ZEIT für X
Prof. Dr. Lenka Ďuranová unterrichtet Wirtschafts- und Arbeitspsychologie an der Hochschule Schmalkalden.

Wirtschaft und Gesellschaft zukunfts­fähig gestalten

26. April 2023
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Ein Beitrag im Rahmen des Bund-Länder-Programms FH Personal

Mit interdisziplinärer Forschung arbeiten die Hochschulen für Angewandte Wissen­schaften (HAWs) an der Schnitt­stelle zwischen Theorie und Praxis, zwischen Idee und Transfer. Eine Professur bietet hier die Chance, in Forschung und Lehre wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen aktiv und nachhaltig zu gestalten.

In den vergangenen Jahren wurden – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit – Entwicklungen deutlich, die mit tief­greifenden Heraus­forderungen für Wirtschaft und Gesellschaft verbunden sind und auch die Politik vor neue Aufgaben stellen. Neben dem alles beherrschenden Klima­wandel als globales Szenario geht es um Entwicklung der Digitalisierung, es geht um Prävention von Pandemien, um die Architektur von Liefer­ketten, um Bildung und Fach­kräfte­mangel, die Stabilität des Finanz­systems und den gesellschaftlichen Zusammen­halt – um nur einige Problem­felder zu nennen. Durch ihre enge Vernetzung mit der Praxis können die HAWs sehr flexibel und gezielt zu einzelnen konkreten Aspekten Vorschläge entwickeln, die als Bausteine zur Lösung umfassender Frage­stellungen dienen. Der Transfer in die Praxis ermöglicht es den Hochschulen überdies, Lösungs­ansätze unmittelbar bei der Implementierung zu begleiten. Ein Vorteil, der die HAWs gegen­über anderen Forschungs­institutionen hervorhebt.

Voraussetzung: Wissenschaft plus berufliche Praxis

Nun wird die Arbeitswelt in immer schnellerem Tempo automatisiert und digitalisiert. Die Wettbewerbs­fähigkeit der Wirtschaft und die Zukunfts­fähigkeit der Gesellschaft werden zunehmend durch technologische aber auch soziale Innovationen bestimmt, die an Universitäten und HAWs sowie in Forschungs­organisationen und Unternehmen entwickelt werden. Derartige Innovationen werden häufig als Teamwork in Netzwerken entwickelt und umgesetzt, die zukünftig auch durch den Bund stärker unter­stützt werden sollen. Mit der Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) sollen die Transfer­netzwerke und Partnerschaften der HAWs mit anderen Wissen­schafts­einrichtungen, lokalen Unternehmen, zivil­gesellschaftlichen Akteuren oder der öffentlichen Verwaltung gezielt gefördert und weiter ausgebaut werden.

Humane Arbeits­gestaltung

„Von der Wirtschaftspsychologie wird erwartet, dass sie Technologie­einführungen anstoßen, begleiten und optimieren könne“, erklärt Prof. Dr. Ďuranová . „Dabei soll sie darauf achten, dass die Arbeit in Betrieben „human“ gestaltet wird – im Sinne einer weitgehenden psychischen und physischen Gefährdungs­freiheit (§ 4 des Arbeits­schutz­gesetzes) sowie der „menschen­orientierten“ Industrie 5.0. Aus diesem Grund habe ich beispiels­weise das Seminar Arbeits­psychologie 5.0 konzipiert, in dem meine Studierenden unter anderem durch ihre eigene Arbeit mit den neuen Technologien – mit kollaborativen Robotern und in der virtuellen Realität – die Belastungen, Anforderungen und Ressourcen selbst erfahren. Ich erhoffe mir dadurch eine (noch) humanere Arbeitsgestaltung der Zukunft.“

Im Vergleich zu Universitäten sind die mehr als 200 HAWs vielfach in mittel­großen Städten und eher ländlich geprägten Regionen angesiedelt. Angewandte Forschung und Transfer finden meistens in Kooperation mit kleinen und mittleren Unternehmen sowie regionalen Einrichtungen aus dem Sozial- und Gesundheits­bereich statt. Damit unter­stützen diese Hochschulen Innovationen und Transfer vor allem in der Breite, komplementär zur Grundlagen- und Spitzen­forschung an Universitäten, in Forschungs­organisationen oder großen Unternehmen. Bereits im Jahr 1969 wurden die ersten Fachhoch­schulen gegründet. Seitdem haben sie sich zu modernen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) entwickelt. Die Abschlüsse sind seit der europaweiten Bologna-Reform denen an Universitäten gleichwertig.

