ZEIT für X
Robert Klarner auf dem DLR Gelände in Oberpfaffenhofen bei München.

Als Intrapreneur am Puls der Forschung

10. Juni 2022
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Ein Beitrag des DLR.

Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sorgt ein eigenes Team dafür, dass die Technologien aus der Forschung in die Anwendung kommen. Robert Klarner schlägt als „Koordinator Technologietransfer“ die Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Transfer und Innovation“.

Herr Klarner, welche Aufgaben haben Sie und ihr Team im DLR-Technologietransfer?

Im Technologietransfer unterstützen wir unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, DLR-Forschungsthemen nutzbar zu machen: Wir bringen gemeinsam die Ergebnisse aus unserer Forschung in den Themenfeldern Luft- und Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung zur industriellen Reife. Meine Kolleginnen und Kollegen sitzen an verschiedenen DLR-Standorten, ein Großteil ist in Köln, ich in Oberpfaffenhofen bei München. Unser Team ist interdisziplinär aufgestellt von Natur- und Ingenieurswissenschaften, über Ökonomie bis hin zu Jura.

Wir stehen in engem Austausch mit unseren 55 DLR Forschungsinstituten und -einrichtungen an allen 30 Standorten. Nicht erst seit Corona sind wir sehr gut vernetzt: Für uns sind digitale Meetings mit internen und externen Stakeholdern schon lange üblich. Wir verantworten die Vermarktung unserer aktuell marktreifen Technologien, stellen diese gezielt auf Fachmessen und bei Unternehmensnetzwerken vor und pflegen den Kontakt zur Wirtschaft in den relevanten Branchen. Wenn wir den konkreten Bedarf von Unternehmen kennen und diese die Entwicklungen des DLR verwenden möchten, geht es intern weiter: mit Vertragsabschlüssen zur Lizenzierung und sogar der Weiterentwicklung und Validierung unserer Transfergegenstände zu einem Zeitpunkt, an dem die Firmen sie dann für ihre neuen Produkte nutzen können. Damit sind wir Kooperationspartner der Industrie.

Was sehen Sie persönlich als große Chancen und spannende Felder für Transfer im DLR?

Ganz klar die sogenannten „Zukunftstechnologien“: Das DLR ist Technologietreiber für die Luft- und Raumfahrt und die Anforderungen an diese Spitzentechnologien sind besonders hoch. Damit sind wir Trends häufig Jahre voraus und können diese auch selbst mitgestalten. Beste Beispiele sind die Erkenntnisse und Entwicklungen in der Erdbeobachtung für den Globalen Wandel, Klimaschutz und alternative Mobilität, aber auch Robotik und Raumfahrttechnologien für die Nutzung auf der Erde und für die Sicherheit. Hier ist bei uns vieles in Bewegung, was man erst deutlich zeitversetzt live in der Anwendung sehen wird.

Der Benefit für unsere Kooperationspartner ist, dass sie sich durch die frühzeitige enge Kooperation und den Zugang zu DLR-Technologien einen signifikanten Vorsprung verschaffen und direkt in einen Wettbewerbsvorteil umsetzen. Klar ist, dass Innovationen einzigartige Werte schaffen können – für die, die sie als First Mover anbieten und auch für alle, die diese Neuerungen dann nutzen. Diesen Win-Win per Technologietransfer aus der Forschung in die Firmen systematisch voranzutreiben, ist für mich immer wieder faszinierend und motivierend.

Das MIRO Innovation Lab am Institut für Robotik und Mechatronik ermöglicht kooperative Forschung und Entwicklung neuer Technologien der Medizintechnik.
© DLR /​ Roger Riedel Das MIRO Innovation Lab am Institut für Robotik und Mechatronik ermöglicht kooperative Forschung und Entwicklung neuer Technologien der Medizintechnik.

Welche Projekte und Innovationen betreuen Sie aktuell? Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?

Im Bereich Raumfahrt-Anwendungen habe ich seit 2014 das Projekt DriveMark begleitet. Da geht es um die zentimetergenaue Kartierung von Straßen und Landmarken zur Navigation per Satellit in HD – ein Forschungsansatz zur Radargeodäsie aus dem DLR. Dieses Mapping wurde seit Jahrzehnten ganz konventionell per Abfahren der einzelnen Straßen Meter für Meter praktiziert. Dieser große Aufwand und das Problem, ständig wieder von vorne anfangen zu müssen, wird durch den Informationsgewinn per Satellitendaten eleganter gelöst. Das zeigt, wie aus der Forschung eine Verfahrensinnovation entstand, die Qualität sowie Effizienz befördert. Derzeit sind wir in der Umsetzung mit Partnerfirmen, die mit der DriveMark-Lösung das hoch automatisierte Fahren befeuern. Hier kooperiert das DLR bei der Weiterführung mit spezialisierten KMUs und weltweit tätigen Konzernen aus Deutschland.

