Judith Wiese – „Wir laufen in eine demografische Falle“
Wie können Unternehmen Gleichberechtigung fördern? Und warum ist die Frauenquote so wichtig? Darüber sprach Judith Wiese, Vorstandsmitglied bei Siemens, beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin.
„Fühlen Sie sich wie eine Frauenquote?“ – Das ist eine Frage, die Judith Wiese häufig gestellt bekommt. Seit zwei Jahren ist sie Chief People and Sustainability Officer von Siemens und die einzige Frau im Vorstand des Technologieunternehmens. Beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai 2023 in Berlin erklärte Judith Wiese im Gespräch mit Charlotte Parnack, Ressortleiterin Wirtschaft bei der ZEIT, wie sie sich bei dieser Frage fühlt. Sie treffe sie nicht besonders, denn in ihren Augen mache sich die Frauenquote bezahlt. Das merke sie nicht zuletzt bei Siemens selbst: Der Konzern nähere sich der selbst auferlegten Frauenquote von 30 Prozent langsam an. Je höher die Karrierestufe, desto leichter ließe sich das Geschlechterverhältnis überwachen. „Hier kann man auch besser eingreifen. Sobald es um die gesamte Organisation eines Unternehmens geht, wird das Unterfangen komplexer“, so Wiese.
„Es muss über Teilzeit hinausgehen“
Gleichberechtigung in Unternehmen hört laut Judith Wiese allerdings nicht bei der Frauenquote auf. Man müsse auch schauen, dass man den „richtigen Pool an Frauen“ ans Unternehmen bindet und Frauen überhaupt für das Unternehmen gewänne. Dies fange schon bei alltäglichen HR-Prozessen an, etwa bei der Formulierung von Stellenausschreibungen, dem Einstellen von Talenten und dem Ablauf von Beförderungen. Das Global-Equity-Programm von Siemens soll länderübergreifend die Karrierechancen von Frauen im Betrieb unterstützen. Charlotte Parnack und Judith Wiese sprachen auch über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Auf Dauer müssten flexible Arbeitsmodelle über Teilzeitstellen hinaus etabliert werden – und zwar nicht nur für Frauen.
Das Engagement von Unternehmen reiche aber nicht aus, um die Gleichberechtigung von Frauen wesentlich voranzubringen, ist Wiese überzeugt. Gewisse Aufgaben lägen im Bereich der Politik.
Das Gespräch können Sie sich hier in voller Länge anschauen: