ZEIT für X
Weiterbildung im hochschuleigenen Ökosystem: Die Technische Universität München, hier der TUM Campus in Garching, adressiert mit dem neuen TUM for LifeLong Learning vor allem Fach- und Führungskräfte.

Labor für lebenslanges Lernen

10. Juni 2022
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Ein Beitrag der TU München.

Der Wunsch, sich in Sachen Nach­haltig­keit aus berufener Quelle inspirieren zu lassen und diese Impulse in einen Groß­konzern einzubringen, brachte Wiebke Holland-Nell auf die Idee, sich am „TUM Institute for LifeLong Learning“ einzuschreiben.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.

Weil bei ihrem Arbeitgeber Siemens Healthineers, einem Medizin­technik­hersteller, nachhaltiges Wirt­schaften eine immer größere Rolle spielt, entschied sie sich für das Zerti­fikats­programm „Sustainable Management & Technology“. Menschen, die mitten im Berufs­leben stehen, einen Zugang zum aktuellen Stand der Forschung zu eröffnen, ist Anspruch des Programms. „Die rasante Veränderung der Arbeits­welt und der techno­logische Fortschritt schaffen einen ständigen Weiter­bildungs­bedarf“, erklärt Gründungs­direktorin Claudia Peus von der Technischen Universität München. „Diese Neugründung ist eine in der deutschen Universitäts­landschaft einmalige Weichen­stellung, die unseren Anspruch als eine der führenden Univer­sitäten Europas erneut unterstreicht.“

Was der Produkt­managerin Holland-Nell im Bereich Advanced Therapies besonders gefällt, ist neben der großen Bandbreite, die von Material­kunde über Kreis­lauf­wirt­schaft und Klima­erwärmung bis zur Frage der Liefer­ketten reicht, die Art der Vermittlung. Ob in kurzen Inspirations­vorträgen oder halbtägigen Kursmodulen: Stets diskutiere man entlang anschaulicher, lebensnaher Beispiele. „Das Tolle ist, dass man sich auf Augenhöhe mit Koryphäen ihres Fachs austauschen kann“, ergänzt die studierte Physikerin und nennt beispielhaft Hubert Röder, Professor für nach­haltige Betriebs­wirtschaft von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am TUM Campus Straubing. Herausragend, so Holland-Nell, sei „eine Art emotionales Lernen, keine rein abstrakte Wissens­vermittlung, wie man sie aus anderen Weiter­bildungen kennt“. Ihre Erfahrung: Je eindringlicher das Thema Nach­haltigkeit vermittelt wird, „desto schneller begreift man, wie stark sich persönliche Entscheidungen auf das große Ganze auswirken können“. Inhaltlich beschäftigt sie nicht zuletzt das Drei-Säulen-Prinzip „People, Planet, Profit“: Demzufolge ist eine nach­haltige Entwicklung nur möglich, wenn soziale, umweltbezogene und ökonomische Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden.

Keine rein abstrakte Wissens­vermittlung, sondern anschauliches emotionales Lernen

Im Hinblick auf eine geplante Fallstudie für ihre Abschluss­arbeit in wenigen Wochen möchte die 37-Jährige den Einsatz von Nudging in Business-Case-Entschei­dungen durchspielen. Vorstellbar sei etwa, vor einem Kauf von Großgeräten deren Energie­sparpotenzial und Folgen für die Nachhaltig­keits­ziele stärker zu thematisieren. „So könnte man Gremien nicht nur durch Reglements, sondern auch durch kleine Anstupser auf positive Weise motivieren, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.“

Weil nicht zuletzt im Zuge der Klima- und Coronakrise sowie neuer geopo­litischer Spannungen Anfor­derungen an Fach- und Führungs­kräfte immer komplexer werden, gilt Weiter­bildung als wichtiger Wett­bewerbs­vorteil. Deshalb eröffnet das „TUM Institute for LifeLong Learning“ die Chance, im Hinblick auf zukunfts­weisende Technologien und Handlungs­felder Kenntnisse berufs­begleitend aufzufrischen beziehungs­weise neue zu erwerben. So bietet zum Beispiel das Programm „Strategizing in Turbulent Environments“ Antworten auf brennende Management­fragen: Wie sollten Entscheidungs­prozesse in einer Zeit, die von Volatilität, Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, aussehen? Und: Welche Maßnahmen sind geeignet, um Trans­formationen oder disruptive Veränderungen anzustoßen – im Unter­nehmen und in der Branche? Um einen Paradigmen­wechsel rund um technische Architekturen, Prozesse und Geschäfts­modelle dreht sich das Programm „Zertifizierter Blockchain & Distributed Ledger Technologie Manager“: Hierbei wird anhand neuester wissen­schaftlicher Erkenntnisse vermittelt, wie sich die Technologie gewinnbringend implementieren und nutzen lässt. Einen ganzheit­lichen Überblick über das Thema mentale Gesundheit eröffnet dagegen die Weiter­bildung „Gesund(es) Führen“. Da in deutschen Unternehmen psychische Erkrankungen zu den häufigsten Ursachen für Fehltage zählen, lernen Kursteil­nehmende evidenz­basierte und praxiserprobte Strategien kennen: vom Identi­fizieren und Adressieren psychischer Belastungen bis hin zu Gruppencoachings.

