ZEIT für X
Große Versprechen zum Thema nachhaltige Speichertechnologie: Einen massiven Zugewinn an Effizienz, Versorgungssicherheit und Schadstoffreduktion stellt das Start-up Hypnetic, eine Ausgründung der Leibniz Universität Hannover, in Aussicht.

Vorreiter in Sachen nachhaltiger Energiespeicherung

10. Juni 2022
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Ein Beitrag der Leibniz Universität Hannover.

Wie müssen Energiespeicher konstruiert sein, um angesichts des weltweit steigenden Energiebedarfs in kurzer Zeit sehr große Mengen Strom bereitstellen zu können?

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.

Diese Frage machte sich das Team von Hypnetic zur Mission, das dank einer ebenso kosten- und energie­effizienten wie ressourcen­schonenden Speicher­techno­logie Furore macht. Die Innovation des 2019 gegründeten Start-ups sind klein­formatige Pumpspeicher, bei denen statt Lageenergie Hochdruck zum Einsatz kommt – und die in einen Container passen; ermöglicht durch die Wärmerück­gewinnung mithilfe eines sogenannten Phasen­wechsel­speicher­materials.

Sollte es Hypnetic gelingen, im großen Maßstab zur Energiewende beizutragen, ist das auch Alexander Börgels Begeisterung für Optimierungs­prozesse zu verdanken, die seine Zeit an der Leibniz Universität Hannover geprägt hat. An dieser Hochschule, die sich nicht zuletzt der disziplinen­über­greifenden Bündelung herausragender Einzel­leistungen widmet, zählt neben der Biomedizin­forschung und -technik, der Quanten­optik und Gravitations­physik, der Wissenschafts­reflexion sowie den Optischen Technologien auch die Produktions­technik zu den Forschungs­schwerpunkten.

Maßgeblich: Praxisnähe – und Energie­speicher als Lehrfach

Nachdem der 28-jährige Co-Gründer von Hypnetic seinen Bachelor in Mechatronik absolviert und mit Voltark sein erstes Unternehmen gegründet hatte, entschied er sich für einen Fachwechsel: 2020 kam noch ein Master in Energie­technik hinzu. Das Institut für Elektrische Energie­systeme (IfES) sei dafür die richtige Wahl gewesen: „Diese Uni ist eine der wenigen Hochschulen, die Energie­speicher als eigenes Lehrfach anbietet.“

Was ihn zudem überzeugte, war die große Praxisnähe: zum Beispiel in den Vorlesungen über die „Gründungs­praxis für Techno­logie-Start-ups“ und im „Tutorium Student Accelerator“. Hier lernen Gründer­teams, ihre Geschäftsidee vom Prototyp bis zum Business­plan zu konkretisieren. Und für erste Anschaffungen erhält jedes Start-up einen Innovations­gutschein über 4.000 Euro. Aber auch weitere Förderungen wie das „EXIST-Gründungs­stipendium“ habe seinem Team viel Zeit und finanzielle Sorgen erspart. „Nach dem Abschluss konnten wir alle nahtlos und in Vollzeit an unserer Idee weiterarbeiten.“

Wie sehr sich ihr Einsatz gelohnt hat, zeigt sich an der Vorreiter­rolle von Hypnetic in Sachen Effizienz: Mit einem Wirkungsgrad von 72 Prozent übertrifft die Technologie den Stand der Technik um 15 Prozent. Und: Speicher von Hypnetic lassen sich bis zu 100.000-mal be- und entladen. „Das ist der größte Vorteil gegenüber Lithium­batterien, deren Speicher­zyklus diesen Prozess nur 6.000- bis maximal 10.000-mal erlaubt“, betont Börgel. Als größte Herausforderung in diesem Jahr nennt der Gründer den Bau des Pilot­projektes für einen Windpark. Doch nicht nur Solar- und Windpark­betreiber könnten von einer größeren Versorgungs­sicherheit und Schad­stoff­reduktion profitieren, sondern auch Gewerbe und Unternehmen, die selbst aus Solar- oder Windkraft Strom erzeugten, sagt Börgel. „Ein Neben­effekt unserer Technologie ist, dass die Verwendung von Solar- und Windkraft kalkulierbarer und damit für alle Unternehmen attraktiver wird.“

Interview mit Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover

Volker Epping - Präsident der Leibniz Universität Hannover
© Marie-Luise Kolb Volker Epping - Präsident der Leibniz Universität Hannover.

Inwiefern erfordern große Transfor­mationen, wie wir sie gegenwärtig erleben, auch einen Wandel der Art und Weise, wie an TUs gelehrt und geforscht wird?

Herausforderungen gilt es zu gestalten. Die abrupte Umstellung auf Onlinelehre in der Pandemie wird die Lehre perspektivisch dauerhaft verändern. Die Umstellung auf digitale Kommunikations­formate wandelt die Zusammen­arbeit in allen Bereichen der Universität.

Partizipative Wissenschaft, die der Gesellschaft Erkenntnisse der Grundlagen­forschung vertraut machen soll, spielt an Hochschulen eine wachsende Rolle. Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Es ist entscheidend, dass wir alle uns als Bürgerinnen und Bürger mit den Erkenntnissen von Wissenschaft und Forschung ausein­ander­setzen und die eigene Perspektive einbringen – um gemeinsam die Gesell­schaft zu gestalten. Es ist wichtig, die Wissen­schafts­kompetenz in der Bevölkerung zu stärken, auch im Hinblick auf antidemokratische Kräfte in unserer Gesellschaft und Falschinformation.

Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Heraus­forderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?

Bildung und Wissenschaft sind die Erfolgs­faktoren für die Entwicklung Deutschlands und den Erfolg im globalen Wettbewerb. Es bedarf verstärkter Investitionen in den Wissen­schafts­bereich, unter anderem, um die Abwanderungs­bewegung von Spitzenforschenden ins Ausland und die Konkurrenz­fähigkeit der Universität als Bildungs­einrichtung aufrechterhalten zu können.

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Mechtild von Münchhausen
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