ZEIT für X
Blick in das Ipsen Futurelab am Standort Kleve

Nachhaltige Wärmebehandlung dank interdisziplinärer Kooperation

09. Oktober 2025
Anzeige
Ein Beitrag der Hochschule Rhein-Waal

Bei der Herstellung lang­lebiger Bauteile, die in zahlreichen Alltags­produkten verbaut sind, ist die Wärme­behandlung von Stahl ein unverzicht­barer Schritt. Wie dank inter­disziplinärer Kooperation und innovativer Technologien derart energie­intensive Prozesse von der Energie­wende profitieren können, zeigt ein nach­haltiges Projekt.

Bislang wurde die Wärmebehandlung von Werkstücken, die auf knapp 1.000 Grad Celsius erhitzt werden müssen, über­wiegend durch die Verbrennung von Gas realisiert. Um unabhängiger zu werden von fossilen Energie­trägern, entwickelte Ipsen einen Hybrid­ofen, der neben Erdgas auch mit Strom und Wasserstoff beheizt werden kann. Es ist sogar eine komplett CO2-neutrale Wärme­behandlung möglich, wenn dabei grüner Wasser­stoff und Strom aus erneuer­baren Quellen genutzt werden.

Um das Potenzial auszuschöpfen, sind Ipsen und die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) eine inter­disziplinäre Kooperation eingegangen. Das Ziel – die Entwicklung eines intelligenten Energie­managements, das die benötigte Heiz­leistung anstehender Behandlungs­prozesse vorhersagt und in der Härterei so plant, dass energie­intensive Phasen dann statt­finden, wenn große Mengen an günstigem Strom aus regenerativen Quellen – idealer­weise aus der eigenen Foto­voltaik­anlage – verfügbar sind. So können der CO2-Fuß­abdruck gehärteter Produkte reduziert und Energie­kosten gesenkt werden.

Die Herausforderung liegt dabei in der Komplexität: Thermodynamische Prozesse müssen modelliert, die Planung mathematisch optimiert und in die Ofensteuerung integriert werden. Die enge Zusammen­arbeit zwischen Unternehmen und Hochschule ermöglicht den Zugriff auf das nötige Expertenwissen in allen Bereichen.

Drei Fragen an …

Dr.-Ing. Martin Hellwig arbeitet an der Fakultät Technologie und Bionik der Hochschule Rhein-Waal und gleich­zeitig in der Abteilung Neu­entwicklung bei Ipsen.

Welche Rolle spielen Sie in dem Projekt?
Im Zuge eines dreijährigen Tandem-Programms belege ich eine doppelte Rolle an der Hochschule und im Unternehmen und sorge damit für den Wissens­transfer im Projekt. Ich bin verantwortlich für die Modellierung der Simulation, die Anlagen und Prozesse der Wärme­behandlung virtuell darstellt. Das bedeutet eine enge Zusammen­arbeit mit den Ingenieuren vor Ort und Experten der Hochschule.

Ein Portraitbild von Martin Hellwig

Was ist das Ziel des Tandem-Programms?
Das Tandem-Programm im Projekt PRO4-HSRW fördert die langfristige Zusammen­arbeit von Hochschulen und regionalen Unternehmen und ermöglicht mir, die Berufs­erfahrung zu sammeln, die für die Bewerbung auf eine Hoch­schul­professur benötigt wird. Dafür verbringe ich eine Hälfte meiner Arbeits­zeit im Unternehmen und eine an der Hochschule.

Was fasziniert Sie an dem Projekt besonders?
Mich begeistert, dass wir nicht den einfachen Weg gehen und Teillösungen suchen, um eine Anlage gering­fügig effizienter zu machen oder den strengeren Vorschriften zum CO2-Ausstoß zu genügen. Statt­dessen entwickeln wir gemeinsam eine Lösung, die die Energie­versorgung grundlegend neu denkt und zukunfts­fähig macht. Die Offenheit für neue Ansätze und der Wille, das volle Potenzial der Energie­wende auszuschöpfen, reizen mich besonders.

Kontakt

Hochschule Rhein-Waal
Marie-Curie-Straße 1
47533 Kleve

hochschule-rhein-waal.de
Dr.-Ing. Martin Hellwig
martin.hellwig@hochschule-rhein-waal.de

Das Logo der Hochschule Rhein-Waal