Labor für lebenslanges Lernen
AnzeigeDer Wunsch, sich in Sachen Nachhaltigkeit aus berufener Quelle inspirieren zu lassen und diese Impulse in einen Großkonzern einzubringen, brachte Wiebke Holland-Nell auf die Idee, sich am „TUM Institute for LifeLong Learning“ einzuschreiben.
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.
Weil bei ihrem Arbeitgeber Siemens Healthineers, einem Medizintechnikhersteller, nachhaltiges Wirtschaften eine immer größere Rolle spielt, entschied sie sich für das Zertifikatsprogramm „Sustainable Management & Technology“. Menschen, die mitten im Berufsleben stehen, einen Zugang zum aktuellen Stand der Forschung zu eröffnen, ist Anspruch des Programms. „Die rasante Veränderung der Arbeitswelt und der technologische Fortschritt schaffen einen ständigen Weiterbildungsbedarf“, erklärt Gründungsdirektorin Claudia Peus von der Technischen Universität München. „Diese Neugründung ist eine in der deutschen Universitätslandschaft einmalige Weichenstellung, die unseren Anspruch als eine der führenden Universitäten Europas erneut unterstreicht.“
Was der Produktmanagerin Holland-Nell im Bereich Advanced Therapies besonders gefällt, ist neben der großen Bandbreite, die von Materialkunde über Kreislaufwirtschaft und Klimaerwärmung bis zur Frage der Lieferketten reicht, die Art der Vermittlung. Ob in kurzen Inspirationsvorträgen oder halbtägigen Kursmodulen: Stets diskutiere man entlang anschaulicher, lebensnaher Beispiele. „Das Tolle ist, dass man sich auf Augenhöhe mit Koryphäen ihres Fachs austauschen kann“, ergänzt die studierte Physikerin und nennt beispielhaft Hubert Röder, Professor für nachhaltige Betriebswirtschaft von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf am TUM Campus Straubing. Herausragend, so Holland-Nell, sei „eine Art emotionales Lernen, keine rein abstrakte Wissensvermittlung, wie man sie aus anderen Weiterbildungen kennt“. Ihre Erfahrung: Je eindringlicher das Thema Nachhaltigkeit vermittelt wird, „desto schneller begreift man, wie stark sich persönliche Entscheidungen auf das große Ganze auswirken können“. Inhaltlich beschäftigt sie nicht zuletzt das Drei-Säulen-Prinzip „People, Planet, Profit“: Demzufolge ist eine nachhaltige Entwicklung nur möglich, wenn soziale, umweltbezogene und ökonomische Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden.
Keine rein abstrakte Wissensvermittlung, sondern anschauliches emotionales Lernen
Im Hinblick auf eine geplante Fallstudie für ihre Abschlussarbeit in wenigen Wochen möchte die 37-Jährige den Einsatz von Nudging in Business-Case-Entscheidungen durchspielen. Vorstellbar sei etwa, vor einem Kauf von Großgeräten deren Energiesparpotenzial und Folgen für die Nachhaltigkeitsziele stärker zu thematisieren. „So könnte man Gremien nicht nur durch Reglements, sondern auch durch kleine Anstupser auf positive Weise motivieren, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen.“
Weil nicht zuletzt im Zuge der Klima- und Coronakrise sowie neuer geopolitischer Spannungen Anforderungen an Fach- und Führungskräfte immer komplexer werden, gilt Weiterbildung als wichtiger Wettbewerbsvorteil. Deshalb eröffnet das „TUM Institute for LifeLong Learning“ die Chance, im Hinblick auf zukunftsweisende Technologien und Handlungsfelder Kenntnisse berufsbegleitend aufzufrischen beziehungsweise neue zu erwerben. So bietet zum Beispiel das Programm „Strategizing in Turbulent Environments“ Antworten auf brennende Managementfragen: Wie sollten Entscheidungsprozesse in einer Zeit, die von Volatilität, Unsicherheit und Komplexität geprägt ist, aussehen? Und: Welche Maßnahmen sind geeignet, um Transformationen oder disruptive Veränderungen anzustoßen – im Unternehmen und in der Branche? Um einen Paradigmenwechsel rund um technische Architekturen, Prozesse und Geschäftsmodelle dreht sich das Programm „Zertifizierter Blockchain & Distributed Ledger Technologie Manager“: Hierbei wird anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse vermittelt, wie sich die Technologie gewinnbringend implementieren und nutzen lässt. Einen ganzheitlichen Überblick über das Thema mentale Gesundheit eröffnet dagegen die Weiterbildung „Gesund(es) Führen“. Da in deutschen Unternehmen psychische Erkrankungen zu den häufigsten Ursachen für Fehltage zählen, lernen Kursteilnehmende evidenzbasierte und praxiserprobte Strategien kennen: vom Identifizieren und Adressieren psychischer Belastungen bis hin zu Gruppencoachings.
