ZEIT für X
Grüner Wasserstoff könnte die Energiewende entscheiden

Wie viel grünen Wasserstoff braucht Deutschland?

17. März 2023
Ein Artikel von Studio ZX

Grüner Wasserstoff könnte die Energie­wende entscheiden. Aufgrund der aktuellen geo­poli­tischen Entwick­lungen hat der Nationale Wasser­stoff­rat seine Prognose zum Wasser­stoff­bedarf jetzt deutlich nach oben korrigiert.

Immer mehr Branchen haben vor, grünen Wasser­stoff als sauberen Energie­träger zu nutzen. Damit Unter­nehmen und der Staat in Sachen Wasser­stoff verlässlich dispo­nieren und nachhaltig inves­tieren können, müssen sie allerdings wissen, wie viel davon Deutschland in Zukunft braucht. Die Bundes­regierung hat im Juni 2020 den Nationalen Wasser­stoffrat (NWR) einberufen. Dieser besteht aus 25 hochrangigen Expert:innen aus Wirtschaft, Wissen­schaft und Zivil­gesellschaft. Ihre Aufgabe ist es, den Staats­sekretärs­ausschuss für Wasser­stoff mit ihren Vorschlägen und Handlungs­empfehlungen bei der Umsetzung und Weiter­entwick­lung der Wasser­stoff­strategie zu beraten und zu unterstützen.

Deutschland braucht deutlich mehr grünen Wasserstoff als bislang angenommen.

In einem im Februar 2023 veröffentlichten Grund­lagen­papier hat das Gremium seine Berechnungen des grünen Wasser­stoff­bedarfs mit Blick auf die aktuellen Angaben aus den Branchen Prozess­industrie, Verkehrs- und Transport­sektor und Wärme­markt angepasst. Das Fazit: Deutschland braucht deutlich mehr grünen Wasser­stoff als bislang angenommen. Allein für das Jahr 2030 erwartet der NWR einen Bedarf in Höhe von insgesamt 56 bis 93 Terawatt­stunden. Der überwiegende Teil davon soll für die Stahl­industrie und den Schwerlast­verkehr verwendet werden. Das ist deutlich mehr als die vor dem Beginn des russischen Angriffs­krieges auf die Ukraine und dem damit verbundenen Gaslieferungs­stopp prognos­tizierten 44 Terawattstunden.

Dabei stellt sich den Autor:innen zufolge auch die Frage, inwiefern und wann Gas durch CO2-neutrale Substitute wie grünen Wasserstoff ersetzt werden kann. Hier böten sich Möglich­keiten für andere Industrie­zweige in Deutschland an, etwa die Glas- oder Papierherstellung.

Bei unserem Thementag ZEIT für Klima am 29. Juni 2023 in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in Berlin wollen wir gemeinsam mit Ihnen und führenden Expert:innen aus Wirtschaft und Wissenschaft über die Potenziale von Wasserstoff sprechen. Wie gelingt ein erfolgreicher Netzaufbau in Europa? Und was braucht es, um Wasserstoff als Energieträger und als Speicher wettbewerbsfähig zu machen? Kann die Umstellung auf wasserstoffbasierte Energiegewinnung die deutsche Wirtschaft n Schwung bringen?

Melden Sie sich schon heute an und sichern Sie sich kostenfrei Ihren Zugang für die Veran­staltung. Seien Sie live dabei, wenn wir unter anderem mit der Wirschaftsweisen Dr. Veronika Grimm und Staatssekretär Dr. Patrick Graichen darüber sprechen, wie Deutschland als Industrie­standort im globalen Kontext wettbewerbs­fähig bleiben und gleichzeitig die nach­haltige Entwick­lung der Wirtschaft vorantreiben kann.

CO2 effektiv vermeiden

Das Grundlagenpapier vergleicht zudem, wie viel CO2 beim Einsatz von Wasser­stoff in unterschied­lichen Branchen eingespart werden könnte. Insgesamt könnte grüner Wasser­stoff im Jahr 2050 rund 170 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermeiden. „Die Daten­analyse bestätigt damit die zentrale Rolle eines raschen Hoch­laufs von klima­neutralem Wasser­stoff für das Erreichen der Klimaziele“, schluss­folgern die Verfasser:innen. Am größten sei der Hebel in der Stahl­industrie: Hier ließen sich 25 Tonnen CO2 pro Tonne Stahl vermeiden.

Das Grundlagenpapier finden Sie hier.

Wann ist Wasserstoff grün?

Das hat die Europäische Kommission im Februar 2023 in zwei delegierten Rechts­akten festgelegt: Mit Elektro­lyseuren erzeugter Wasser­stoff gilt nur dann als erneuerbar und grün, wenn er mit Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird. Wasser­stoff­erzeuger müssen dies nachweisen. Hinzu kommt der sogenannte Grundsatz der Zusätz­lichkeit: Die höhere Nachfrage nach Wasserstoff muss mit neuen Kapa­zitäten für die Strom­erzeugung aus erneuer­baren Quellen einhergehen. Das Bundes­umwelt­ministerium hat bereits angekündigt, die Vorgaben „sehr zeitnah“ umzusetzen.