ZEIT für X
Preisträger des Rise25-Awards

Diese 25 Menschen verändern das Internet

24. Oktober 2023
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit Mozilla

Mit der Preisverleihung von Rise25 hat Mozilla am 13. Oktober 2023 insgesamt 25 Tech-Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich für eine gerechte Zukunft des Internets einsetzen.

von Felix Jung

In wessen Händen soll das World Wide Web künftig liegen? Um die Beantwortung dieser Frage dreht sich das Engagement jener 25 Menschen, die von Mozilla für ihren außer­gewöhnlichen Web-Aktivismus geehrt wurden. Unter dem Motto „Reclaim the Internet“ kamen in der Alten Münze in Berlin-Mitte nicht nur die Ausgezeichneten zusammen, sondern auch inter­nationale Tech-Prominenz – und natürlich die Mozilla-Executives aus den USA.

„Unsere Non-Profit-Organisation repräsentiert am besten das Bestreben von Mozilla“, sagte Mitchell Baker, CEO der Mozilla Corporation. „Wir sind hier und versuchen, auf dem Markt zu konkurrieren, um die Dinge besser zu machen.“ Mozilla stellt sich seit seiner Gründung vor 25 Jahren gezielt gegen die Unternehmens­philosophien der Big Five der Tech-Branche – Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta und Microsoft –, die ausschließlich nach Gewinn­maximierung funktionieren und regelmäßig wegen ihrer schlechten Daten­schutz­praktiken kritisiert werden. Mit dem Projekt Rise25 soll nun der Weg in ein neues, anderes Internet aufgezeigt werden: „Diese 25 inspirierenden Menschen zeigen, dass das Internet nicht beängstigend sein muss“, meinte Mark Surman, Präsident der Mozilla Foundation. „Und wenn doch, dass wir uns wehren und es anders machen können.“

Zentrales Thema der Veranstaltung: die zunehmend dystopische Entwicklung des Internets und ihre demokratie­gefährdende Bedeutung für die Gesellschaft. Dem setzt Mozilla in den fünf Kategorien „Activists“, „Builders“, „Artists“, „Creators“ und „Advocates“ das breite Spektrum an unternehmerischer, aktivistischer Kraft entgegen – mit dem Potenzial, das Internet grundlegend zu verbessern.

Die Ausgezeichneten

Kategorie „Activists“

Larissa May, Gründerin von #HalfTheStory

US-Amerikanerin Larissa May nimmt ihre Auszeichnung entgegen.
© Anna Tiessen US-Amerikanerin Larissa May nimmt ihre Auszeichnung entgegen.

Fünf Aktivist:innen wurden dafür geehrt, dass sie das Internet als Instrument der Stimm­verstärkung nutzen und so den sozialen und politischen Wandel vorantreiben. Larissa May ist eine von ihnen. Sie ist Gründerin von #HalfTheStory, einer Plattform, die sich für ein gesünderes Verhältnis zwischen Jugendlichen und Social Media einsetzt. „Es sollte nicht normal sein, dass ein Zehn­jähriger morgens sein Handy zückt und ein Kind sieht, das am anderen Ende der Welt getötet wird“, erklärte sie. Der Erfolg ihres Projektes gibt Larissa May recht: „Mit #HalfTheStory haben wir einen Ort geschaffen, an dem Menschen ihre verletzlichere Seite zeigen können. Und jedes Mal, wenn ich eine Nachricht bekomme, dass meine Arbeit ein Leben gerettet hat, spornt das mich an, weiter­zu­machen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen.“


Kategorie „Builders“

Andy Yen, Gründer und CEO von Proton

Andy Yen setzt sich für mehr Datenschutz im Internet ein.
© Anna Tiessen Andy Yen setzt sich für mehr Datenschutz im Internet ein.

