Ausblick 2023 – Lieferketten und weitere Herausforderungen
Corporate Reporting Directive, Green-Claims-Richtlinie und neue Gesetze für mehr Transparenz in Lieferketten: Das Jahr 2023 stellt Unternehmen vor Herausforderungen und Chancen.
„Unternehmen sollten nicht auf die Politik warten, sondern vorangehen“ – so lautet der Appell von Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft (BNW), an die deutsche Wirtschaft. Die rund 600 Mitglieder des Verbandes bezeichnen sich als die Stimme einer nachhaltigen Wirtschaft. Mit dabei sein darf nur, wer Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankert hat. Dass dieser Grundsatz erhebliche Teile der Wirtschaft (noch) ausschließt, sieht Reuter entspannt. „Wir nehmen nicht jeden“, erklärt die Verbandschefin. Schließlich haben ihre Mitglieder den Anspruch, als besonders gutes Beispiel voranzugehen. Im ZEIT für Klima-Podcast erklärt Reuter, wie eine nachhaltige Transformation gelingen kann.
Verantwortungsvoll wirtschaften
Auch wenn die Zeit dafür mehr als reif ist, schaut Reuter mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Dass es das neue Lieferkettensorgfaltsgesetz in Deutschland und sein zu erwartendes strengeres europäisches Äquivalent überhaupt gibt, wertet sie als Erfolg. Dennoch ist sie mit dem Ergebnis nicht hundertprozentig zufrieden: Sie vermisst zivilrechtliche Haftungsauflagen bei Verstößen und dass kleine und mittlere Unternehmen vorerst weniger Verantwortung tragen.
Grundsätzlich sind Reuters Erwartungen an ein grün geführtes Bundeswirtschafts- und -energieministerium bislang nicht vollumfänglich erfüllt worden: Ihr fehle ein konkretes Klimaschutz-Sofortprogramm, das 1,5 Grad kompatibel ist. Auch beim Thema reduzierte Mehrwertsteuer für nachhaltige Produkte gebe es keinen Fortschritt. Grund hierfür scheint „die Denke, dass Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit Widersprüche sind“, vermutet sie. Höchste Zeit, dies zu ändern, oder?
Katharina Reuter ist seit 2014 Geschäftsführerin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft (BNW). Nach Studium, Promotion und einigen Jahren an der Humboldt-Universität zu Berlin übernahm sie 2005 die Geschäftsführung der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Von 2010 bis 2013 führte sie die Geschäfte der Klima-Allianz Deutschland. Sie ist Mitbegründerin von Ecopreneur.eu und Co-Initiatorin der Wirtschaftsinitiative Entrepreneurs for Future.