ZEIT für X
v.l.: Prof. Dr. Volker Lohweg, Michael Neumaier, Daniel Pauli, Prof. Dr. Hans-Jürgen Danneel, Paul Wunderlich, Prof.‘in Dr. Helene Dörksen, Stephanie Wisser.

Wann muss welches Lebensmittel weg?

23. September 2021
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Ein Beitrag der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an der TH OWL erforschen in einem Projekt, wie man die Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln präziser bestimmen kann.

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Spitzenforschung“.

Gehören Sie zu den Menschen, die vor dem Verzehr eines Joghurts aus dem Kühlschrank ängstlich auf das Mindesthaltbarkeitsdatum schauen? Damit sind Sie nicht allein. Viele Lebensmittel wandern deshalb aus dem Kühlschrank direkt in den Müll. Eine enorme Lebensmittelverschwendung, denn das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt nicht an, ob das Produkt wirklich verdorben ist. Das Institut für industrielle Informationstechnik und das Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW der TH OWL erforschen deshalb in einem Projekt, wie man die Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln präziser bestimmen kann.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher verwechseln „mindestens haltbar bis“ mit „sofort tödlich ab“, dabei ist das Mindesthaltbarkeitsdatum der Zeitpunkt, bis zu dem der Hersteller eine Garantie dafür gibt, dass ein Lebensmittelmittel in Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack dem Frischezustand der Herstellung entspricht. „Dieses Datum ist eine Hochrechnung, die selten den tatsächlichen Zeitpunkt des Verfalls trifft, denn durch natürliche Schwankungen bei der Herstellung, beim Transport oder Verkauf kommt es zu Schwankungen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Danneel, stellvertretender Leiter des Instituts für Lebensmitteltechnologie.NRW (ILT.NRW) der TH OWL.

Das Institut für Lebensmitteltechnologie.NRW (ILT.NRW) forscht gemeinsam mit dem Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in dem Projekt „Datenanalyse und autonome Prognostik zur Verbesserung der Transparenz und Sicherheit von Lebensmitteln“ an Möglichkeiten, das Mindesthaltbarkeitsdatum zu präzisieren.

Gemeinsam mit dem Lebensmittelhersteller Oetker untersuchen die Forscher dynamische und individuelle Vorhersagemöglichkeiten für Frische-Produkte aus dem Kühlregal. Dazu gehören zum Beispiel die Rohteig-Pizzen oder fertig angerührter Schokoladen- und Vanille-Pudding.

„Mit Hilfe von verschiedenen analytischen Instrumenten wie zum Beispiel der elektronischen Nase oder einer enzymatischen Analyse untersuchen wir Rohstoffe und fertige Produkte. Über einen längeren Zeitraum sammeln wir so Indikatoren, die den Verderb von Lebensmitteln erkennen können und diese Daten fließen anschließend gesammelt in eine Datenbank, in der wir sie auswerten“, so Professor Danneel. Die analytischen Instrumente sollen im nächsten Schritt des Projektes in kostengünstige Sensoren umgewandelt werden, die an die Produktionslinie angedockt werden. Das Ziel: Die Sensoren generieren während der Produktion Daten, liefern sie an eine Datenbank und die gibt eine individuelle Haltbarkeitsprognose ab, die am Ende der Produktionslinie auf die Produktverpackung aufgebracht wird.

„Es ärgert mich maßlos, dass wir so viel an produzierten Lebensmitteln wegwerfen. Ich selbst bin da keine Ausnahme, ich kaufe zu viel ein und muss hinterher Dinge wegwerfen. Was übrigbleibt ist ein schlechtes Gewissen“, sagt Prof. Danneel.

Mit dem Forschungsprojekt zur Haltbarkeit von Lebensmitteln, will der Wissenschaftler die Wegwerfquote langfristig reduzieren. „Wir stehen noch ganz am Anfang des Weges, denn unsere Sensoren sind zu teuer, um sie auf Wegwerfverpackungen anzubringen. Sie lohnen sich erst, wenn Produkte in wiederverwendbaren Verpackungen verkauft werden. Aber hier findet langsam ein Umdenken statt und ich bin mir sicher, dass Nachhaltigkeit schon bald zu einem USP für Unternehmen wird.“

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind auch für die Lebensmittelhersteller relevant. Denn rund zehn Prozent der Produkte erreichen aktuell im Handel das Mindesthaltbarkeitsdatum bevor sie verkauft werden. Verluste, die der Handel bei den Verhandlungen mit den Herstellern geltend macht.

Aber nicht nur die Lebensmittelindustrie zählt zu den Adressaten des Projektes. Denkbar wäre es beispielsweise, Kühlschränke mit den Sensoren auszurüsten. Die könnten Verbraucherinnen und Verbraucher darauf aufmerksam machen, welche Lebensmittel verbraucht werden müssen und entsprechende Rezepte vorschlagen.

„Unsere Kompetenz in diesem Projekt und in der Partnerschaft smartFoodTechnologyOWL ist es, dass wir Lebensmitteltechnologie mit Digitalisierung und Datenanalyse verknüpfen und es damit schaffen, die Produktion von Lebensmitteln sicherer zu machen und Verschwendung zu reduzieren“, erklärt Professor Volker Lohweg, Institutsleiter des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT).

Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 03FH3M1IA gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

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