Zwischen Klima- und Wirtschaftskrise – PwC lädt zur Diskussion in Davos
AnzeigeAuf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sprachen Topentscheider:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über aktuelle Herausforderungen. DIE ZEIT und PwC stellten diese wichtige Frage zur Diskussion: Welche nachhaltigen Wege gibt es aus der Klima- und Energiekrise?
Um das Weltwirtschaftsforum in Davos ranken sich reichlich Mythen, immerhin sind selten so viele wichtige und mächtige Menschen an einem Ort versammelt – zusammen sollen sie Antworten auf die drängendsten Fragen unserer Zeit finden. Und drängender als heute waren die Fragen wohl nie. Mit dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise, den Nachwehen der Coronapandemie und dem Klimawandel gilt es Brände an vielen Fronten zu löschen. Wie wirken sich die multiplen Krisen auf die Wirtschaft aus, und wie können gemeinsame Lösungen für diese Probleme aussehen? Darum ging es in einer hochkarätig besetzten Diskussion, initiiert von der Beratungsgesellschaft PwC und der ZEIT.
Uwe Jean Heuser von der ZEIT führte durch die Veranstaltung und sprach über die Wirtschaft in Krisenzeiten. Auf dem Podium: Petra Justenhoven, Sprecherin der Geschäftsführung von PwC Deutschland und PwC Europe, Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF, und Gerd Müller, Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO). Mit Blick auf die steigenden Energiepreise erklärte Petra Justenhoven: „Wir hatten Glück: Es war bisher ein warmer, windiger Winter. Mit der Kombination aus Erneuerbaren, LNG und Atomenergie aus Frankreich sind wir in Deutschland kurzfristig gut durch die Krise gekommen. Doch jetzt müssen wir nach vorne schauen. Langfristig geht es nur mit einer großen Transformation.“
Deshalb müssten Deutschland und die EU, so Justenhoven, aktiv dafür sorgen, dass der Ausbau der Erneuerbaren vorankommt: „Ich denke da zum Beispiel an Wasserstofftechnologien, die es uns möglich machen könnten, langfristig und umweltfreundlich die Energiepreise zu senken.“ Ohne niedrigere Preise sieht Justenhoven eine Gefahr für die deutsche Wirtschaft: „In den USA zum Beispiel liegen die Energiepreise deutlich niedriger. Das ist auf dem Weltmarkt ein enormer Nachteil. Dass sich Unternehmer:innen in Deutschland vor einer ,Deindustrialisierung‘ in Deutschland fürchten, müssen wir ernst nehmen.“
Dass sich Unternehmer:innen in Deutschland vor einer ,Deindustrialisierung‘ in Deutschland fürchten, müssen wir ernst nehmen.
Petra Justenhoven, PwC
Zu diesen Unternehmer:innen gehört BASF-Chef Martin Brudermüller nicht: „Die Angst vor einer Deindustrialisierung ist Quatsch“, sagt er. „Wird sich die Industrie aber verändern? Definitiv!“ Die Produktionsanlagen der BASF in Ludwigshafen müssten trotz steigender Preise konkurrenzfähig bleiben, denn diese versorgten europaweit ganze Branchen. „Noch kann die BASF auf dem Weltmarkt mithalten“, so Brudermüller. „Und es muss alles darangesetzt werden, dass das so bleibt.“ Dem Chef des Chemiekonzerns zufolge komme es auf dem Weg zu einem grünen Energiesystem vor allem darauf an, die Energiequellen zu diversifizieren: „Angesichts der hohen Preise von LNG ist klar, dass Gas nicht als Brückentechnologie ausreicht.“
Die fossilen Energien werden laut Brudermüller weiterhin eine wichtige Rolle in der Industrie spielen. Doch schon jetzt merke er, dass Erneuerbare preislich mithalten könnten: „Hier müssen wir alle an einem Strang ziehen: Der Staat muss den Ausbau gesetzlich fördern und die Infrastruktur schaffen. Die BASF muss in diese Technologien investieren, um sie besser zu machen und konkurrenzfähiger zu werden.“
Gerd Müller, CSU-Politiker und UNIDO-Direktor, öffnete die eurozentristische Sicht der Weltlage, indem er – auch aus seiner langjährigen Erfahrung als deutscher Entwicklungsminister – über die Folgen der Klimakrise und der Pandemie für den Globalen Süden sprach: „Die Krisen haben dazu geführt, dass unser Blick in Europa sehr stark auf uns selbst gerichtet ist. Dabei ignorieren wir diejenigen, die am meisten unter dem Klimawandel und der Pandemie gelitten haben: die Bevölkerung in Asien und Afrika.“
Da wir durch den globalisierten Handel alle miteinander verbunden sind, haben wir auch eine Verantwortung füreinander.
Gerd Müller, UNIDO
Während die europäischen Regierungen Rettungspakete für die Wirtschaft in Millionen- oder Milliardenhöhe schnürten, verfügten arme Länder nicht über solche Summen. Als Beispiel nannte Müller die gescheiterte Klimafinanzierung: Auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 wurden von den reichen Staaten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zur Bekämpfung des Klimawandels für Entwicklungsländer und damit zwei Drittel der Weltbevölkerung versprochen. „Herausgekommen sind aber nur 30 Milliarden US-Dollar, und zwar in Form von Krediten. Das ist nichts! Das zeigt doch, wie wenig ernst wir das ganze Problem nehmen“, so Müller, der auf einer globalen Zusammenarbeit in Krisenzeiten pochte: „Da wir durch den globalisierten Handel alle miteinander verbunden sind, haben wir auch eine Verantwortung füreinander. Danach müssen wir endlich handeln!“