ZEIT für X
Schnittstelle Mensch und Maschine: Ob es um Robotik, Bioelektronik oder intelligente Textilien geht: Wie unser Alltag mehr und mehr durch intelligente Systeme gesteuert wird, erforschen Wissenschaftler:innen am Exzellenzcluster CeTI der TU Dresden.

Wie Mensch und Maschine voneinander lernen

10. Juni 2022
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Ein Beitrag der TU Dresden.

Ob es um das virtuelle Einüben operativer Fertigkeiten in der Medizin geht oder um die Möglichkeit, Fehlhal­tungen am Instrument per Datenhand­schuh als solche erkennen und selbst­ständig korrigieren zu können: Wie wir in naher Zukunft durch den Einsatz intelligenter Textilien voneinander lernen werden, beschäftigt 50 Forschende am CeTI – Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion, einem der drei Exzellenz­cluster der TU Dresden (TUD).

Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.

Führender Kopf ist Frank Fitzek, Inhaber der Deutschen Telekom-Professur für Kommunikations­netze. Am CeTI fließt Wissen aus der Elektro- und Kom­muni­ka­tions­­technik, Informatik, Psychologie, Neurowissen­schaft und Medizin zusammen. Erforscht wird etwa, unter welchen Bedingungen man in der virtuellen Welt das Greifen eines heißen Kaffeebechers als echt empfindet; und umgekehrt, wie menschliche Prioritäten für Maschinen einschätzbar werden, erklärt Professor Fitzek. „Eine KI muss entscheiden können, was wichtiger ist: den Bremsvorgang des Autos einzuleiten oder die Strom­versorgung für die YouTube-Unter­haltung der Kinder nicht zu unterbrechen.“ CeTI verkörpere den „Dresden Spirit“. Die „Lust am interdiszi­plinären Austausch“ sei ein Erfolgs­geheimnis des ostdeutschen Hightech-Standortes.

Alltag: Roboter gestisch anleiten, ohne programmieren zu können

Die digitale Welt der Zukunft wird durch intelligente Systeme gesteuert – in Dresden, Europas größtem Mikro­elektronik­standort, werden sie erforscht und entwickelt. Mittendrin: die Exzellenz­universität TU Dresden, die auch für erfolgreiche Ausgründungen steht.

Wandelbots ist so ein hoch gehandeltes Start-up, das Microsoft und Siemens als Finanziers gewinnen konnte. Gegründet von Absolventinnen und Absolventen der TUD, die eine revolutionäre Idee hatten: ein handliches Gerät, mit dessen Hilfe man Roboter gestisch anleiten kann, ohne programmieren zu können. „In Zeiten des Fachkräfte­mangels sollte man perspektivisch überlegen, in welchem Kontext sich der Einsatz von Robotern lohnt“, sagt Co-Gründerin Maria Piechnick. Als Beispiel nennt die Diplom-Medien­informa­tikerin anspruchslose, zeitraubende Tätigkeiten wie das Bereit­stellen von Wasser und Handtüchern in Pflegeberufen. Den Durchbruch des Unternehmens mit heute 160 Mitarbei­tenden, das in der letzten Finan­zierungs­runde 84 Millionen Dollar einwerben konnte, erklärt die 34-Jährige nicht zuletzt mit der Praxisnähe der Professur für Software­technologie. „Hier haben wir gelernt, dass sich gute Ideen verkaufen lassen müssen, und konnten dabei auch von guten Kontakten in die Venture-Capital-Szene profitieren.“

Eine wissenschaftliche und unternehmerische Doppel­begabung sei aber selten, bedauert Professor Karl Leo. Der vielfach ausgezeichnete Physiker und Professor für Opto­elektronik an der TU Dresden hat in seinem Leben schon diverse Unternehmen gegründet und hält Mut für unverzichtbar. „Die einzig schlechte Ausgründung ist die nicht gemachte!“ Und welche Herausforderung treibt den Vorreiter der Bioelektronik um? Die Reparatur von Hirnschä­digungen mithilfe biokompa­tibler Elektronik. „Und die Frage, wie es gelingen kann, dass sich die Bauteile im Körper rückstandsfrei abbauen.“

Ursula M. Staudinger - Rektorin der Technischen Universität Dresden.
© Robert Lohse Ursula M. Staudinger - Rektorin der Technischen Universität Dresden.

Interview mit Ursula M. Staudinger, Rektorin der Technischen Universität Dresden

In welchen Bereichen ist die TU Dresden besonders forschungs­stark, wenn es um große Heraus­forderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?

Digitali­sierung für und mit Menschen umfasst an der TUD Forschung zu komplexen Materialien, Systembau sowie KI bis hin zu latenz­reduzierter Kommunikation für die Robotik der Zukunft und die Erforschung digitaler Disruption. Ein anderes Beispiel ist die Forschung zur Kreislauf­wirtschaft als unerlässlicher Teil von Klima­schutz und eines verantwortungs­vollen Umgangs mit Ressourcen.

Partizipative Wissenschaft, die der Gesellschaft Erkenntnisse der Grundlagen­forschung vertraut machen soll, spielt an Hochschulen eine wachsende Rolle. Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Sehr gute! Wir sind als Universität eine wichtige gesell­schaftliche Akteurin und gestalten diese Rolle aktiv aus. Zum Beispiel gehen wir mit unserem Projekt „POP-UP-WISSEN“ dorthin, wo die Menschen sind, unter anderem in die Lausitz oder in den Kulturpalast Dresden. Wir erleben dabei eine tolle Resonanz.

Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Heraus­forderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?

Mehr Mut und weniger Bürokratie. Um international wettbewerbsfähig zu sein, sollten beispielsweise institutio­nalisierte Kooperationen zwischen Universitäten und außeruni­versitären Forschungs­einrichtungen erleichtert werden. Wir sehen uns hierbei mit unserer Wissenschafts­allianz DRESDEN-concept gut gerüstet für neue Wege.

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