ZEIT für X
Nachhaltiger Wissensstransfer: Schnell und unkompliziert Schüler*innen zu helfen, die keinen Zugang zu elektronischen Geräten haben, ist Ziel von »Hey, Alter!«. Mit gebrauchter, aufgerüsteter Hardware sorgt das Projekt der TU Braunschweig außerdem für eine Zweitverwertung.

Transformation durch Selbst­ermächtigung

10. Juni 2022
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Ein Beitrag der TU Braunschweig.

Die Idee von „Hey, Alter!“ war überzeugend: Computer, die von Unternehmen und Haus­halten aussortiert wurden, mit neuer Software zu versorgen, um sie Schüler­innen und Schülern aus einkommens­schwachen Familien zu überlassen, damit auch sie am Online­unterricht teilnehmen können.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.

Allein in Braunschweig wurden über 1200 Rechner ausgeliefert, deutschlandweit fand das Projekt 32 Ableger und erhielt unter anderem den Nieder­sachsen­preis für Bürger­engagement und den Braunschweiger Präventions­preis – ein Erfolg, der sich auch der „Sandkasten“-Zentrale verdankt, auf die das Projekt „Hey, Alter!“ zurückgeht: Sie gilt als Zukunfts­werkstatt der „Universität der Menschen“, die das Präsidium der größten TU Nord­deutschlands 2015 initiiert hat. Ziel ist, den Wissens­transfer in die Stadt­gesellschaft über den Hebel partizipativer Formate zu befördern – mit dem „Sandkasten“ als Aushängeschild.

Ehrenamtlich, sozial - und zukunftsweisend

Bereits 140 dieser ehrenamtlichen Projekte wurden bis 2020 realisiert. Mal ging es um die Anfertigung von Masken für Angestellte im sozialen Bereich, mal um die Eröffnung neuer Räume für das nahezu brach­liegende Kultur­leben der Stadt. Unter den 15 aktuellen Kampagnen wird für ein Tauschregal mit Modell­baumate­rialien ebenso geworben wie für eine „Still-Bar“, für die Einrichtung eines Biotops in einer benach­barten Mini­park­anlage oder eines campuseigenen Ökowochen­markts. Und: Sechs Lehramts­studie­rende planen einen kostenfreien Blog mit neuen Lernhilfen, um Jugendlichen in Niedersachsen den Realschul­abschluss zu erleichtern.

Gemeinsamer Nenner aller Projekte ist der Anspruch, das Umfeld eigeninitiativ im Sinne der 17 UN-Nachhaltig­keits­ziele umzugestalten. Gefragt sind kreative Ideen, mit denen sich Studierende und Hochschul­beschäftigte online bewerben können; und die nicht zuletzt auch eine kritische Menge von „Fans“ gewinnen müssen: Gleich­gesinnte, die bei der Umsetzung ihrer Do-it-yourself-Kampagne unterstützen. Beratend zur Seite steht den Bewerberinnen und Bewerbern ein Team aus haupt­amtlichen Mitarbeitenden und studen­tischen Hilfs­kräften. Über die Zulassung als gefördertes Projekt und damit über die Frage der Umsetzbarkeit entscheidet ein Gremium, in dem unter anderem AStA, Campus­beauftragte, Gebäude­management und die Institute für Landschafts­architektur und Geoökologie sowie eine externe Referentin der Stadt Braunschweig vertreten sind.

Ein Vorgehen, das Parallelen zum Forschungs­prozess aufweise, meint Saskia Frank, Co-Leiterin des Transfer- und Kooperations­hauses: „Es geht darum, relevante Fragen zu stellen, Ideen zu generieren, Projekte aufzusetzen und Partner zu finden: Kompetenzen, die man in ,Sandkasten‘-Projekten erwerben kann.“ Zusätzlich nutze man diesen „Research Lifecycle“, um akademisches Wissen zu bündeln und für den öffentlichen Raum und damit für gesell­schaftliche Trans­formation nutzbar zu machen, betont Frank. „Unser Transfer­begriff ist von einem Bottom-up-Ansatz und hoher Inter­diszipli­narität geprägt. Die TU Braunschweig, an der die Ingenieur- und Natur­wissen­schaften eng mit den Wirtschafts-, Sozial-, Geistes- und Erziehungs­wissen­schaften vernetzt sind, bietet dafür ideale Voraussetzungen.“

Interview mit Angela Ittel, Präsidentin der TU Braunschweig

Angela Ittel - Präsidentin der TU Braunschweig
© Kristina Rottig /​ TU Braunschweig Angela Ittel - Präsidentin der TU Braunschweig

In welchen Bereichen ist die TU Braunschweig, die Sie als Präsidentin leiten, besonders for­schungs­stark, wenn es um große Heraus­forderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?

Die fakultäts­übergrei­fenden Forschungs­schwer­punkte (Mobilität, Stadt der Zukunft, Infektionen und Wirkstoffe, Metrologie) bündeln inter­diszi­plinär unsere Expertisen. Unser Ansatz der ganz­heit­lichen Hochschul­entwicklung integriert allum­fassend die Themen Digita­lisierung, Inter­nationali­sierung, Gleichstellung, Diversität und Nach­haltig­keit. So bearbeiten wir mit einem starken Forschungs­profil wirkungs­voll globale Herausforderungen.

Partizipative Wissenschaft, die der Gesellschaft Erkenntnisse der Grundlagen­forschung vertraut machen soll, spielt an Hoch­schulen eine wachsende Rolle. Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Wir wollen Forschungs­erkenntnisse erlebbar machen. Die syste­matische, zielgerichtete Inter­aktion mit der Gesell­schaft inspiriert unsere Arbeit, macht den Campus lebendig und nimmt uns in die Verant­wortung, unsere Ziele bewusst auf das Wohl der Gesell­schaft auszurichten.

Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?

Innovative Spitzen­forschung benötigt kontinuierlich Investi­tionen in Infra­struktur und Personal. Eine langfristig zuverlässige Zusammen­arbeit ist essenziell. Besonders in einer Welt, die sich dynamisch wandelt und deren Heraus­forderungen ständig wachsen.

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