ZEIT für X
Apothekeninhaber Michael Remmers

Mit Eco-Design zur Klima­neutralität

04. September 2023
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit Sanofi.

Das Pharma­unter­nehmen Sanofi arbeitet an seiner CO2-neutralen Zukunft. Im Rahmen eines Pilot­projektes zeigt das Unternehmen, wie Nach­hal­tig­keit funktionieren kann. Es geht um die Rückgabe gebrauchter Insulinpens.

Apothekeninhaber Michael Remmers
© Steffen Roth Gebrauchte, von Kund:innen zurückgebrachte Insulinpens sammelt der Apothekeninhaber Michael Remmers in einer Recyclingbox – ein Gemeinschaftsprojekt mit Pharmahersteller Sanofi.

In der Berliner Apotheke am Koppenplatz in Berlin-Mitte steht neuerdings eine grün-weiße Box. Unscheinbar kommt sie daher, doch steht die hockergroße Pappkiste für ein großes Vorhaben im Gesund­heits­sektor. Michael Remmers, der Inhaber der Apotheke, kümmert sich seit Mai dieses Jahres um die Wiederverwertung von Insulinpens. Die Idee für mehr Nach­haltig­keit: Gebrauchte Einmal­artikel werden an den Ort des Kaufes zurückgebracht, um sie später zu recyceln und so die Umwelt zu schonen.

Was in Berlin auf Initiative des Pharma­unter­nehmens Sanofi startete, ist nur ein Anfang. Denn bereits im kommenden Jahr wird die Idee bundesweit ausgerollt. Dann finden sich solche Pappboxen in Hunderten Apotheken in Hamburg, Frankfurt oder München. Auch im Nachbarland Frankreich und in Großbritannien soll das große Sammeln beginnen, in der Schweiz startet die Pilotphase diesen Oktober. Am deutschen Pilot­projekt beteiligen sich 35 Berliner Apotheken, die so der Plastikflut gebrauchter Einmal­produkte Herr werden wollen. Mit der Rückgabe sollen bald jährlich 600 Tonnen Plastikmüll vermieden werden – nur in Deutschland wohlgemerkt.

Vorreiter Europa

Für Sanofi ist das Projekt eine Etappe hin zu dem Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu sein. Damit erfüllt das Unter­nehmen die Forderung des „Green Deal“ der EU: Er verpflichtet Europas Wirt­schafts- und Finanzsysteme dazu, ihre Geschäfts­aktivi­täten nachhaltiger zu gestalten. Demnach müssen die 27 EU-Mitglied­staaten bis 2050 dafür sorgen, dass Europa der erste klima­neutrale Kontinent wird.

Sanofi will in den verbleibenden sieben Jahren seine 20-Top-Seller-Produkte seinem „Eco-Design-Prozess“ unterwerfen. Bereits 2025 gilt diese Maxime für alle neuen Produkte. „Wir schauen uns den gesamten Lebens­zyklus eines Produktes hinsichtlich der Umwelt­verträg­lich­keit an – von den einge­setzten Rohstoffen bis zur Entsorgung“, erklärt Stefan Bohling, Leiter der Pen-Entwick­lungs­abteilung. „Ein holistischer Ansatz, der uns zeigt, wie es um den gesamten Umwelt­einfluss eines Produktes steht.“ Nachhaltigkeit sei bei der Produkt­entwick­lung längst ein entscheidender Faktor geworden.

Stefan Bohling
© Martin Joppen Photographie

Stefan Bohling ist Ingenieur der Material­wissen­schaften und beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren beruflich mit Medical Devices in den Bereichen Entwick­lung, Industri­alisie­rung, Herstellung und Quali­täts­management. Seit 2014 ist Bohling Leiter der Pen-Ent­wick­lung bei Sanofi und dort seit 2020 Sustainability Lead für Devices.

