaren oder öffentlichen Technologie­formaten wie „KI verständlich“.

Professor Reiff-Stephan, vielen Dank für das Gespräch.