ZEIT für X
Nur gemeinsam kann globale Gesundheit erreicht werden

Einfache Frage, diffizile Antwort: Globale Gesundheit – was ist das eigentlich?

21. September 2023
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Ein Beitrag von Studio ZX

„Gesundheit“ – das ist weitaus mehr als nur die Abwesenheit von Krankheiten. Wer gesund sein will, braucht eine gewisse Bildung, einen sozialen Rahmen, idealerweise Teilhabe in der Gesellschaft, eine ausgewogene Ernährung und vor allem Zugang zu einem Gesundheits­wesen, das diesen Namen verdient.

Von Katrin Schlotter

All diese Faktoren sind weltweit nur sehr ungleich verteilt – dies zu verändern, ist eine Aufgabe der globalen Gesundheit, auch als Schlagwort Global Health in den Medien zu finden. Und es gibt eine ganze Reihe weiterer Herausforderungen für die Gesundheit der Menschheit als Ganzes: Brandaktuell ist das Thema Zoonosen, also Krankheiten, die vom Tier zum Menschen überspringen. COVID-19 ist wohl die bekannteste, aber auch schwere Atemwegserkrankungen wie SARS und MERS hatten es zu internationalem „Ruhm“ geschafft, genauso wie Ebola, eine Krankheit, die sich noch nicht außerhalb des afrikanischen Kontinents weiterverbreiten konnte, weil sie ihre Opfer unglaublich schnell dahinrafft. Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS, Tuberkulose, Malaria und Hepatitis bringen dort jährlich zig Millionen den Tod. Für den Mitteleuropäer mag dies weit weg scheinen.

Noch immer hat mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten.

Doch auch hierzulande gibt es Herausforderungen: Resistente Keime in Krankenhäusern, Liefer- und Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln sowie Fachkräftemangel im Gesundheitswesen bereiten nicht nur in Europa Probleme. Hinzu kommen weltweit die Folgen des Klimawandels, die längst noch nicht komplett abzusehen sind. Fakt ist: Waldbrände, Überschwemmungen und andere Extrem­wetter­ereignisse machen gerade den Bewohnern der ohnehin schon armen Länder am meisten zu schaffen. Nicht zuletzt sind auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse nicht immer förderlich für eine gute Gesundheitspolitik. Wer in einer Diktatur aufwächst oder einem autoritären System, hat unter Umständen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem, weil bestimmte Ethnien, Geschlechter oder soziale Schichten benachteiligt werden, wie beispielsweise die oft schwierige Lage von Frauen weltweit zeigt. Noch immer hat mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu grundlegenden Gesundheitsdiensten.

Wie kann man die Voraussetzungen schaffen, dass alle, also wirklich alle Menschen Zugang zu Gesundheitsdiensten erhalten, in angemessener Qualität und ohne das Risiko, durch die Kosten zu verarmen? Und das von der Prävention über die Behandlung bis hin zur palliativen Versorgung?

So groß die Herausforderungen, so viele Akteure gibt es, die sich mit dem Thema globale Gesundheit befassen. Allen voran die Weltgesundheitsorganisation WHO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Doch es gibt eine Fülle weiterer Akteure, die Weltbank, UNICEF und das Welternährungsprogramm.

Große Herausforderungen, aber auch viele Lösungsansätze

Weitere Akteure sind internationale Gremien (z. B. G7, G20) und globale Initiativen. Hinzu kommen Stiftungen wie Bill und Melinda Gates Foundation oder Wellcome Trust, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und natürlich Forschungseinrichtungen und -Verbünde. Aber auch Plattformen wie German Alliance for Global Health Research, die Informationsplattform Global Health Hub Germany, die German Health Alliance, die Deutsche Plattform für Globale Gesundheit und der World Health Summit mit der „M8 Alliance of Academic Health Centers, Universities and National Academies“ helfen bei der Vernetzung. All diese Akteure gestalten die globale Gesundheit mit und tragen zu ihr bei.

Sie alle arbeiten ganz bewusst Länder und Kontinente übergreifend, denn im Zeitalter der schnellen Fortbewegung machen Viren und Bakterien nicht Halt vor Landesgrenzen. Dabei ist globale Gesundheit ein Geben und Nehmen: Nur in internationaler Zusammenarbeit ist es möglich, umfassende Ansätze zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen.

Dies freilich ist nicht immer einfach: Wie bekommt man höchst unterschiedliche Staaten an einen Tisch? Wie müssen Verhandlungen und Diskussionen aussehen, damit alle beteiligten Kulturen damit zufrieden sind? Und was kann man tun, damit neue (Forschungs-)Ansätze in Politik und Gesellschaft einfließen?

Die M8 Alliance of Academic Health Centers, Universities and National Academies ist das akademische Fundament des World Health Summit. Das Netzwerk umfasst insgesamt 28 Mitglieder weltweit, inklusive der Nationalakademien in mehr als 100 Ländern. Die M8 Alliance wurde 2009 anlässlich des ersten World Health Summit nach dem Vorbild der politischen G8 unter Führung der Charité mit dem Ziel gegründet, Gesundheit weltweit zu verbessern.
Die M8 Alliance of Academic Health Centers, Universities and National Academies ist das akademische Fundament des World Health Summit. Das Netzwerk umfasst insgesamt 28 Mitglieder weltweit, inklusive der Nationalakademien in mehr als 100 Ländern. Die M8 Alliance wurde 2009 anlässlich des ersten World Health Summit nach dem Vorbild der politischen G8 unter Führung der Charité mit dem Ziel gegründet, Gesundheit weltweit zu verbessern.

Gut vernetzt

Ein Trend, der der globalen Gesundheit und dem Zugang zu Gesundheitsdiensten zugutekommt, ist die Digitalisierung. Unkonventionelle Projekte, die es auch einem Bauern im Hochland von Bolivien oder im ländlichen Mali ermöglichen, via Mobiltelefon mit medizinischen Fachkräften Kontakt aufzunehmen oder gar per Ferndiagnostik an medizinischen Rat zu kommen, sind mittlerweile in vielen Organisationen im Gange.

Ob bei Prävention, Gesundheitsförderung oder Behandlung – digitale Technologien kommen in unzähligen Bereichen zum Einsatz. Gesundheits-Apps, Telemedizin, E-Learning oder auch Drohnen (mHealth) revolutionieren den medizinischen Alltag. Sie haben enormes Potenzial, die Gesundheit für alle zu verbessern. Bleibt die Frage: Wie müssen die Technologien eingesetzt werden, um die Effizienz der Gesundheitssysteme zu verbessern? Wie kann verhindert werden, dass der Besitz von Daten neue Monopole erzeugt? Wie können der Datenschutz und die Sicherheit persönlicher Daten gewährleistet werden?

An weiteren Herausforderungen mangelt es also nicht, globale Gesundheit steht erst am Anfang. Ein weiter Weg, aber nicht ohne Hoffnung.