Eine einfache Formel: Kürzere Wege, weniger Plastik
AnzeigeWelche Verpackungen sind bei Kunden gefragt? Und wie lässt sich Plastik minimieren? Damit hat sich ein Projekt beschäftigt – und spannende Ergebnisse hervorgebracht.
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Aufbruch ins grüne Zeitalter“.
Viele Produkte des täglichen Bedarfs sind aus Plastik oder mit Plastik verpackt. Beim Kauf dieser Produkte tragen auch Verbraucher zum steigenden Plastikkonsum in Deutschland bei. Ein kompletter Verzicht auf Plastik im Alltag ist aber nur mit hohen Einschränkungen bzw. gar nicht möglich. Außerdem ist vielen Konsumenten nicht bewusst, wie viel Plastik sie durch den Kauf eines Produktes in Umlauf oder in die Umwelt bringen. Der Einsatz von Kunststoffen kann aber von Konsumenten durch gezielte Wahl des Produkts am Point of Sale (PoS) beeinflusst werden – etwa durch die Wahl von kunststofffreien Produkten. Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt „Verbraucherreaktionen bei Plastik und dessen Vermeidungsmöglichkeiten am Point of Sale“ (VerPlaPoS) untersucht, inwiefern Verbraucher durch ihre Kaufentscheidung am PoS das Entstehen von Kunststoffabfällen vermeiden können und inwiefern man ihnen beispielsweise durch verschiedene Vermeidungsstrategien hierbei Hilfestellung leisten kann. Dies wurde exemplarisch an den Anwendungen „Lebensmittelverpackung“ und „Textilverpackungen“ untersucht.
Das von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt der Stadt Straubing startete im Oktober 2017. Im Verbund mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit der Technischen Universität München (TUM) und weiteren verschiedenen Hochschulen sowie regionalen Partnern wurden Handlungsempfehlungen zur Reduktion des Plastikaufkommens erarbeitet. Projektverantwortlicher war Dr. Thomas Decker von der Stadt Straubing und zugleich auch Mitarbeiter am Fachgebiet für Marketing und Management Nachwachsender Rohstoffe der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Menrad am TUM Campus Straubing.
Das Projektkonsortium hatte sich zu Beginn des Projektes verschiedene Ziele gesetzt:
- Was wissen Verbraucher über Plastik? Wir untersuchen das Verbraucherverständnis und das Verbraucherverhalten beim Kauf (bzw. Miterwerb) von Plastik.
- Wie kann Plastik schon im Vorfeld vermieden werden? Wir wollen Plastikvermeidungsstrategien entlang der Wertschöpfungsketten Textil und Lebensmittel entwickeln.
- Gibt es Alternativen zum herkömmlichen Plastik? Wir entwickeln neue Verpackungen und Verfahren, die zur Reduzierung des Plastikkonsums beitragen.
- Sind neue Plastik(verpackungs)-Alternativen besser? Wir bewerten die neuen Verpackungsformen ganzheitlich (Ökobilanzierung).
- Wie können wir Verbrauchern beim Plastikvermeiden helfen? Hierzu entwickeln wir eine Informations-App zum Thema Plastik(-verpackung).
Nach dreieinhalb Jahren ist das Projekt vor Kurzem zu Ende gegangen. Ein Ergebnis: Beobachtungen im Rahmen des Projektes zeigen, dass mehr als die Hälfte der Kunden (53 Prozent) im Supermarkt beim Kauf von Datteltomaten eine umweltfreundlichere, aber teurere Verpackungsalternative anstelle einer herkömmlichen Plastikverpackung wählen. „Für viele Kunden waren allerdings nicht die Aspekte Preis und Verpackung kaufentscheidend, sondern Herkunft, Qualität und Geschmack der Ware“, sagt Dr. Thomas Decker, Projektleiter von VerPlaPoS. Decker und sein Team haben zudem herausgefunden, dass bereits entlang der Lieferkette sehr viel Plastikmüll anfällt – ein Beispiel: der Textilbereich. „Am Ende sieht man zwar wenig Plastik im Laden, vielleicht bei Kleiderbügel“, sagt Dr. Decker – allerdings werden bereits Unmengen an Plastik beim Transport verwendet – etwa Klebebänder oder Transport-Verpackungen. „Das Verpackungsaufkommen ist meist hoch, wenn die Lieferkette lang ist“, so Dr. Decker.
Sein Fazit: „Verbraucher können das Problem Plastikverpackung nicht allein lösen. Sie müssen hierbei von der Politik entlastet und unterstützt werden.“ Dr. Decker fordert beispielsweise mehr Transparenz innerhalb der Wertschöpfungskette. Und Kunden rät Dr. Decker, Waren öfter wiederzuverwenden und vor allem regional (und bei Lebensmittel zusätzlich saisonal) einzukaufen. „Kürzere Transportwege, weniger Plastik – die Formel ist simpel“, sagt der Projektleiter, der zusammen mit den Kollegen aus dem Konsortium im Zuge der Projektbearbeitung einen Entwurf für eine Plastik-Informationsapp erarbeitet hat. Diese zeigt beispielsweise auch einen Plastik-Index, die Verbrauchern bei der Plastikvermeidung helfen soll.
Ein Beitrag des Campus Straubing der Technischen Universität München.
TUM Campus Straubing
Der Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit ist einer der fünf großen Standorte der Technischen Universität München (TUM) in Deutschland.
Er seit 1. Oktober 2017 als integratives Forschungszentrum (Integrative Research Center) voll in die TUM integriert. Das Alleinstellungsmerkmal des TUM Campus Straubing ist der Fokus auf nachwachsende Rohstoffe, Biotechnologie und Bioökonomie in Forschung und Lehre.
Die Technische Universität München (TUM) ist eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft.