Wie Forschende der Hochschule Trier Implantate smarter machen
AnzeigeWas haben Origami, Elektronik und Körpergefühl gemeinsam? An der Hochschule Trier eine ganze Menge. Professor Klaus Peter Koch und sein Team arbeiten dort an intelligenten Materialien und Techniken.
Wenn Implantate lernen, sich selbst zu verändern
Implantate gelten in der Medizintechnik längst als Hightech-Produkte. Doch die Forschung geht inzwischen weit über die reine Materialoptimierung hinaus. Im Projekt AKTive Steuerung von Implantatoberflächen (AKTIO) entwickelt Koch im Fachbereich Technik der Hochschule Trier mit weiteren Hochschulpartnern in einem interdisziplinären Team eine neue Generation von Implantaten: adaptiv, intelligent, vernetzt und zunehmend bioinspiriert. Die Finanzierung durch die Carl-Zeiss-Stiftung ermöglicht es, diese ambitionierten Ideen in die Praxis zu bringen.
Ein zentrales Beispiel: das Projekt AKTIO. Gemeinsam mit der Hochschule Kaiserslautern untersucht das Team, wie sich die Oberflächeneigenschaften von Implantaten aktiv an den Verlauf der Wundheilung anpassen lassen. Klingt nach Science-Fiction, basiert aber auf einem eleganten Prinzip: Die Implantatoberfläche wird mit sogenannten schaltbaren Makromolekülen beschichtet, deren Verhalten durch elektrische Felder gesteuert werden kann. Die molekulare Struktur dieser Peptide beeinflusst direkt die Zellantwort, so kann die Immunreaktion während der Wundheilung reduziert werden und nach der Wundheilung die Moleküle zum Abbauen geschaltet werden.
So wird ein passives Bauteil zu einem aktiven Akteur im Heilungsprozess und möglicherweise zum Vorbild für eine neue Klasse von medizintechnischen Anwendungen, bei denen Biologie und Technik enger denn je zusammenarbeiten.
Origami trifft Biotechnologie
Ein weiterer Innovationsschub kommt aus einem Gebiet, das in der Medizin eher ungewöhnlich klingt: der Faltkunst. Im Projekt Komplexe dreidimensionale biomimetische Sensor- und Organoid-Netzwerke zur Erhebung funktioneller Daten der Darmbarriere (OriDami) geht es um die Entwicklung dreidimensionaler, biomimetischer Sensor- und Organoid-Netzwerke, die gezielt Daten über die Darmbarrierefunktion erfassen können.
Warum der Darm? Weil er als eines der komplexesten Grenzorgane des menschlichen Körpers gilt und verantwortlich ist für Immunabwehr, Nährstoffaufnahme und Stoffwechselregulation. Im Zentrum des Projekts stehen intelligente Mikrosysteme, die mit 3D Zellkulturen, so genannten Organoiden interagieren. Diese Darm Organoide verhalten sich wie ein kleiner kugelförmiger Darm. Durch das Einbetten in ein Mikrokörbchen mit integrierten Elektroden kann sowohl die Aktivität des Minidarms als auch die Struktur der Darmwand untersucht werden. Die Kombination aus Mikrosystemtechnik, nanostrukturierten Substraten und biologischen Zellen ermöglicht ein organähnliches Sensorsystem.
Die Forschung im Projekt OriDami ist dabei sowohl zur Erforschung von Grundlagenfragen geeignet als auch zur Untersuchung patientenspezifischer Organoide, die sich aus Proben nach Darmspiegelungen züchten lassen.
Embodiment neu gedacht: Prothesen mit Körpergefühl
Noch näher an der direkten Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine bewegt sich das Projekt Embodiment durch KI-gestützte Propriozeption in Prothesen (EmKIPro2). Hier dreht sich alles um ein Thema, das für viele Nutzerinnen und Nutzer von Prothesen von zentraler Bedeutung ist: das Gefühl für den eigenen Körper zurückzugewinnen, in der Fachsprache „Propriozeption“.
Prothesen sollen nicht nur Bewegungen ermöglichen, sondern auch Rückmeldungen über diese Bewegungen geben. Dafür braucht es eine Symbiose aus Sensorik, Künstlicher Intelligenz und neuronaler Schnittstelle. Das Team rund um Klaus Peter Koch entwickelt in Kooperation mit der Hochschule Kaiserslautern im Rahmen von EmKIPro2 Sensorarrays, die Dynamik und Kräfteverteilung an Fußprothesen hochauflösend erfassen und durch KI-basierte Algorithmen in Echtzeit in Nervensignale des Patienten umwandeln. Diese Daten werden über Neurointerfaces an das Nervensystem des Trägers übermittelt. Das Ziel: ein Prothesen-Erlebnis, das dem natürlichen Körpergefühl so nahe wie möglich kommt.
