Impulse des Monats – Über wertvollen Müll und Fast Fashion-Beichten
Welche Ideen haben das Potenzial, zum Trend zu werden und unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze, die gut für unser Klima sind.
Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der langfristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungsergebnisse, die inspirieren.
Wohin mit dem Müll?
Das österreichische Start-up Wastics will Industrieunternehmen bei der Mülltrennung und -entsorgung entlasten. Und zwar unter anderem durch Matchmaking mit anderen Unternehmen. Die Gründer:innen haben eine Onlineplattform entwickelt, mit deren Hilfe Unternehmen die Entsorgung ihrer Abfälle digital und einfacher regeln können. Gemäß dem Sprichwort „One man’s trash is another man’s treasure“ ermittelt das Start-up, ob die Abfälle eines Unternehmens in einem anderen Betrieb zur Produktion genutzt werden könnten. In anderen Fällen berechnet die Software die geeignete Verwertungsanlage. Bei den Prozessen legt Wastics nach eigenen Angaben Wert auf eine hohe Automatisierung – beispielsweise bei der Organisation der Abholung –, auf Transparenz und vor allem auf die ökologische Verwertung und Entsorgung der Produktionsabfälle. Dabei würden potenzielle Umweltauswirkungen bei der Wahl der Entsorgung geprüft, so das Start-up. Mit seiner Lösung will Wastics die „Abfallentsorgung und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Ressourcen vereinen“, heißt es auf der Unternehmenswebsite, „Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit sollen kein Widerspruch sein“.
Hilf mir, zu sparen
Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges schlagen sich in Deutschland und Europa in massiv gestiegenen Kosten nieder, etwa auf dem Gasmarkt. Das belastet viele Haushalte und Unternehmen und zwingt sie zum Sparen, unter anderem beim Heizen. Ein Beispiel dafür, wie Unternehmen ihre Expertise auch abseits ihres eigentlichen Kerngeschäftes einsetzen und einen positiven Beitrag zu akuten Problemstellungen liefern können, ist das Angebot des Start-ups ModuGen. Dieses verkauft eigentlich Software-Lösungen, mit denen man die Statik von Holzbauten prüfen kann. Nun hat das Unternehmen einen SparEnergie Konfigurator entwickelt, der Energiesparwilligen unter die Arme greifen soll. Diese können Angaben zur eigenen Wohnsituation machen – zu Alt- oder Neubau, Fenstergrößen oder zur genutzten Heizform beispielsweise –, um anschließend Empfehlungen für Einsparmaßnahmen zu erhalten. Der Konfigurator verrät, ob ein Thermostat, die kalte Dusche oder selbst eine Heizkörperbürste helfen können und welche positiven Auswirkungen diese Einsparmaßnahmen auf den Geldbeutel haben. Hinter den Produkten, die der Konfigurator empfiehlt, sind Affiliate-Links hinterlegt. Die so generierten Erlöse steckt sich ModuGen aber nicht in die eigene Tasche, sondern spendet sie komplett an Klimaschutzprojekte. Das Tool wurde entwickelt, „um in der prekären Lage rund um die Energieversorgung in Europa einen kleinen Beitrag zu leisten“, heißt es auf der Website des Unternehmens.
Eine Beichthotline für Fast-Fashion-Sünder:innen
Eine Kampagne der Second-Hand-Plattform thredUP will Impulskäufer:innen zum Umdenken bewegen – und zwar mit einer außergewöhnlichen Idee. Um auf ihr nachhaltiges Second-Hand-Repertoire aufmerksam zu machen, hat die Plattform eine Hotline für Fast-Fashion-Sünder:innen ins Leben gerufen. Diejenigen, die nach dem Kauf eines Kleidungsstückes nicht das erhoffte Glücksgefühl, sondern ein schlechtes Gewissen haben, können bei der „Fast Fashion Confessional Hotline“ anrufen und via Sprachnachricht ihre klimaschädlichen Einkäufe beichten. Die Stimme am anderen Ende der Leitung bietet außerdem Tipps, wie der Wechsel zu einem nachhaltigen Konsum gelingen kann. Die Aktion, die auf junge Käufer:innen zugeschnitten ist, soll zum Kauf gebrauchter Kleidung anregen und macht auf die Überproduktion von Kleidung und deren Konsum aufmerksam. Denn Produktion und Bedarf passen Studien zufolge nicht wirklich zusammen: Eine Erhebung von Greenpeace zeigt, dass 2020 ungefähr 200 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt, allerdings nur 160 Milliarden verkauft wurden – ein Überschuss von 40 Milliarden Teilen also. Selbst die gekauften Stücke werden laut einer früheren Studie der Umweltorganisation nicht alle getragen: Ein Fünftel unseres Kleiderschrankinhalts ziehen wir Greenpeace zufolge nie an.