ZEIT für X
Visualisierung des Zittauer Kraftwerkslabors an der Leitwarte des CELSIUZ.

Mit Volldampf in die Energiewende

24. März 2022
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Ein Beitrag des Saxony⁵ Mitglieds HSZG.

Ganz viel Platz für kreative Köpfe, innovativen Inge­nieurs­geist und erfolg­reichen Wissens­transfer bietet das Co-Creation Lab CELSIUZ an der Hoch­schule Zittau/Görlitz.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Zukunftsfragen der Forschung“.

Wenn man sowohl mehr Dampf für die Energiewende als auch sichere stabile Stromzufuhr trotz volatiler erneuerbarer Energien will, braucht es die Fertig­keiten vieler Gewerke. Dafür steht an der Hochschule Zittau / Görlitz (HSZG), hinter den alten Backstein­mauern der ehemaligen Textilwerke in Zittau, das CELSIUZ. Dort, wo einst Spule um Spule hochwertigsten Nähgarns vom Band lief, ist nun ein Ort entstanden, wo Zukunft Raum gegeben wird. Es bietet einen gedanklichen wie auch physischen Ort für die gemeinsame Projekt­arbeit des Co-Creation Labs „Versorgungs­infrastruktur“ im Projekt Saxony⁵, dem Transfer­verbund der fünf sächsischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Der besondere Schwerpunkt der Versorgungs­infrastruktur im Projekt Saxony⁵ lässt sich gut unter folgender Fragestellung zusammenfassen: „Wie sichern wir in Zukunft die Versorgung der Haushalte, Unternehmen und Kommunen mit Strom, Wärme, Wasser und Internet?“ Unsere Gesellschaft steht ganz aktuell vor der Herausforderung, den Strom aus Wind und Sonne zwischen­speichern zu müssen, damit die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen gelingen kann. Neben Batterie­speichern und dem neu entstehenden Industriezweig der Wasser­stoff­wirtschaft, ist der altmodische Dampf, der schon die Industria­lisierung im 18. Jahrhundert in Fahrt gebracht hat, ein Kandidat, der mehr als einen kurzen Blick lohnt.

Zur Sektorenkopplung von Wärme und Strom hatte Sebastian Braun, Ingenieur an der HSZG, einen Geistesblitz, der nun auf dem Weg ist, sich mithilfe Stahls und Wassers real in der Welt zu manifestieren. Denn mehr Materie braucht es nicht. Alles andere ist alte Handwerks­tradition der Firma Spilling aus Hamburg und innovativer Ingenieurs­geist der Zittauer Forscher, um einen der weltweit ersten thermo­mechanischen Speicher, die „TMS-Batterie“, gemeinsam zu bauen, experimentell zu untersuchen und zu optimieren. Die Ein- und Ausspeicherung der elektrischen Energie kann sehr flexibel erfolgen. Zudem ist die TMS-Batterie in der Lage, verfügbare überschüssige Wärmeenergie einzuspeichern und bei Bedarf als Strom oder Wärme wieder abzugeben. Damit eignet sie sich zur Kopplung unterschied­licher Energie­sektoren. Der Prototyp wurde gerade frisch in Zittau angeliefert und findet für die Forschung in den nächsten Jahren im Zittauer Kraftwerks­labor an der Versuchsanlage THERESA seine Heimat.

Die Versuchsanlage THERESA im Zittauer Kraftwerkslabor.
© Carla Schmidt /​ HSZG /​ 2018 Die Versuchsanlage THERESA im Zittauer Kraftwerkslabor.

Am großen Leitstand im CELSIUZ kann das Team dann berechnen, simulieren und visualisieren. Es wird durch­gespielt, ob und wie die gefundenen Lösungen zusammen funktionieren. Das wiederum, so Professor Zschunke, Leiter des Co-Creation Labs, „lasse sich nicht nur für technische Belange nutzen, sondern auch für gesell­schaftliche Situationen durchspielen“. Überhaupt beschränken sich die möglichen Projekte nicht nur auf die Ingenieurs­wissenschaften. „Das CELSIUZ ist Gedankensammelpunkt und Experimen­tierstube für Forscher*innen, Unter­nehmer*innen und alle, die gemeinsam nach guten Lösungen für komplexe Heraus­forderungen suchen. Hier findet man modernste Simulations­technik, guten Kaffee und alles was man sonst noch braucht, um den Problemen von morgen schon heute innovativ zu begegnen“, sagt Martin Kunack, Standort­manager der HSZG im Transferverbund.

Co-Creation im CELSIUZ.
© Stefan Flad /​ Saxony⁵ /​ 2020 Co-Creation im CELSIUZ.

Um der wichtigen Geschichte der Mandau-Höfe für Zittau gerecht zu werden und viele Bürger*innen mit in die Welt der Versorgungs­infrastruktur zu nehmen, bereitete das Projekt­team eine computer­animierte Licht­installation gemeinsam mit dem international renommierten „Stroy-Studio“ aus dem nahen Liberec, Tschechien, vor.

3D-Videomapping Animation zur Eröffnung des CELSIUZ.
© Martin Kunack /​ HSZG /​ 2019 3D-Videomapping Animation zur Eröffnung des CELSIUZ.

Vor über 100 Jahren begann die Tradition des Gebäudes. Hier stellten einst über Tausend Menschen unter anderem Gespinste aus Baumwolle und Nähzwirn her. Über einen Zeitungs­aufruf wurden Dokumente zur Geschichte des charmanten Backstein­gebäudes gesucht und erfolgreich aufgespürt. So führte der ehemalige Direktor durch eine geschlossene Sammlung und schenkte dem Team Garne aus verschiedenen Epochen. Die vielen Impressionen verarbeitete das Stroy-Team zu einer Collage, die mithilfe hoch­leistungs­fähiger Beamer ab Anbruch der Dunkelheit auf die Fassade des Eingangs projiziert wurde.

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Projizieren konnten auch verschiedenste Zuschauer­gruppen ihre Erinnerungen, Fantasien und Ideen in die teils abstrakten, zum Teil auch original­getreuen Bilder. Von den Anfängen in der Industria­lisierung bis in die Gegenwart, dem Co-Creation Lab, wo nun Ideen gesponnen und umgesetzt werden, die die Sicherheit unserer kritischen Versorgungs­infrastruktur verbessern.

Viel Raum für neue Ideen.
© Marcel Schröder /​ HSZG /​ 2019 Viel Raum für neue Ideen.

Auch für die Ingenieurskunst hinter dem TMS laufen schon wieder die Vor­ar­beiten, um die technischen Innovationen in besonderen Bildern einzu­fangen und vielen verschiedenen Bevölkerungs­gruppen einen plastischen Zugang zur Forschung durch Wissens­transfer zu ermöglichen. Es lohnt sich also immer, mit guten Ideen auf einen Kaffee im CELSIUZ der Hochschule Zittau / Görlitz vorbeizuschauen.

Transferverbund Saxony⁵

Im Transferverbund Saxony⁵ arbeiten die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Sachsens interdisziplinär und vernetzt zusammen, um eine inhaltlich und methodisch neue Qualität im Wissens- und Technologietransfer und somit einen nachhaltigen Mehrwert für die Region Sachsen zu erreichen.

Saxony⁵ wird seit 2018 im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ von BMBF und SMWK gefördert.

www.saxony5.de

Logokombination von Innovative Hochschule, Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie Gemeinsame Wissenschaftskonferenz