Den gesamten Zyklus unter die Lupe nehmen

Am Beispiel der Insulinpens macht Stefan Bohling deutlich: „Bei den Injektoren analysierten und bewerteten wir die komplette Wert­schöpf­ungs­kette und den gesamten Produkt­lebens­zyklus. Immerhin stellen wir jährlich fast 400 Millionen dieser Einweg-Pens her.“ Fragen, die sich dabei auftaten: Wie steht es um die Energie­verbräuche bei der Produktion? Welchen Einfluss haben eingesetzte Materialien etwa auf CO2-Emissionen und Wasser­verbrauch während der Herstellung? Wo lässt sich Material einsparen? Es sei herausfordernd, so Bohling weiter, solche Einweg-Pens nachhaltig zu gestalten. Doch selbst kleine Design­änderungen haben mitunter weitrei­chende positive Auswirkungen auf die Umwelt­verträg­lichkeit.

Der Fokus auf Nachhaltig­keit auf der ganzen Linie ist ein ganz neuer Ansatz, der im Berliner Rückgabe­projekt erste Früchte trägt. „Das ganze Unternehmen wird sich auf das Ziel fokussieren“, stellt Bohling klar. „Es ist ein langer Weg, ein Lernprozess für die Zukunft – und wir geben Gas!“ Beispiel: „Da recyceltes Kunst­stoff­material bisher nicht in einem Medizin­produkt wiederver­arbeitet werden kann, müssen wir Wege finden, Kunststoffe aus nicht­fossilen Rohstoffen und ausschließ­lich mit erneuerbaren Energien herzustellen. Dies ist der richtige Weg.“

Um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, setzt man bei Sanofi auch auf Schwarm­intelligenz. Ein interner Wettbewerb ermutigt die Mitarbeitenden, ihre Ideen einzubringen. Die besten Vorschläge werden im Rahmen eines globalen Events belohnt und mit einem Budget für deren Umsetzung versehen. Dann wird aus der Theorie Praxis – „außerhalb der normalen Entwick­lungs­budgets“, so Bohling. Das gesamte Nachhaltig­keits­programm von Sanofi trägt den Namen „Planet Care“. Nachhaltig­keit bedeute mehr als der schnelle Blick auf die rein ökologischen Auswirkungen der Aktivitäten, meint der Leiter der Pen-Entwick­lungs­abteilung. Man habe auch die soziale und wirtschaft­liche Komponente im Blick. Besonders wichtig dabei: der Klimaschutz. Persönliche Unterstützung erfährt das Programm durch den Sanofi-CEO Paul Hudson.

Immer mehr machen mit

Zurück nach Berlin. Ist die Box mit den gebrauchten Insulinpens gefüllt, ruft der Apotheker Michael Remmers bei Sanofi an. Dort kümmert man sich um die Rücknahme und schickt ein Logistik­unternehmen, das die Kartons mitnimmt und sie durch leere Behälter ersetzt. Auch Sanofi-Mitarbeiterin Leen Amini, Brand Managerin Foundation GSA, möchte solche Recycling­vorhaben unternehmens­übergreifend starten: „Wir laden alle Mitbewerber herzlich dazu ein, Teil des innovativen Projektes zu werden“, so Amini. Daher stehe die Tür für eine Zusammen­arbeit weit offen. Und Apotheker Remmers? Der gibt derweil ein Ziel für die Rückgabe der leer nur wenige Gramm schweren Insulin-Lebensretter aus: „Wir haben 50 Dauerkund:innen – selbst wenn 25 ihre Pens zurückgäben, wäre das ein großer Erfolg.“ Und was sagen die Apothekenkund:innen und Diabetes­patient:innen zu diesem Angebot? „Im Gespräch wurde die Idee der Rückgabe sehr positiv aufgenommen, und wir sind dabei, sie weiter bekannt zu machen“, sagt der Apotheker.

Leen Amini absolvierte 2013 ihren Bachelor of Science in Pharmaceutical Sciences und 2015 ihren Master of Strategic Marketing, bevor sie verschiedene berufliche Stationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten durchlief. 2018 startete Leen Amini als Diabetes Specialist bei Sanofi Greater Gulf – vier Jahre später wechselte sie zu Sanofi Deutschland, wo sie als Brand Managerin Foundation GSA für etablierte Produkte tätig ist und das PenLife-Recycling-Projekt leitet.

Leen Amini