ZEIT für X
Innovationen in der Arbeitswelt

Impulse des Monats – von Minikliniken und autonomen Märkten

18. Oktober 2022
Ein Artikel von Studio ZX.

Welche Ideen haben das Potenzial, zum Trend zu werden und unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivil­gesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze für die Arbeits­welt.

von Anna-Lena Limpert, Studio ZX

Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der lang­fristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungs­ergebnisse, die inspirieren.

Miniklinik fürs Büro

Eine arbeitsmedizinische Versorgung ist bei Weitem nicht in jedem Betrieb und schon gar nicht zu jeder Zeit möglich. Eine Alternative will Qmed GO sein. Das Start-up aus Malaysia bietet Minikliniken für Büros an, in denen Mitarbeiter:innen Online­termine mit Ärzt:innen wahrnehmen können. Die Büro­praxen sehen aus wie Telefon­zellen und verfügen über verschiedene Geräte, mit denen Vital­parameter wie die Herz- oder Atem­frequenz gemessen und digital abgerufen werden können. Über Qmed GO greifen die konsultierten Ärzt:innen außerdem auf die Gesundheits­akten der Mitarbeiter:innen zu, diese können sich zudem bei Bedarf darüber Medikamente liefern lassen. Zu den erklärten Zielen des Start-ups gehört unter anderem, Kosten für Unternehmen vor­zu­beugen, die durch erkrankte Mitarbeiter:innen entstehen. Eine – wenn es funktioniert – sinnvolle Investition in die Zukunft der Mitarbeiter:innen und der Unternehmen selbst.

„Schau mir in die Augen, Kollege!“

Spätestens seit Beginn der Pandemie stehen Videocalls bei vielen Arbeit­nehmer:innen auf der Tages­ordnung. Aber wo schaut man in so einer virtuellen Konferenz eigentlich hin, und woher weiß man, wo der:die Kolleg:in gerade hinschaut? Das nieder­ländische Start-up EyeContact macht seinen Namen zum Programm und verschafft Abhilfe bei Über­forderung vor der Webcam: Das Unternehmen hat eine Spiegel­konstruktion entwickelt, die Nutzer:innen an ihren Bildschirmen anbringen können. Mithilfe einer Vorrichtung aus speziell beschichtetem Glas kann die Webcam das Spiegel­bild und somit den Blick des:der Gesprächs­partner:in erfassen und den gegen­seitigen Augen­kontakt auch im virtuellen Raum ermöglichen. EyeContact zielt bei der Vermarktung vor allem auf Arbeit­nehmer:innen ab, die häufig im Kontakt mit Kund:innen stehen und für die eine entsprechende Bindung zum Gegenüber besonders wichtig ist.

Eine simple Idee, deren Ursprung aber zeigt, welch große Rolle gängige analoge Verhaltens­weisen und soziale Normen auch in der digitalen Welt spielen – und wo die Über­tragung manchmal noch scheitert.

Neuer Job: Community-Manager:in im Supermarkt

In Hamburg gibt es seit Kurzem einen Supermarkt, in dem weder Kassierer:innen noch Fach­verkäufer:innen an Fleisch- oder Käse­theken arbeiten. Stattdessen: Community-Manager:innen. Das Start-up Autonomo hat nämlich einen Biomarkt ohne Kasse namens Hoody eröffnet, Kund:innen zahlen dort mithilfe einer App. Biohändler aus der Umgebung haben die Möglichkeit, ihre Produkte im Laden zu verkaufen. Sie werden über den aktuellen Bestand im Markt informiert und können so nach Bedarf Produkte nach­liefern. Und die Community-Manager:innen kümmern sich um die Bedürfnisse der Kund:innen vor Ort. Der Name Hoody spielt auf das englische Wort Neighbourhood, also Nachbarschaft an. Denn Hoody will der perfekte Nachbar sein: „immer für dich da“, schreibt das Start-up. Ob autonome Supermärkte ohne Kassen den eigenen Shopping­vorlieben entsprechen, sei dahin­gestellt. Wie sich allerdings Dienst­leistungen im Zuge der Digitalisierung verändern und welche neue Formen der Arbeit das mit sich bringt, zeigt das Beispiel Hoody sehr gut.