Impulse des Monats – von Minikliniken und autonomen Märkten
Welche Ideen haben das Potenzial, zum Trend zu werden und unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze für die Arbeitswelt.
Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der langfristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungsergebnisse, die inspirieren.
Miniklinik fürs Büro
Eine arbeitsmedizinische Versorgung ist bei Weitem nicht in jedem Betrieb und schon gar nicht zu jeder Zeit möglich. Eine Alternative will Qmed GO sein. Das Start-up aus Malaysia bietet Minikliniken für Büros an, in denen Mitarbeiter:innen Onlinetermine mit Ärzt:innen wahrnehmen können. Die Büropraxen sehen aus wie Telefonzellen und verfügen über verschiedene Geräte, mit denen Vitalparameter wie die Herz- oder Atemfrequenz gemessen und digital abgerufen werden können. Über Qmed GO greifen die konsultierten Ärzt:innen außerdem auf die Gesundheitsakten der Mitarbeiter:innen zu, diese können sich zudem bei Bedarf darüber Medikamente liefern lassen. Zu den erklärten Zielen des Start-ups gehört unter anderem, Kosten für Unternehmen vorzubeugen, die durch erkrankte Mitarbeiter:innen entstehen. Eine – wenn es funktioniert – sinnvolle Investition in die Zukunft der Mitarbeiter:innen und der Unternehmen selbst.
„Schau mir in die Augen, Kollege!“
Spätestens seit Beginn der Pandemie stehen Videocalls bei vielen Arbeitnehmer:innen auf der Tagesordnung. Aber wo schaut man in so einer virtuellen Konferenz eigentlich hin, und woher weiß man, wo der:die Kolleg:in gerade hinschaut? Das niederländische Start-up EyeContact macht seinen Namen zum Programm und verschafft Abhilfe bei Überforderung vor der Webcam: Das Unternehmen hat eine Spiegelkonstruktion entwickelt, die Nutzer:innen an ihren Bildschirmen anbringen können. Mithilfe einer Vorrichtung aus speziell beschichtetem Glas kann die Webcam das Spiegelbild und somit den Blick des:der Gesprächspartner:in erfassen und den gegenseitigen Augenkontakt auch im virtuellen Raum ermöglichen. EyeContact zielt bei der Vermarktung vor allem auf Arbeitnehmer:innen ab, die häufig im Kontakt mit Kund:innen stehen und für die eine entsprechende Bindung zum Gegenüber besonders wichtig ist.
Eine simple Idee, deren Ursprung aber zeigt, welch große Rolle gängige analoge Verhaltensweisen und soziale Normen auch in der digitalen Welt spielen – und wo die Übertragung manchmal noch scheitert.
Neuer Job: Community-Manager:in im Supermarkt
In Hamburg gibt es seit Kurzem einen Supermarkt, in dem weder Kassierer:innen noch Fachverkäufer:innen an Fleisch- oder Käsetheken arbeiten. Stattdessen: Community-Manager:innen. Das Start-up Autonomo hat nämlich einen Biomarkt ohne Kasse namens Hoody eröffnet, Kund:innen zahlen dort mithilfe einer App. Biohändler aus der Umgebung haben die Möglichkeit, ihre Produkte im Laden zu verkaufen. Sie werden über den aktuellen Bestand im Markt informiert und können so nach Bedarf Produkte nachliefern. Und die Community-Manager:innen kümmern sich um die Bedürfnisse der Kund:innen vor Ort. Der Name Hoody spielt auf das englische Wort Neighbourhood, also Nachbarschaft an. Denn Hoody will der perfekte Nachbar sein: „immer für dich da“, schreibt das Start-up. Ob autonome Supermärkte ohne Kassen den eigenen Shoppingvorlieben entsprechen, sei dahingestellt. Wie sich allerdings Dienstleistungen im Zuge der Digitalisierung verändern und welche neue Formen der Arbeit das mit sich bringt, zeigt das Beispiel Hoody sehr gut.