Neues aus der KI-Diagnostik und Abhängigkeitsforschung
Es waren Antigen-Tests, dank derer sich im Mai die Corona-Infektionszahlen in Deutschland um 40 Prozent reduziert haben, während Impfungen eine untergeordnete Rolle spielten.
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Spitzenforschung“.
So das Ergebnis eines Simulationsmodells, das auf der Auswertung von Daten der zweiten und dritten Corona-Welle beruht und kürzlich als „ECONtribute Discussion Paper“ veröffentlicht wurde. Die Studie stammt vom Exzellenzcluster „ECONtribute: Markets & Public Policy“, das die Wechselwirkung von Märkten und staatlichem Handeln analysiert. Im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ist ECONtribute das einzige Projekt mit Schwerpunkt auf Wirtschaftswissenschaften und benachbarte Disziplinen.
Ziel ist, eine Typologie asymmetrischer Abhängigkeiten zu erarbeiten.
Mit dem Anspruch, deutsche Spitzenforschung weltweit zu kommunizieren, umfasst die 2019 lancierte Exzellenzstrategie derzeit 57 Exzellenzcluster, die insgesamt 385 Millionen Euro jährlich erhalten und in deren Kontext Forscher*innen verschiedener Disziplinen und Institute an einem gemeinsamen Projekt forschen, und zudem elf Exzellenzuniversitäten: wissenschaftlich herausragende Standorte, die ihr Renommee einer groß angelegten Verbundforschung verdanken und 148 Millionen Euro jährlich erhalten. Ein Beispiel dafür ist die Uni Bonn, die seit Anfang 2019 mit sechs Exzellenzclustern bundesweit die meisten Verbundprojekte vorweisen kann. Eines davon dreht sich um den Aufbau des „Bonn Center for Dependency and Slavery Studies“. Anspruch ist, alle Formen gesellschaftlicher, gruppenbezogener und individueller Hierarchisierung und Unterdrückung zu untersuchen – und einen neuen Zugang zur Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse vormoderner und außereuropäischer Gesellschaften, die auch in Bezug auf gegenwärtige soziale Ungleichheiten und wirtschaftliche Ausbeutung aussagekräftig ist. Ziel ist, mithilfe empirischer Fallstudien eine Typologie asymmetrischer Abhängigkeiten auszuarbeiten.
Ein anderes Beispiel für ausgewiesene Exzellenz ist die TU Dresden, die drei Exzellenzcluster sowie den Status einer Exzellenzuni erringen konnte. Für Aufsehen sorgte kürzlich ein Forschungserfolg der Professur für Optoelektronik: Hier wurde ein biokompatibler KI-Chip entwickelt, der unter anderem Herzrhythmusstörungen in Echtzeit identifizieren kann. Die Herausforderung lautete: Wie lässt sich eine KI-Plattform technisch so in den menschlichen Organismus integrieren, dass diese imstande ist, körpereigene Signale selbstständig zu deuten? Mit polymerbasierten Faser-Netzwerken, die dem menschlichen Gehirn ähneln, ist der erste Schritt in Richtung Anwendung nun getan. Diese sollen in Zukunft den Unterschied zwischen gesunden und krankhaften Mustern von Herzschlägen klassifizieren und pathologische Veränderungen ohne ärztliche Überwachung erkennen können.
Ein KI-Chip, der implantiert wird und Herzrhythmusstörungen identifizieren kann.
Dass auch herausragende Köpfe abseits von Universitäten – und außerhalb der Exzellenzstrategie – immer stärker gefördert werden, illustriert ein BMBF-Programm: Im Rahmen von „Forschung an Fachhochschulen“ hat sich das Budget von 10,5 Millionen Euro im Jahr 2005 bis 75 Millionen im Jahr 2021 mehr als versieben- facht. Zwischen 2010 und 2020 profitierten bundesweit über 130 Fachhochschulen bzw. HAW mit über 1.300 Forschungsvorhaben von 475 Millionen Euro Förderung. So auch das Projekt „VITASENS“ an der Hochschule Trier: Im Zentrum steht ein Sensor, der Alarm schlägt, wenn ältere Menschen in ihrer Wohnung stürzen oder deren Herzschlag und Atmung aussetzen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Überwachungssystemen erstellt das neuartige radarbasierte Gerät, das an der Decke installiert wird, keine Bilder vom Räumen und Bewohnern und muss nicht am Körper angebracht werden, was häufig als stigmatisierend empfunden wird. Ohne den Datenschutz und die Intimsphäre zu verletzen, sorgt es für Sicherheit und schützt das Recht auf Selbstbestimmung. Auch diese Erfindung macht deutlich: Innovative Ideen setzen sich durch – mit oder ohne Exzellenzstrategie.