Mit Eco-Design zur Klimaneutralität
AnzeigeDas Pharmaunternehmen Sanofi arbeitet an seiner CO2-neutralen Zukunft. Im Rahmen eines Pilotprojektes zeigt das Unternehmen, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann. Es geht um die Rückgabe gebrauchter Insulinpens.
In der Berliner Apotheke am Koppenplatz in Berlin-Mitte steht neuerdings eine grün-weiße Box. Unscheinbar kommt sie daher, doch steht die hockergroße Pappkiste für ein großes Vorhaben im Gesundheitssektor. Michael Remmers, der Inhaber der Apotheke, kümmert sich seit Mai dieses Jahres um die Wiederverwertung von Insulinpens. Die Idee für mehr Nachhaltigkeit: Gebrauchte Einmalartikel werden an den Ort des Kaufes zurückgebracht, um sie später zu recyceln und so die Umwelt zu schonen.
Was in Berlin auf Initiative des Pharmaunternehmens Sanofi startete, ist nur ein Anfang. Denn bereits im kommenden Jahr wird die Idee bundesweit ausgerollt. Dann finden sich solche Pappboxen in Hunderten Apotheken in Hamburg, Frankfurt oder München. Auch im Nachbarland Frankreich und in Großbritannien soll das große Sammeln beginnen, in der Schweiz startet die Pilotphase diesen Oktober. Am deutschen Pilotprojekt beteiligen sich 35 Berliner Apotheken, die so der Plastikflut gebrauchter Einmalprodukte Herr werden wollen. Mit der Rückgabe sollen bald jährlich 600 Tonnen Plastikmüll vermieden werden – nur in Deutschland wohlgemerkt.
Vorreiter Europa
Für Sanofi ist das Projekt eine Etappe hin zu dem Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu sein. Damit erfüllt das Unternehmen die Forderung des „Green Deal“ der EU: Er verpflichtet Europas Wirtschafts- und Finanzsysteme dazu, ihre Geschäftsaktivitäten nachhaltiger zu gestalten. Demnach müssen die 27 EU-Mitgliedstaaten bis 2050 dafür sorgen, dass Europa der erste klimaneutrale Kontinent wird.
Sanofi will in den verbleibenden sieben Jahren seine 20-Top-Seller-Produkte seinem „Eco-Design-Prozess“ unterwerfen. Bereits 2025 gilt diese Maxime für alle neuen Produkte. „Wir schauen uns den gesamten Lebenszyklus eines Produktes hinsichtlich der Umweltverträglichkeit an – von den eingesetzten Rohstoffen bis zur Entsorgung“, erklärt Stefan Bohling, Leiter der Pen-Entwicklungsabteilung. „Ein holistischer Ansatz, der uns zeigt, wie es um den gesamten Umwelteinfluss eines Produktes steht.“ Nachhaltigkeit sei bei der Produktentwicklung längst ein entscheidender Faktor geworden.
Stefan Bohling ist Ingenieur der Materialwissenschaften und beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren beruflich mit Medical Devices in den Bereichen Entwicklung, Industrialisierung, Herstellung und Qualitätsmanagement. Seit 2014 ist Bohling Leiter der Pen-Entwicklung bei Sanofi und dort seit 2020 Sustainability Lead für Devices.
Den gesamten Zyklus unter die Lupe nehmen
Am Beispiel der Insulinpens macht Stefan Bohling deutlich: „Bei den Injektoren analysierten und bewerteten wir die komplette Wertschöpfungskette und den gesamten Produktlebenszyklus. Immerhin stellen wir jährlich fast 400 Millionen dieser Einweg-Pens her.“ Fragen, die sich dabei auftaten: Wie steht es um die Energieverbräuche bei der Produktion? Welchen Einfluss haben eingesetzte Materialien etwa auf CO2-Emissionen und Wasserverbrauch während der Herstellung? Wo lässt sich Material einsparen? Es sei herausfordernd, so Bohling weiter, solche Einweg-Pens nachhaltig zu gestalten. Doch selbst kleine Designänderungen haben mitunter weitreichende positive Auswirkungen auf die Umweltverträglichkeit.
Der Fokus auf Nachhaltigkeit auf der ganzen Linie ist ein ganz neuer Ansatz, der im Berliner Rückgabeprojekt erste Früchte trägt. „Das ganze Unternehmen wird sich auf das Ziel fokussieren“, stellt Bohling klar. „Es ist ein langer Weg, ein Lernprozess für die Zukunft – und wir geben Gas!“ Beispiel: „Da recyceltes Kunststoffmaterial bisher nicht in einem Medizinprodukt wiederverarbeitet werden kann, müssen wir Wege finden, Kunststoffe aus nichtfossilen Rohstoffen und ausschließlich mit erneuerbaren Energien herzustellen. Dies ist der richtige Weg.“
Um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, setzt man bei Sanofi auch auf Schwarmintelligenz. Ein interner Wettbewerb ermutigt die Mitarbeitenden, ihre Ideen einzubringen. Die besten Vorschläge werden im Rahmen eines globalen Events belohnt und mit einem Budget für deren Umsetzung versehen. Dann wird aus der Theorie Praxis – „außerhalb der normalen Entwicklungsbudgets“, so Bohling. Das gesamte Nachhaltigkeitsprogramm von Sanofi trägt den Namen „Planet Care“. Nachhaltigkeit bedeute mehr als der schnelle Blick auf die rein ökologischen Auswirkungen der Aktivitäten, meint der Leiter der Pen-Entwicklungsabteilung. Man habe auch die soziale und wirtschaftliche Komponente im Blick. Besonders wichtig dabei: der Klimaschutz. Persönliche Unterstützung erfährt das Programm durch den Sanofi-CEO Paul Hudson.
Immer mehr machen mit
Zurück nach Berlin. Ist die Box mit den gebrauchten Insulinpens gefüllt, ruft der Apotheker Michael Remmers bei Sanofi an. Dort kümmert man sich um die Rücknahme und schickt ein Logistikunternehmen, das die Kartons mitnimmt und sie durch leere Behälter ersetzt. Auch Sanofi-Mitarbeiterin Leen Amini, Brand Managerin Foundation GSA, möchte solche Recyclingvorhaben unternehmensübergreifend starten: „Wir laden alle Mitbewerber herzlich dazu ein, Teil des innovativen Projektes zu werden“, so Amini. Daher stehe die Tür für eine Zusammenarbeit weit offen. Und Apotheker Remmers? Der gibt derweil ein Ziel für die Rückgabe der leer nur wenige Gramm schweren Insulin-Lebensretter aus: „Wir haben 50 Dauerkund:innen – selbst wenn 25 ihre Pens zurückgäben, wäre das ein großer Erfolg.“ Und was sagen die Apothekenkund:innen und Diabetespatient:innen zu diesem Angebot? „Im Gespräch wurde die Idee der Rückgabe sehr positiv aufgenommen, und wir sind dabei, sie weiter bekannt zu machen“, sagt der Apotheker.
Leen Amini absolvierte 2013 ihren Bachelor of Science in Pharmaceutical Sciences und 2015 ihren Master of Strategic Marketing, bevor sie verschiedene berufliche Stationen in den Vereinigten Arabischen Emiraten durchlief. 2018 startete Leen Amini als Diabetes Specialist bei Sanofi Greater Gulf – vier Jahre später wechselte sie zu Sanofi Deutschland, wo sie als Brand Managerin Foundation GSA für etablierte Produkte tätig ist und das PenLife-Recycling-Projekt leitet.