Wie Mensch und Maschine voneinander lernen
AnzeigeOb es um das virtuelle Einüben operativer Fertigkeiten in der Medizin geht oder um die Möglichkeit, Fehlhaltungen am Instrument per Datenhandschuh als solche erkennen und selbstständig korrigieren zu können: Wie wir in naher Zukunft durch den Einsatz intelligenter Textilien voneinander lernen werden, beschäftigt 50 Forschende am CeTI – Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion, einem der drei Exzellenzcluster der TU Dresden (TUD).
Ein Beitrag aus dem Themenschwerpunkt „Über den Transfer in die Gesellschaft“.
Führender Kopf ist Frank Fitzek, Inhaber der Deutschen Telekom-Professur für Kommunikationsnetze. Am CeTI fließt Wissen aus der Elektro- und Kommunikationstechnik, Informatik, Psychologie, Neurowissenschaft und Medizin zusammen. Erforscht wird etwa, unter welchen Bedingungen man in der virtuellen Welt das Greifen eines heißen Kaffeebechers als echt empfindet; und umgekehrt, wie menschliche Prioritäten für Maschinen einschätzbar werden, erklärt Professor Fitzek. „Eine KI muss entscheiden können, was wichtiger ist: den Bremsvorgang des Autos einzuleiten oder die Stromversorgung für die YouTube-Unterhaltung der Kinder nicht zu unterbrechen.“ CeTI verkörpere den „Dresden Spirit“. Die „Lust am interdisziplinären Austausch“ sei ein Erfolgsgeheimnis des ostdeutschen Hightech-Standortes.
Alltag: Roboter gestisch anleiten, ohne programmieren zu können
Die digitale Welt der Zukunft wird durch intelligente Systeme gesteuert – in Dresden, Europas größtem Mikroelektronikstandort, werden sie erforscht und entwickelt. Mittendrin: die Exzellenzuniversität TU Dresden, die auch für erfolgreiche Ausgründungen steht.
Wandelbots ist so ein hoch gehandeltes Start-up, das Microsoft und Siemens als Finanziers gewinnen konnte. Gegründet von Absolventinnen und Absolventen der TUD, die eine revolutionäre Idee hatten: ein handliches Gerät, mit dessen Hilfe man Roboter gestisch anleiten kann, ohne programmieren zu können. „In Zeiten des Fachkräftemangels sollte man perspektivisch überlegen, in welchem Kontext sich der Einsatz von Robotern lohnt“, sagt Co-Gründerin Maria Piechnick. Als Beispiel nennt die Diplom-Medieninformatikerin anspruchslose, zeitraubende Tätigkeiten wie das Bereitstellen von Wasser und Handtüchern in Pflegeberufen. Den Durchbruch des Unternehmens mit heute 160 Mitarbeitenden, das in der letzten Finanzierungsrunde 84 Millionen Dollar einwerben konnte, erklärt die 34-Jährige nicht zuletzt mit der Praxisnähe der Professur für Softwaretechnologie. „Hier haben wir gelernt, dass sich gute Ideen verkaufen lassen müssen, und konnten dabei auch von guten Kontakten in die Venture-Capital-Szene profitieren.“
Eine wissenschaftliche und unternehmerische Doppelbegabung sei aber selten, bedauert Professor Karl Leo. Der vielfach ausgezeichnete Physiker und Professor für Optoelektronik an der TU Dresden hat in seinem Leben schon diverse Unternehmen gegründet und hält Mut für unverzichtbar. „Die einzig schlechte Ausgründung ist die nicht gemachte!“ Und welche Herausforderung treibt den Vorreiter der Bioelektronik um? Die Reparatur von Hirnschädigungen mithilfe biokompatibler Elektronik. „Und die Frage, wie es gelingen kann, dass sich die Bauteile im Körper rückstandsfrei abbauen.“
Interview mit Ursula M. Staudinger, Rektorin der Technischen Universität Dresden
In welchen Bereichen ist die TU Dresden besonders forschungsstark, wenn es um große Herausforderungen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimawandel und Energiewende geht?
Digitalisierung für und mit Menschen umfasst an der TUD Forschung zu komplexen Materialien, Systembau sowie KI bis hin zu latenzreduzierter Kommunikation für die Robotik der Zukunft und die Erforschung digitaler Disruption. Ein anderes Beispiel ist die Forschung zur Kreislaufwirtschaft als unerlässlicher Teil von Klimaschutz und eines verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen.
Partizipative Wissenschaft, die der Gesellschaft Erkenntnisse der Grundlagenforschung vertraut machen soll, spielt an Hochschulen eine wachsende Rolle. Welche Erfahrungen machen Sie damit?
Sehr gute! Wir sind als Universität eine wichtige gesellschaftliche Akteurin und gestalten diese Rolle aktiv aus. Zum Beispiel gehen wir mit unserem Projekt „POP-UP-WISSEN“ dorthin, wo die Menschen sind, unter anderem in die Lausitz oder in den Kulturpalast Dresden. Wir erleben dabei eine tolle Resonanz.
Was wünschen Sie sich vonseiten der Politik, um als TU institutionell für die Herausforderungen der Zukunft besser aufgestellt zu sein?
Mehr Mut und weniger Bürokratie. Um international wettbewerbsfähig zu sein, sollten beispielsweise institutionalisierte Kooperationen zwischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen erleichtert werden. Wir sehen uns hierbei mit unserer Wissenschaftsallianz DRESDEN-concept gut gerüstet für neue Wege.
Kontakt
Technische Universität Dresden
Marion Schmidt
Chief Communication Officer
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