ZEIT für X
Nico Rosberg bei ZEIT für Klima

Wie schafft Deutschland die Klimawende?

08. Dezember 2023
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit EnBW

Anreize, Innovation, Regulation: Ein hochkarätig besetztes Panel diskutierte im Rahmen des EnBW-Nachhaltigkeitsdialoges am 16. November 2023 darüber, mit welchen Ansätzen eine nachhaltigere Gesellschaft gelingt.

Der Kurs ist eingeschlagen, doch das Tempo stimmt noch nicht. Trotz vieler angeschobener Maßnahmen wird Deutschland die selbst gesteckten Klimaziele bis 2030 nicht erreichen, zumindest nach aktuellem Stand. Woran es fehlt und wie es besser gehen könnte? Beim Podiumsgespräch „ZEIT für Klima zu Gast bei EnBW“ diskutierten darüber Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Nico Rosberg, Nachhaltigkeitsunternehmer und Formel-1-Weltmeister, Darya Sotoodeh, Pressesprecherin von Fridays for Future, und Jan Schweitzer, Redakteur bei der ZEIT.

Bessere politische Kommunikation hinsichtlich neuer Technologien gewünscht

Einen wichtigen Stellhebel in der Klimapolitik sieht Staatssekretärin Brantner in der politischen Kommunikation. Bei der Einführung des umstrittenen Heizungsgesetzes räumte sie Fehler der Bundesregierung ein: „Wir müssen besser kommunizieren und neue Technologien wie die Wärmepumpe besser erklären.“ Zugleich seien viele Unwahrheiten zu dem Gesetz zirkuliert, insbesondere in den Boulevardmedien. Viel Potenzial bescheinigt Brantner auch der Digitalisierung und der Entbürokratisierung, die Klimamaßnahmen effektiver machen sollen. „China ist da Lichtjahre voraus“, sagte die Staatssekretärin. „Wir sind dabei, zu entrümpeln.“

Grundsätzlich, so Brantner, brauche es in der Klimapolitik die richtige Mischung aus Maßnahmen: finanzielle Anreize, CO2-Besteuerung und Regulatorik sowie Förderung von Innovation und Infrastruktur. „Es begeistert mich, wie viel da gerade in Unternehmen passiert“, betonte Brantner. Die technologischen Sprünge bei E-Autos etwa seien enorm. Brantner wünscht sich einen Mentalitätswechsel in Deutschland beziehungsweise eine stärkere Offenheit für neue Technologien. „Gerade Künstliche Intelligenz hat sehr viel Potenzial. Da sollten wir erst einmal die Chancen nutzen und dann die Risiken begrenzen.“

Nico Rosberg attestiert Deutschland ebenfalls Nachholbedarf in Sachen Technologieoffenheit: „In den USA gibt es viel mehr Begeisterung für Innovation“, so der international tätige Unternehmer und Investor. „Dabei gibt es in Deutschland so viele Start-ups und so viele Business Cases.“ Nachhaltige Technologien ließen ein profitables Geschäft erhoffen. Rosberg: „Ich bin da sehr optimistisch.“ Der Formel-1-Weltmeister führte das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha als gelungenes Beispiel für deutsche Innovationsfähigkeit an. Das Unternehmen hat jüngst eine Investitionsrunde von knapp 466 Millionen Euro abgeschlossen.

Mehr Positivbeispiele für klima­schützende Lösungen aufzeigen

„Die Klimakrise ist auch eine Krise der Politik“, sagte Darya Sotoodeh, Pressesprecherin von Fridays for Future. Häufig gebe es das nötige Wissen und die Technik, „doch es fehlt dann oft der politische Wille“. Dies führt sie darauf zurück, dass „große Konzerne und Lobbys andere Interessen haben“ – Interessen, die dem Klimaschutz entgegenstehen. Ihre Forderung: mehr staatliche Förderung, insbesondere für Maßnahmen, die helfen, die Klimawende sozial gerecht zu gestalten. Das 49-Euro-Ticket sei ein gelungenes Beispiel dafür.

Sotoodeh legte in der Diskussion außerdem Wert darauf, dass die Kommunikation rund um die Klimawende nicht auf Ängste zielen dürfe: „Es ist wichtig, das Ganze in etwas Positives umzuwandeln und zu zeigen: Es gibt Lösungen.“ Angst sei der Treiber für Gegenproteste von Menschen, die dem Klimaschutz skeptisch gegenüberständen. Sotoodeh machte deutlich, dass diese Ängste ernst zu nehmen seien: „Es ist wichtig, sozialen Ausgleich zu schaffen.“

ZEIT-Redakteur Jan Schweitzer bestätigte die Relevanz einer konstruktiven Berichterstattung über den Klimawandel: „Die Angst ist durchgespielt, damit erreicht man niemanden – eher das Gegenteil.“ Die ZEIT habe das Ressort Green ins Leben gerufen, um Lösungen für die Klimawende aufzuzeigen. „Es gibt auch viel Positives zu berichten. Die positiven Geschichten kommen aber oft zu kurz.“ Neben den Medien sieht Schweitzer die Politik in der Verantwortung. „Man kann nicht von einzelnen Bürger:innen erwarten, dass sie täglich den Klimaschutz praktizieren.“ Es brauche große Maßnahmen der Politik. „Sie muss die Maßnahmen vorgeben, kommunizieren, messen und zeigen, was funktioniert“, so Schweitzer.