Damit ist EmKIPro2 weit mehr als ein technisches Upgrade. Es adressiert Fragen von Körperidentität, Selbstwahrnehmung und sozialer Teilhabe und rückt den Menschen wieder in den Mittelpunkt technischer Innovation.
Technik, die spürt – und inspiriert
Ob schaltbare Oberflächenmoleküle, Miniorgane oder KI-Prothesen mit Feedback: Die Projekte von Professor Klaus Peter Koch zeigen, dass moderne Technik mehr sein kann als ein präzises Werkzeug. Sie kann sich dem Menschen annähern und dies in ihrer Form, Funktion und somit auch näher am Menschen.
Die Carl-Zeiss-Stiftung spielt bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Ihre Förderung ermöglicht nicht nur langfristige Planungssicherheit, sondern schafft Freiraum für ungewöhnliche Ideen und das ist genau das, was Pionierprojekte wie AKTIO, OriDami und EmKIPro2 brauchen.
Vielleicht liegt gerade darin die wahre Innovation: Nicht nur Implantate intelligenter zu machen, sondern auch das System, das sie möglich macht.
Tandemprofessur als Brücke zwischen Industrie und Hochschule
Was die Projekte an der Hochschule Trier zusätzlich besonders macht: Sie sind eng mit Praxis und Lehre verzahnt. Ein Beispiel dafür ist die Tandemprofessur von Friederike Nolle am Fachbereich Technik. Ihre Rolle geht über klassische Lehre hinaus – sie agiert als Bindeglied zwischen akademischer Forschung, industrieller Anwendung und studentischer Ausbildung. Die Tandem-Professur ist ein Teil des Projekts House of Professors mit dem neue und innovative Qualifizierungswege hin zur HAW-Professur eingeführt werden. Im Fall der Tandem-Professur bedeutet dies, dass Menschen aus dem akademischen Umfeld mit herausragender Promotion die Möglichkeit bekommen, die zur Erreichung der vollen Berufungsfähigkeit benötigte, praktische Berufserfahrung zu erlangen, und gleichzeitig bereits als Professorin oder Professor tätig zu sein. Möglich wird dies durch eine hälftige Anstellung an der Hochschule und einer hälftigen Anstellung bei einem Unternehmenspartner.
Studierende profitieren von diesen Forschungsprojekten und Karrieremodellen doppelt: Sie arbeiten an echten Forschungsfragen mit, sammeln Erfahrungen in interdisziplinären Teams und knüpfen Kontakte zu Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft. So wird Zukunftstechnologie nicht nur gedacht, sondern auch gelebt.
Forschung an der Hochschule Trier steht für praxisnahe Innovation und gesellschaftliche Relevanz. Die Förderung durch Partner wie die Carl-Zeiss-Stiftung ermöglicht es uns, zukunftsweisende Technologien interdisziplinär zu entwickeln und den Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Prof. Dr. Henrik te Heesen, Vizepräsident für Forschung der Hochschule Trier
Entwicklung von Innovationen in Deutschland und der Welt …
… machen die Hochschule Trier so erfolgreich: In ihren drei Forschungsschwerpunkten bündelt sie wissenschaftliche Expertise zu angewandtem Stoffstrommanagement, intelligenten Technologien für nachhaltige Entwicklung und Life Sciences.
Durch ihr zukunftsfähiges Forschungsprofil, das sich an den dringenden Bedarfen unserer Zeit orientiert, ist die Hochschule Trier mit ihren Forschenden in zahlreichen innovativen Projekten in Deutschland und der Welt aktiv.
Vielfalt ist dabei Trumpf: Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Forschenden aller Karrierestufen aus den Bereichen Gestaltung und Informatik, Recht, dem Ingenieurswesen und Wirtschaftswissenschaften sind Alltag in der Forschung und künstlerischen Entwicklung.
In den ca. 16 Millionen Euro Drittmitteln pro Jahr, die die Hochschule Trier zur drittmittelstärksten HAW in Rheinland-Pfalz machen, spiegelt sich die Freude, aus Ideen nachhaltige Innovationen für die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft wachsen zu lassen.
Kontakt
Hochschule Trier | Trier University of Applied Sciences
Lisa Lill-Kochems, Transferreferentin
+(49) 6782 17-1591
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