Die Entwickler:innen machen das Internet sicherer und für alle zugänglich. So auch Andy Yen, der mit Proton ein datensicheres Online­öko­system geschaffen hat, das eine Alternative etwa zu Google bietet. „Im Prinzip versuchen wir, bessere Versionen der Anwendungen und Dienste zu entwickeln, die Sie jeden Tag nutzen“, erklärte er. „So haben wir Dienste namens Proton Mail oder Proton Drive, die die Leute anstelle von Google nutzen. Proton hat also die gleichen Funktionen, aber eine viel bessere Verschlüsselung und kein gruseliges Geschäfts­modell dahinter.“ Mit seinem Unternehmen kritisiert Andy Yen aktiv die Praktiken der großen Tech-Konzerne, deren kostenloses Angebot durch den Missbrauch sensibler Nutzer:innen­daten finanziert wird: „Es ist ein Modell, das grundsätzlich nicht gut für die Gesellschaft, nicht gut für die Demokratie und nicht gut für zukünftige Generationen ist.“


Kategorie „Artists“

Marek Tuszynski, Mitgründer von Tactical Tech

Der Künstler Marek Tuszynski ist in Deutschland ansässig.
© Anna Tiessen Der Künstler Marek Tuszynski ist in Deutschland ansässig.

Für ihre innovativen und zum Nachdenken anregenden digitalen Kunstwerke wurden fünf Künstler:innen auf die Bühne gebeten. Sie nutzen das Internet als Leinwand, um andere zu inspirieren sowie zu über­denken, was online möglich ist. Marek Tuszynski, Mitgründer von Tactical Tech, erklärte: „Tactical Tech verbindet die Art und Weise, wie man über Technologie und die Auswirkungen von Technologie in der Gesellschaft spricht, mit kreativen Formaten und einer Menge Forschung.“ Auf der Preis­verleihung konnten sich die Gäste beispiels­weise an der „Data Detox Bar“ informieren, wie sie die Möglichkeiten und Risiken ihrer Online­präsenz am besten einschätzen. Mit seiner Arbeit will er die ursprünglichen Werte des Internets wieder­beleben: Offenheit und Dezentralität.


Kategorie „Creators“

Abbie Spector Richards, TikTok-Forscherin für Desinformation

TikTokerin Abbie Richards kennt einige ihrer Mitnominierten persönlich.
© Anna Tiessen TikTokerin Abbie Richards kennt einige ihrer Mitnominierten persönlich.

Die fünf Creator:innen bauen mit Storytelling eine Gemeinschaft auf, inspirieren ihr Publikum und regen wichtige Gespräche an. „Lügen bringen Gewinn, weil sie oft interessanter sind als die Wahrheit“, berichtete Abbie Spector Richards, die seit Jahren zu Verschwörungs­theorien und Fake News forscht. Mit ihrem TikTok-Kanal bereitet die US-Amerikanerin komplexe Themen­bereiche ansprechend auf und trägt so zur Allgemein­bildung im Netz bei. „Meine Aufgabe ist es, Fehl­informationen, Extremismus und digitalen Hass zu erforschen und heraus­zu­finden, wie sie sich online verbreiten“, erklärte sie.


Kategorie „Advocats“

Natalia Domagala, Spezialistin für globale Digitalpolitik

Natalia Domagala arbeitet an der Schnittstelle von Technologie und Politik.
© Anna Tiessen Natalia Domagala arbeitet an der Schnittstelle von Technologie und Politik.

Die Changemaker:innen dieser Kategorie gestalten die Vorschriften der Internet­politik und kämpfen dafür, dass das Netz offen und frei bleibt. Als Expertin für Daten- und KI-Ethik arbeitete Natalia Domagala bereits für die britische Regierung und sorgte mit dafür, dass erste Transparenz­standards für Algorithmen entstanden. Für ein zukünftiges Internet wünscht sie sich, „dass jede:r die Kontrolle über die eigenen Daten hat“, sagte sie. „Dass Sie entscheiden, ob Ihre Daten veröffentlicht werden, und Sie das Recht haben, sie zu löschen. Sie das Recht haben, vergessen zu werden.“

Mozilla blickt nach vorne

Nach dem Festakt wird klar, nach welchen Kriterien die Preisträger:innen des Abends ausgewählt wurden. Den 25 Nominierten geht es um Transparenz, Gerechtigkeit, Sicherheit – und die Demokratie als Ganzes. Mit der Unter­stützung von Mozilla ist es möglich, den Einfluss der ausgezeichneten Projekte noch weiter zu stärken. Das Viertel­jahr­hundert Firmen­geschichte hat genau auf diesen Moment hingearbeitet, sagte Mitchell Baker: „Wir wollen die vergangenen 25 Jahre nutzen, um auf die nächsten 25 Jahre zu blicken. Und die Generation von Menschen zu sehen, die jetzt ein besseres Internet vorantreibt.“

Einen Überblick über die Rise25-Nominierten in den fünf Kategorien finden Sie auf der Website von Mozilla: https://rise25.mozilla.org/