Im Dienst der Mobilität 4.0
AnzeigeWährend in der Werkstatt der Forschungsfabrik autonome Roboter ihre Runden drehen, überblickt Annika Ackermann von ihrem Labor im zweiten Stock aus die Fabrikhalle.
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.
Die Ingenieurin forscht für das Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart an modernen Werkstoffen und Fertigungsprozessen und ist vom Konzept ARENA2036 überzeugt: „Die enge Kooperation mit verschiedenen Industriepartnern und Instituten eröffnet unerwartete Perspektiven. Durch den ständigen Austausch kommt man auf neue Ideen, die sich vor Ort schnell erproben und umsetzen lassen.“
Als Beispiel nennt die 31-jährige Doktorandin eine Zusammenarbeit mit Bosch Rexroth, bei der es darum geht, mit neuen Materialien die Verluste beim induktiven Laden von führerlosen Transportsystemen zu verringern und so deren mechanische Eigenschaften zu verbessern.
Auf dem Campus Vaihingen der Universität Stuttgart wird seit 2013 im Rahmen der „Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles“ – kurz: ARENA2036 – über zukunftsfähige Konzepte rund um Mobilität und Produktion geforscht. Vaihingen ist der erste Forschungscampus von bundesweit neun Standorten, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Im Herzen der Industrie- und Automobilmetropolregion dient der neue Campus als zentrales Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hier können sowohl kleine und mittelständische Unternehmen als auch Großkonzerne, Start-ups, Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen voneinander profitieren. Im Mittelpunkt der über 25 hier angesiedelten Projekte, die sich um innovative Produktions- und Mobilitätskonzepte drehen, stehen nachhaltige Mobilität, Konnektivität, unter anderem von 5G-Netzen, sowie moderne Ansätze der Intralogistik.
Im Herzen der Automobilregion: Auf dem Campus Vaihingen geht es um Mobilitätskonzepte der Zukunft
Die ursprüngliche Ausrichtung auf die intensive Weiterentwicklung des Automobils hat sich seit der Gründung von ARENA2036 stark gewandelt. So steht die Zahl 2036 inzwischen nicht mehr nur für das 150-jährige Jubiläum des Automobils, sondern vor allem für den Anspruch, Mobilität neu zu definieren. „Die flexiblen Forschungsflächen bieten ideale Voraussetzungen für das äußerst dynamische Themenfeld der Transformation von Produktion und Mobilität“, erläutert Peter Middendorf. Als Prorektor für Wissens- und Technologietransfer an der Universität Stuttgart und Sprecher des Forschungsdirektoriums von ARENA2036 weiß er um die hohe Relevanz von Flexibilität und Resilienz für die Industrie 4.0. „Gerade deshalb beweist die co-kreative und interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Forschungsfabrik, wie viele Vorteile kurze Wege in Forschung und Entwicklung haben“, ergänzt der Geschäftsführer von ARENA2036, Peter Froeschle.
Vorteile einer Forschungsfabrik: kurze Wege und interdisziplinärer Austausch mit Start-ups
Auch in den kommenden Jahren soll ARENA2036 ein Türöffner für Start-ups, Forschende und Innovation sein, der frischen Wind in die Industrie bringt und den Standort Deutschland stärkt. Im Hinblick auf eine mögliche dritte und letzte Förderphase des Forschungscampus werden insbesondere die Themenbereiche Nachhaltigkeit und Konnektivität eine große Rolle spielen.
Interview mit Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart
In welchen Bereichen ist die Universität Stuttgart, die Sie als Rektor leiten, besonders forschungsstark, wenn es um große Herausforderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?
Die Vision der Universität Stuttgart hebt auf „Intelligente Systeme für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ ab. Diese Vision definiert die Zukunftsfelder. Besonders forschungsstark sind dabei unsere Profilbereiche Simulationswissenschaft und Adaptives Bauen, in denen wir je ein Exzellenzcluster einwerben konnten, sowie die Profilbereiche Digital Humanities, Produktionstechnologie, Quantentechnologie, Autonome Systeme und Biomedizinische Systeme.
Inwiefern erfordern große Transformationen, wie wir sie gegenwärtig erleben, auch einen Wandel der Art und Weise, wie an TUs gelehrt und geforscht wird?
Große Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam bewältigen – radikal interdisziplinär und im intensiven Austausch mit Wirtschaft und Gesellschaft. Beides wird an der Universität Stuttgart seit vielen Jahren großgeschrieben, beispielsweise auf dem Forschungscampus ARENA2036.
Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?
Universitäten brauchen weitgehende Autonomie in Forschung, Lehre, Weiterbildung, Wissens- und Technologietransfer bis hin zur baulichen Infrastrukturplanung. Und wir brauchen Verlässlichkeit in der Hochschulfinanzierung in fünfjährigen Vereinbarungen.
Kontakt
Universität Stuttgart
Dr. Hans-Herwig Geyer
Leiter Stabsstelle Hochschulkommunikation und Pressesprecher
Tel. +49 (0)711-685 82211
hkom@uni-stuttgart.de
www.uni-stuttgart.de