
Transformation durch Selbstermächtigung
AnzeigeDie Idee von „Hey, Alter!“ war überzeugend: Computer, die von Unternehmen und Haushalten aussortiert wurden, mit neuer Software zu versorgen, um sie Schülerinnen und Schülern aus einkommensschwachen Familien zu überlassen, damit auch sie am Onlineunterricht teilnehmen können.
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.
Allein in Braunschweig wurden über 1200 Rechner ausgeliefert, deutschlandweit fand das Projekt 32 Ableger und erhielt unter anderem den Niedersachsenpreis für Bürgerengagement und den Braunschweiger Präventionspreis – ein Erfolg, der sich auch der „Sandkasten“-Zentrale verdankt, auf die das Projekt „Hey, Alter!“ zurückgeht: Sie gilt als Zukunftswerkstatt der „Universität der Menschen“, die das Präsidium der größten TU Norddeutschlands 2015 initiiert hat. Ziel ist, den Wissenstransfer in die Stadtgesellschaft über den Hebel partizipativer Formate zu befördern – mit dem „Sandkasten“ als Aushängeschild.
Ehrenamtlich, sozial - und zukunftsweisend
Bereits 140 dieser ehrenamtlichen Projekte wurden bis 2020 realisiert. Mal ging es um die Anfertigung von Masken für Angestellte im sozialen Bereich, mal um die Eröffnung neuer Räume für das nahezu brachliegende Kulturleben der Stadt. Unter den 15 aktuellen Kampagnen wird für ein Tauschregal mit Modellbaumaterialien ebenso geworben wie für eine „Still-Bar“, für die Einrichtung eines Biotops in einer benachbarten Miniparkanlage oder eines campuseigenen Ökowochenmarkts. Und: Sechs Lehramtsstudierende planen einen kostenfreien Blog mit neuen Lernhilfen, um Jugendlichen in Niedersachsen den Realschulabschluss zu erleichtern.
Gemeinsamer Nenner aller Projekte ist der Anspruch, das Umfeld eigeninitiativ im Sinne der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele umzugestalten. Gefragt sind kreative Ideen, mit denen sich Studierende und Hochschulbeschäftigte online bewerben können; und die nicht zuletzt auch eine kritische Menge von „Fans“ gewinnen müssen: Gleichgesinnte, die bei der Umsetzung ihrer Do-it-yourself-Kampagne unterstützen. Beratend zur Seite steht den Bewerberinnen und Bewerbern ein Team aus hauptamtlichen Mitarbeitenden und studentischen Hilfskräften. Über die Zulassung als gefördertes Projekt und damit über die Frage der Umsetzbarkeit entscheidet ein Gremium, in dem unter anderem AStA, Campusbeauftragte, Gebäudemanagement und die Institute für Landschaftsarchitektur und Geoökologie sowie eine externe Referentin der Stadt Braunschweig vertreten sind.
Ein Vorgehen, das Parallelen zum Forschungsprozess aufweise, meint Saskia Frank, Co-Leiterin des Transfer- und Kooperationshauses: „Es geht darum, relevante Fragen zu stellen, Ideen zu generieren, Projekte aufzusetzen und Partner zu finden: Kompetenzen, die man in ,Sandkasten‘-Projekten erwerben kann.“ Zusätzlich nutze man diesen „Research Lifecycle“, um akademisches Wissen zu bündeln und für den öffentlichen Raum und damit für gesellschaftliche Transformation nutzbar zu machen, betont Frank. „Unser Transferbegriff ist von einem Bottom-up-Ansatz und hoher Interdisziplinarität geprägt. Die TU Braunschweig, an der die Ingenieur- und Naturwissenschaften eng mit den Wirtschafts-, Sozial-, Geistes- und Erziehungswissenschaften vernetzt sind, bietet dafür ideale Voraussetzungen.“
Interview mit Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig

In welchen Bereichen ist die TU Braunschweig, die Sie als Präsidentin leiten, besonders forschungsstark, wenn es um große Herausforderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?
Die fakultätsübergreifenden Forschungsschwerpunkte (Mobilität, Stadt der Zukunft, Infektionen und Wirkstoffe, Metrologie) bündeln interdisziplinär unsere Expertisen. Unser Ansatz der ganzheitlichen Hochschulentwicklung integriert allumfassend die Themen Digitalisierung, Internationalisierung, Gleichstellung, Diversität und Nachhaltigkeit. So bearbeiten wir mit einem starken Forschungsprofil wirkungsvoll globale Herausforderungen.
Partizipative Wissenschaft, die der Gesellschaft Erkenntnisse der Grundlagenforschung vertraut machen soll, spielt an Hochschulen eine wachsende Rolle. Welche Erfahrungen machen Sie damit?
Wir wollen Forschungserkenntnisse erlebbar machen. Die systematische, zielgerichtete Interaktion mit der Gesellschaft inspiriert unsere Arbeit, macht den Campus lebendig und nimmt uns in die Verantwortung, unsere Ziele bewusst auf das Wohl der Gesellschaft auszurichten.
Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?
Innovative Spitzenforschung benötigt kontinuierlich Investitionen in Infrastruktur und Personal. Eine langfristig zuverlässige Zusammenarbeit ist essenziell. Besonders in einer Welt, die sich dynamisch wandelt und deren Herausforderungen ständig wachsen.
Kontakt

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