HAWs: Innovations­motor der Region

Dank ihrer praxisnahen Forschung gelten HAWs in ihren jeweiligen Regionen als Innovations­motoren – insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie die Sozial-, Bildungs- und Gesundheits­bereiche. Durch ihre Praxis­nähe unter­stützen sie den Transfer neuer Erkenntnisse und Technologien in die Anwendung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Heraus­forderungen. Damit haben die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eine unverzichtbare Rolle für den Wissenschafts- und Innovations­stand­ort Deutschland. Um dieses enorme Potenzial noch besser zu nutzen, wurde 2019 zum 50jährigen Jubiläum der ersten Fach­hoch­schul­gründung das „Lübecker Manifest“ veröffentlicht, das die Bedeutung der HAWs für die gesamte Gesellschaft betont, ihre Entwicklungs­perspektiven skizziert und mit konkreten Forderungen verbindet. Diese Bedeutung der HAWs erlebt Prof. Dr. Ďuranová in ihrer Arbeit ganz konkret: „Als Professorin sitze ich an der Quelle der Zukunft. Meine Zielgruppe sind Studierende der Wirtschafts­psychologie, die künftig Entscheidungen für die Arbeits­welt treffen werden. Die größte Chance sehe ich daher in der potenziellen Anwendung der aktuellen Forschungs­ergebnisse in die Praxis, wodurch die Sinn­haftigkeit unserer Arbeits­tätigkeit steigt.“

Durch die potenzielle Anwendung aktueller Forschungs­ergebnisse in der Praxis steigt die Sinnhaftigkeit unserer Arbeits­tätigkeit.

Prof. Dr. Lenka Ďuranová

Die HAW-Professur

Der Weg in eine Karriere als Professor*in an einer HAW führt in aller Regel über die berufliche Praxis. Daneben ist meist eine Promotion im jeweiligen Fachgebiet erforderlich. Die Freiheit eigene Schwerpunkte in Forschung und Lehre zu setzen, die Verknüpfung von Theorie und Praxis und die Möglichkeit junge Menschen für Ihr Fach­gebiet zu begeistern, hat die HAW-Professur in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer attraktiven Karriere­option für Fach- und Führungs­kräfte der freien Wirtschaft werden lassen. Mehr Infos dazu finden sich hier: www.haw-professur.de

Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs)

Wer sich für eine HAW-Professur bewirbt, hat in einigen Bundes­ländern die Chance, Berufs­erfahrung oder Promotion als Tandem-Professur parallel zur Lehr­tätigkeit zu erwerben. Neben der praxis­nahen Lehre gehört auch die Forschung mittler­weile ganz klar zum Profil von HAWs. Inter­disziplinär angelegt, läuft sie oft in Kooperation mit der Wirtschaft und leistet wichtige Beiträge zu ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Heraus­forderungen. Als praxis­orientierte Bildungs­institutionen, Forschungs­einrichtungen, Motor für vielfältige Innovationen, Partner der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Transfer­platt­form sind die HAWs integraler Bestandteil der deutschen Hoch­schul­landschaft.

3 Fragen an Prof. Lenka Ďuranová

Prof. Dr. Lenka Ďuranová von der Hochschule Schmalkalden (Thüringen). Die Wirtschafts­psychologin sieht ihre Aufgabe darin, Technologie­einführungen anzustoßen, zu begleiten und zu optimieren.

Wie wichtig ist die Praxis­erfahrung, um nachhaltige Innovationen zu initiieren?

Als Arbeitspsychologin sollte ich Arbeitsplätze in Hinblick auf ihre potenzielle psychische Gefährdung beurteilen und dies auch meinen Studierenden beibringen können. Dafür sind methodische, theoretische und empirische Vorkenntnisse notwendig, die sich effektiver durch praktische Beispiele übermitteln lassen, auch durch Ausführung der jeweiligen Arbeit. Im Seminar Arbeits­psychologie 5.0 gehört eine betriebliche Exkursion zum Curriculum.

Lenka Duranova
© Hochschule Schmalkalden

Inwiefern können Sie als Professorin an einer HAW selbst­bestimmt Innovationen anstoßen?

Durch die Freiheit in Forschung und Lehre können wir eigene Schwerpunkte setzen. Mein Fokus liegt auf Digitalisierung der Arbeit. Aktuell habe ich mit Prof. Dr.-Ing. Frank Schrödel (Antriebs-, Automatisierungs- und Roboter­technik) und Hartmut Seichter, PhD (Computer­grafik) den Forschungs­schwer­punkt Menschen­zentrierte, interaktive Technologien – MiT gegründet, um Technologien als physische und virtuelle Ressource zu entwickeln.

Ist das interdisziplinäre Arbeiten einer HAW-Professur eine Chance für mehr Innovation?

Ja, zum Beispiel erfahren wir in unserem Forschungs­schwer­punkt MiT alle einen wertvollen Perspektiv­wechsel und können so besser neue Ideen und Innovationen entwickeln.

Kontakt

Kampagne > Die HAW Professur <
c/o Hochschule Fulda
Leipziger Straße 123
36037 Fulda
info@haw-professur.de

Weitere Informationen unter www.haw-professur.de

Weitere Informationen zum Bund-Länder-Programm FH-Personal unter www.fh-personal.de