Weiterbildung im Berufsleben: Der Anspruch, fachlich auf dem Laufenden zu sein, bleibt

Ökologische, ökonomische und technische Fachkenntnisse stehen bei „TUM.wood – Mit Holz bauen“ im Zentrum. Weil auch im bayerischen Vater­stetten über die Vor- und Nachteile des Werkstoffs Holz kontrovers diskutiert wird, schlug die Leitung des Bauamts seiner Mitarbeiterin Katharina Koopmann vor, sich stellvertretend für die Gemeinde sachkundig zu machen. Obwohl sich die Architektin und Diplom-Ingenieurin noch nie akademisch damit beschäftigt habe, sei sie inzwischen „up to date“ in Sachen Holzbau. „Vielleicht kann ich nun dazu beitragen, die hitzigen Debatten im Gemeinderat zu versachlichen und verhärtete Fronten aufzuweichen.“ Als bereichernd empfand sie vor allem, sich „endlich mal wieder“ intensiv über ihr Fach auszutauschen und „wie früher im Studium“ über Materialien und Bauweisen nachzudenken. In ihrem Alltag gebe es leider kaum Zeit für die Lektüre von Bauzeit­schriften, bedauert die zweifache Mutter. „Aber der Anspruch, mich fachlich auf dem Laufenden zu halten, bleibt.“ Und was hat sie in der Zeit am meisten überrascht? „Dass beim Holzbau in Deutschland der Anteil öffentlicher Auftrag­geber nur bei acht Prozent liegt!“ Dank der Weiter­bildung verfüge sie nun über ausreichend akademisch fundiertes Wissen, um die Bauamts­leitung in der Sache überzeugen zu können, hofft die gelernte Tischlerin. Als Bauherren­vertreterin in der Gemeinde wolle sie sich für eine Trendwende einsetzen.

Thomas F. Hofmann - Präsident der Technischen Universität München.
© Astrid Eckert Thomas F. Hofmann - Präsident der Technischen Universität München.

Interview mit Thomas F. Hofmann, Präsident der Technischen Universität München

Was ist die Stärke der Technischen Universität München (TUM), wenn es um große Heraus­forderungen wie zum Beispiel Digita­lisierung, Klima­wandel und Energiewende geht?

Eine unserer größten Stärken ist es, Zukunfts­potentiale an den Schnitt­stellen von Disziplinen aufzugreifen; und genau da liegen die Antworten zu den heutigen Heraus­forderungen der Menschheit. Wir beschleunigen die Entwicklung interdiszi­plinärer Forschungs- und Lehransätze und verwandeln neue Erkenntnisse über unsere TUM Venture Labs in innovative Produkte.

Inwiefern erfordern große Transformationen, wie wir sie gegenwärtig erleben, auch einen Wandel in der Art und Weise, wie an TU’s gelehrt und geforscht wird?

Nur Universitäten, die im Wandel mutig sind und dem Neuen immer wieder eine Chance geben, werden sich lang­fristig behaupten können; der Rest wird zurückfallen! Deshalb haben wir eine hoch ambitio­nierte Trans­formation eingeleitet, die uns agiler, dynamischer und handlungs­fähiger macht, unsere Studierenden befähigt, die Zukunft zu gestalten und unseren Nutzen für die Gesellschaft verstärkt.

Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institu­tionell für die Heraus­forderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?

Im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe müssen Univer­sitäten ihr viel zu eng gewordenes Korsett an politischen Vorgaben abstreifen. Wir brauchen eine neue Kultur des Verände­rungsmuts – sonst verlieren wir die besten Talente und akkumulieren Zweitklassigkeit.

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