ZEIT für X
Jutta Allmendinger

Vermächtnisstudie 2023: Besser Karriere als Kind

26. Mai 2023
Ein Video von Studio ZX

Beim ZEIT für Arbeit-Event standen die Ergebnisse der vierten Vermächtnisstudie im Fokus. Eines der wesentlichen Learnings: Frauen entscheiden sich eher für den Job als für Kinder – und das unfreiwillig.

von Michelle Maier, Studio ZX

Frauen in Deutschland ist es nicht mehr so wichtig, Kinder zu bekommen. Das ist nach­voll­zieh­bar und legitim – zeichnet sich bei näherer Betrachtung jedoch als unfreiwillige und dramatische Entwicklung ab. Beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin haben Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschafts­zentrums Berlin für Sozial­forschung (WZB), und Lena Hipp, Leiterin der Forschungs­gruppe „Arbeit und Fürsorge“ am WZB, die Ergebnisse der vierten Vermächtnis­studie vorgestellt. Unter der Moderation von Andreas Lebert, Chef­redakteur von ZEIT Wissen, folgte eine intensive Diskussion um die Gründe für den nachlassenden Kinderwunsch und seine Folgen.

Karriereweg statt Mutter­rolle

„Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbs­tätigkeit“, so Jutta Allmendinger. Dass Kinder für Frauen unter 50 eine weniger große Rolle einnähmen, habe strukturelle Ursachen und stehe durch­aus auch mit der Pandemie im Zusammenhang. Care-Arbeit – also das Kümmern um die Familie und den Haushalt – liege laut der Studie immer noch mehr­heitlich bei den Frauen. Der Mental Load – die unsichtbare mentale Arbeit, die zum Managen des Familien- und Arbeits­all­tages gehört – sei bei Frauen entsprechend ebenfalls höher. Die Soziologin kritisierte, dass immer noch zu wenig Männer die Möglichkeit, in Eltern­zeit zu gehen, wahrnähmen. Laut der Studie entscheiden sich viele junge Frauen in der Folge eher für die Erwerbs­tätigkeit als für die Mutter­rolle, da sie in der Arbeits­welt mehr Unter­stützung und Gleich­berechtigungs­chancen erfahren als in Familie und Haushalt. Jutta Allmendinger rief in der Diskussions­runde dazu auf, diese Entwicklungen ernst zu nehmen und als Gesellschaft darauf zu reagieren.

Wenn wir über Frauen nachdenken, kommen wir immer mehr von einem ‚Und‘ zu einem ‚Oder‘. Die Wahl: Familie oder Erwerbs­tätigkeit.

Jutta Allmendinger

Die Vermächtnisstudie von ZEIT, WZB, infas Institut für angewandte Sozial­wissenschaften und der Initiative Chef:innensache gilt als Seismograf gesellschaftlicher Entwicklungen in allen Lebens­bereichen. 2015 erstmals durch­geführt, beschäftigt sie sich in ihrer vierten Auflage vor allem mit dem Stand der Gleich­berechtigung von Frauen und Männern in Gesellschaft und Wirtschaft. 4.700 Personen nahmen an der Studie teil. Diese können Sie über den veröffentlichten Forschungsbericht einsehen.

Die Diskussionsrunde in voller Länge finden Sie hier:

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