Weiterbildung im Berufsleben: Der Anspruch, fachlich auf dem Laufenden zu sein, bleibt
Ökologische, ökonomische und technische Fachkenntnisse stehen bei „TUM.wood – Mit Holz bauen“ im Zentrum. Weil auch im bayerischen Vaterstetten über die Vor- und Nachteile des Werkstoffs Holz kontrovers diskutiert wird, schlug die Leitung des Bauamts seiner Mitarbeiterin Katharina Koopmann vor, sich stellvertretend für die Gemeinde sachkundig zu machen. Obwohl sich die Architektin und Diplom-Ingenieurin noch nie akademisch damit beschäftigt habe, sei sie inzwischen „up to date“ in Sachen Holzbau. „Vielleicht kann ich nun dazu beitragen, die hitzigen Debatten im Gemeinderat zu versachlichen und verhärtete Fronten aufzuweichen.“ Als bereichernd empfand sie vor allem, sich „endlich mal wieder“ intensiv über ihr Fach auszutauschen und „wie früher im Studium“ über Materialien und Bauweisen nachzudenken. In ihrem Alltag gebe es leider kaum Zeit für die Lektüre von Bauzeitschriften, bedauert die zweifache Mutter. „Aber der Anspruch, mich fachlich auf dem Laufenden zu halten, bleibt.“ Und was hat sie in der Zeit am meisten überrascht? „Dass beim Holzbau in Deutschland der Anteil öffentlicher Auftraggeber nur bei acht Prozent liegt!“ Dank der Weiterbildung verfüge sie nun über ausreichend akademisch fundiertes Wissen, um die Bauamtsleitung in der Sache überzeugen zu können, hofft die gelernte Tischlerin. Als Bauherrenvertreterin in der Gemeinde wolle sie sich für eine Trendwende einsetzen.
Interview mit Thomas F. Hofmann, Präsident der Technischen Universität München
Was ist die Stärke der Technischen Universität München (TUM), wenn es um große Herausforderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?
Eine unserer größten Stärken ist es, Zukunftspotentiale an den Schnittstellen von Disziplinen aufzugreifen; und genau da liegen die Antworten zu den heutigen Herausforderungen der Menschheit. Wir beschleunigen die Entwicklung interdisziplinärer Forschungs- und Lehransätze und verwandeln neue Erkenntnisse über unsere TUM Venture Labs in innovative Produkte.
Inwiefern erfordern große Transformationen, wie wir sie gegenwärtig erleben, auch einen Wandel in der Art und Weise, wie an TU’s gelehrt und geforscht wird?
Nur Universitäten, die im Wandel mutig sind und dem Neuen immer wieder eine Chance geben, werden sich langfristig behaupten können; der Rest wird zurückfallen! Deshalb haben wir eine hoch ambitionierte Transformation eingeleitet, die uns agiler, dynamischer und handlungsfähiger macht, unsere Studierenden befähigt, die Zukunft zu gestalten und unseren Nutzen für die Gesellschaft verstärkt.
Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?
Im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe müssen Universitäten ihr viel zu eng gewordenes Korsett an politischen Vorgaben abstreifen. Wir brauchen eine neue Kultur des Veränderungsmuts – sonst verlieren wir die besten Talente und akkumulieren Zweitklassigkeit.
Kontakt
TUM – Technische Universität München
Ulrich Meyer
Pressesprecher, Leiter Media Relations
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