ZEIT für X
Das ExoMatter Gründungsteam (v.l.n.r.): Josua Vieten, Barbara Prähofer und Friedemann Call.

Start-up mit nachhaltiger Unter­stützung: ExoMatter

10. Juni 2022
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Ein Beitrag des DLR.

Jeder Startschuss wird durch eine zündende Idee ausgelöst. Hinter ExoMatter stecken drei DLR-Wissen­schaft­lerinnen und Wissen­schaftler mit mehr als 10 Jahren Erfahrung in Forschung, Wissenschafts­koor­dination und Politik­beratung – und einer gemeinsamen Vision.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Transfer und Innovation“.

Im Fall des DLR-Spin-Offs ExoMatter dachte dessen heutiger CEO und Tech Specialist weiter. Der Chemiker Josua Vieten arbeitete gerade für einen schnellwachsenden Software-as-a-Service-Anbieter und lernte viele neue digitale Arbeitsmethoden kennen. Wieso diese nicht in der Materialentwicklung anwenden und in der Wissenschaft und Industrie die Suche nach passenden Materialien für ein Projekt mit einer Plattform erleichtern?

Promoviert hatte er einige Jahre zuvor beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Institut für Solarforschung. Thema seiner Doktorarbeit: Materialdesign für solar-thermochemische Anwendungen. Im Mittelpunkt stand dabei die Kombination experimenteller und theoretischer Daten in Computer­modellen in der anorganische Festkörper­chemie und von Perowskit­materialien. Sein damaliger Kollege: Friedemann Call. Der promovierte ebenfalls zur Energie­technik in der Solar­forschung. Durch Computer­modelle waren sie in der Lage gewesen, neue und geeignetere Materialien als mit der üblichen aufwändigen und teuren Trial-and-Error-Suche im Labor zu finden. Josua Vieten rief ihn kurzerhand an.

In ExoMatter stecken mehr als 10 Jahre Erfahrung in Forschung, Wissenschaftskoordination und Politikberatung.
© DLR /​ Marcel Soppa In ExoMatter stecken mehr als 10 Jahre Erfahrung in Forschung, Wissenschaftskoordination und Politikberatung.

„Ich war damals im Sommer 2021 während meiner Elternzeit in Spanien und war sofort davon begeistert, mein Know-how im Bereich Nachhaltigkeit danach in die Praxis umsetzen zu können,“ erzählt Physiker Friedemann Call. Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt seit mehreren Jahren beim DLR-Projektträger in der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle, dem nationalen Ansprechpartner für den Weltklimarat, und hatte hautnah mitbekommen, dass Klimaschutz bei nachhaltigen Materialien anfängt. Er stieg beim Projekt ein und ist heute COO und bei ExoMatter für die Nachhaltigkeit verantwortlich.

Drei Experten, eine Vision: die Materialsuche revolutionieren

Zusammen bringen die beiden Wissenschaftler mehr als 10 Jahre Forschungs­erfahrung im Bereich Energie­technik und Material­wissenschaft mit. Die haben sie teilweise gemeinsam gesammelt – die Chemie stimmt also im wahrsten Sinne des Wortes. Die beste Basis, um sich selbstständig zu machen.

Was zum idealen Team allerdings noch fehlte, war der wirtschaft­liche Blick­winkel. Die Entrepreneurship und Sales-Expertin Barbara Prähofer hat im Nebenfach Chemie studiert, verstand die Idee hinter der ExoMatter-Datenbank sofort und war überzeugt. Durch ihre Erfahrung im Business Development in einem SaaS-Techstartup brachte sie wichtiges Know-how mit: „Ich bin direkt aus der Start-up-Welt dazugekommen. Chemie und Betriebs­wirtschaft verbinden – für mich der perfekte Job.“ Inzwischen sind alle drei beim DLR Institut für Future Fuels angestellt und gleichzeitig Gründer der ExoMatter GmbH.

Das ExoMatter Dashboard.
Das ExoMatter Dashboard.

In kurzer Zeit zum richtigen Material mit der Plattform MatterMine von ExoMatter

Schnell wurde die Idee konkret. Das Herzstück der Software ist die MatterMine-Plattform. Jeder Kunde hat seinen eigenen Zugang auf der Plattform, auf der dieser seine Materialvorschläge einsehen kann. Die Rohdaten werden aus vielfältigen wissenschaftlichen Quellen bezogen und unter anderem durch Methoden der künstlichen Intelligenz wie Machine Learning aufbereitet und weiterverarbeitet. Neben den empfohlenen Materialien werden Patente und Quellenangaben zu relevanten wissenschaftlichen Publikationen gleich mitgeliefert. Das spart weitere Zeit, denn auch diese wichtigen Recherchen sind sehr aufwändig. Darüber hinaus erhalten die Unternehmen auch Informationen zur Nachhaltigkeit sowie zu den Kosten der Rohstoffe. So bleiben schon während der Entwicklung Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit im Blick. „Ein bisschen funktioniert ExoMatter wie Spotify – nur, dass bei ExoMatter jeder statt Playlist seine persönliche Materialliste zusammenstellen kann,“ erzählt Friedemann Call.

Vom Spin-Off zum Start-Up

Im März 2022 war es soweit: die drei Experten gründeten ihr eigenes Unter­nehmen. Dabei wurden sie vom DLR Technologie­marketing und der Helmholtz-Gemeinschaft unterstützt. „Irgendwann muss man einfach ins Wasser springen,“ meint Josua Vieten zu dieser Phase. „Beim DLR sind wir ein sehr gutes Ökosystem eingebunden, was vieles einfacher macht.“

Die drei Gründer schätzen den regelmäßigen Austausch und die Workshops zu wichtigen Themen, beispielsweise zu Finan­zierung, Teamaufbau und Finan­zierung. Das gibt dem Team Sicherheit – genau wie das Helmholtz Enterprise Ausgründungs­programm, dass sie 14 Monate lang finanziell unterstützt. In dieser Zeit können sie sich ausschließlich um ExoMatter kümmern.

Noch steht die Plattform nur für anorganische Feststoffe zur Verfügung, eine Erweiterung, die komplexere Materialien miteinschließt und die Skalierbarkeit des Geschäfts­modells deutlich erhöht, ist schon in der Entwicklung. Die ersten Kunden hat ExoMatter bereits überzeugt – genauso beim Gründungs­wettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) ­– dort hat es das Start-up unter die 51 bestplatzierten Unternehmen geschafft.

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