Täglich freue ich mich über den Austausch mit unterschiedlichen Leuten im und außerhalb des DLR. Trotz der oft fordernden Inhalte der Zusammenarbeit ist es ein echtes „People Business“. Gleichzeitig müssen wir immer die Marktchancen sehen, den sogenannten „Fit“ unserer Themen, den Bedarf sichern und gegenseitiges Commitment leben. Durch meine Erfahrung in der Firmenlandschaft stelle ich mir stets die Frage „Wie können wir die Markterfordernisse bedienen und unsere Partner mit einem echten Nutzen für ihre Produkte und Services ausstatten?“

Unser Team muss einen langen Atem beweisen, denn die Vorlaufzeiten von der Idee bis zur Ausreifung der Technologien und deren Anwendung im Tagesgeschäft betragen eher Jahre als Monate. Für unsere Erfolge in der Gegenwart haben wir frühzeitig gemeinsam investiert und agiert. Besonders freut es mich dann zu sehen, wie gemeinsame Vorhaben in die Welt kommen.

Wie ist Ihr Werdegang und Ihr Weg beim DLR?

Ich habe Wirtschaftsgeographie studiert und als „Koordinator Technologietransfer“ eine fachliche Kombi-Qualifikation aus Wirtschafts- und Geowissenschaften. Über zehn Jahre war ich in Business Strategy, Entrepreneurship und Investitionsgüter-Marketing, bei Siemens in der Geoinformatik-Software, tätig. Seit 13 Jahren bilde ich beim DLR genau diese Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft – und weiß, dass diese Begriffe keinen Widerspruch darstellen müssen. Es ist alles eine Frage der Vernetzung und wie früh man kommerzielle Bedarfe in der Forschung adressieren kann. Im Technologietransfer handle ich als „Intrapreneur“: Ich engagiere mich in Transferprojekten, um die Markteignung für neue Technologien herzustellen und habe bereits zahlreiche Ausgründungen aus dem DLR mit begleitet.

Zudem bin ich Bewerter für alle Start-ups, die sich seit 2009 im Inkubationszentrum ESA BIC in Oberpfaffenhofen bewerben – und bin ich immer wieder beeindruckt von der Dynamik der „New Space Economy“ in Deutschland und international. Viele junge brillante Gründerteams und oft auch das DLR als Technologiegeber haben diesen beispiellosen Boom, bei dem auch die amerikanische Raumfahrt gern auf Innovation und Engineering aus Deutschland setzt, möglich gemacht. Das Inkubationsprogramm wird regelmäßig auch von unseren DLR Spin-offs genutzt. Wer hier startet, kann sich oft in wenigen Jahren bestens etablieren!

Was wünschen Sie sich in Ihrem Bereich für die Zukunft? Welche Voraussetzungen brauchen neue Kolleginnen und Kollegen im Bereich Transfer und Innovation?

Mein Wunsch ist, dass wir als DLR die Wirtschaft und damit die Gesellschaft als Ganzes durch innovative Forschung und Innovationen aus der Forschung immer weiter voranbringen. Die aktuellen Herausforderungen sind dringend: die Umwelt intakt zu halten, medizinische Behandlungsweisen zu verbessern, Umweltkatastrophen zu vermeiden und Sicherheit für uns alle zu gewährleisten. Da geht es also nicht allein um die Rendite, wir sollten uns für den technischen und gesellschaftlichen Fortschritt starkmachen.

In der Forschung müssen wir uns immer wieder an Themen heranwagen, die dann auch in den nächsten Jahren echtes Potenzial für Nachfrage und Wertschöpfung haben. Nur wenn wir die Markterfordernisse verstehen und diese in relevante Forschung übersetzen, entstehen im DLR die Steilvorlagen für zukünftige Erfolge und Entrepreneurship.

Gleichzeitig leben wir im Technologietransfer die Vielfalt nicht nur des Namens wegen. Jedes Team braucht ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und deren individuelles Profil: das können Technologen, Umweltforscherinnen, Vertragsexperten oder Kaufleute sein. Auch Freude am Austausch mit ganz unterschiedlichen Charakteren ist wichtig und dabei keine Berührungsängste mit wissenschaftlichen Inhalten und vertrieblichen Aufgaben zu haben. Wer Neugier und Innovationswillen mitbringt, die zukunftsweisenden Themen des DLR mitgestalten und als Innovationen von morgen voranbringen möchte, der ist bei uns richtig.

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