ZEIT für X
Jean-Uwe Heuser spricht auf der ZEIT Reception in Davos

Zwischen Klima- und Wirtschafts­krise – PwC lädt zur Diskussion in Davos

20. Januar 2023
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit PwC

Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sprachen Topentscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über aktuelle Herausforderungen. DIE ZEIT und PwC stellten diese wichtige Frage zur Diskussion: Welche nachhaltigen Wege gibt es aus der Klima- und Energiekrise?

Um das Weltwirtschaftsforum in Davos ranken sich reichlich Mythen, immerhin sind selten so viele wichtige und mächtige Menschen an einem Ort versammelt – zusammen sollen sie Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit finden. Und drängender als heute waren die Fragen wohl nie. Mit dem Ukraine-Krieg, der Energie­krise, den Nachwehen der Corona­pandemie und dem Klimawandel gilt es Brände an vielen Fronten zu löschen. Wie wirken sich die multiplen Krisen auf die Wirtschaft aus, und wie können gemeinsame Lösungen für diese Probleme aussehen? Darum ging es in einer hoch­karätig besetzten Diskussion, initiiert von der Beratungs­gesellschaft PwC und der ZEIT.

Uwe Jean Heuser von der ZEIT führte durch die Veranstaltung und sprach über die Wirtschaft in Krisen­zeiten. Auf dem Podium: Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäfts­führung von PwC Deutschland und PwC Europe, Martin Brudermüller, Vorstands­vorsitzender der BASF, und Gerd Müller, General­direktor der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO). Mit Blick auf die steigenden Energie­preise erklärte Petra Justenhoven: „Wir hatten Glück: Es war bisher ein warmer, windiger Winter. Mit der Kombination aus Erneuerbaren, LNG und Atom­energie aus Frankreich sind wir in Deutschland kurz­fristig gut durch die Krise gekommen. Doch jetzt müssen wir nach vorne schauen. Langfristig geht es nur mit einer großen Transformation.“

Deshalb müssten Deutschland und die EU, so Justenhoven, aktiv dafür sorgen, dass der Ausbau der Erneuerbaren vorankommt: „Ich denke da zum Beispiel an Wasser­stoff­technologien, die es uns möglich machen könnten, lang­fristig und umwelt­freundlich die Energie­preise zu senken.“ Ohne niedrigere Preise sieht Justenhoven eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft: „In den USA zum Beispiel liegen die Energie­preise deutlich niedriger. Das ist auf dem Weltmarkt ein enormer Nachteil. Dass sich Unternehmer:innen in Deutschland vor einer ,Deindustrialisierung‘ in Deutschland fürchten, müssen wir ernst nehmen.“

Dass sich Unternehmer:innen in Deutschland vor einer ,Deindustrialisierung‘ in Deutschland fürchten, müssen wir ernst nehmen.

Petra Justenhoven, PwC

Zu diesen Unternehmer:innen gehört BASF-Chef Martin Brudermüller nicht: „Die Angst vor einer Deindustrialisierung ist Quatsch“, sagt er. „Wird sich die Industrie aber verändern? Definitiv!“ Die Produktions­anlagen der BASF in Ludwigshafen müssten trotz steigender Preise konkurrenz­fähig bleiben, denn diese versorgten europaweit ganze Branchen. „Noch kann die BASF auf dem Weltmarkt mithalten“, so Brudermüller. „Und es muss alles daran­gesetzt werden, dass das so bleibt.“ Dem Chef des Chemie­konzerns zufolge komme es auf dem Weg zu einem grünen Energie­system vor allem darauf an, die Energie­quellen zu diversifizieren: „Angesichts der hohen Preise von LNG ist klar, dass Gas nicht als Brücken­technologie ausreicht.“

Die fossilen Energien werden laut Brudermüller weiterhin eine wichtige Rolle in der Industrie spielen. Doch schon jetzt merke er, dass Erneuerbare preislich mithalten könnten: „Hier müssen wir alle an einem Strang ziehen: Der Staat muss den Ausbau gesetzlich fördern und die Infra­struktur schaffen. Die BASF muss in diese Technologien investieren, um sie besser zu machen und konkurrenz­fähiger zu werden.“

Gerd Müller, CSU-Politiker und UNIDO-Direktor, öffnete die eurozentristische Sicht der Weltlage, indem er – auch aus seiner lang­jährigen Erfahrung als deutscher Entwicklungs­minister – über die Folgen der Klima­krise und der Pandemie für den Globalen Süden sprach: „Die Krisen haben dazu geführt, dass unser Blick in Europa sehr stark auf uns selbst gerichtet ist. Dabei ignorieren wir diejenigen, die am meisten unter dem Klima­wandel und der Pandemie gelitten haben: die Bevölkerung in Asien und Afrika.“

Da wir durch den globalisierten Handel alle miteinander verbunden sind, haben wir auch eine Verantwortung füreinander.

Gerd Müller, UNIDO

Während die europäischen Regierungen Rettungs­pakete für die Wirtschaft in Millionen- oder Milliarden­höhe schnürten, verfügten arme Länder nicht über solche Summen. Als Beispiel nannte Müller die gescheiterte Klima­finanzierung: Auf der UN-Klima­konferenz in Kopenhagen 2009 wurden von den reichen Staaten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zur Bekämpfung des Klimawandels für Entwicklungs­länder und damit zwei Drittel der Welt­bevölkerung versprochen. „Heraus­gekommen sind aber nur 30 Milliarden US-Dollar, und zwar in Form von Krediten. Das ist nichts! Das zeigt doch, wie wenig ernst wir das ganze Problem nehmen“, so Müller, der auf einer globalen Zusammen­arbeit in Krisen­zeiten pochte: „Da wir durch den globalisierten Handel alle miteinander verbunden sind, haben wir auch eine Verantwortung füreinander. Danach müssen wir endlich handeln!“