ZEIT für X
Blick in die Natur

Wünsch dir was – gute Vorsätze fürs Klima

05. Januar 2023
Ein Artikel von Studio ZX

Wir haben prominente Gäste unserer ZEIT für Klima-Veranstaltungen und -Podcasts gefragt, was sie sich 2023 fürs Klima wünschen.

von Kristina Kara, Studio ZX

Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, war zu Gast beim ZEIT für Klima-Thementag im November 2022. Sie wünscht sich für 2023:

„Eine der entscheidenden Zukunftsfragen für unsere Wirtschaft ist die Überwindung der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas. Damit sie gelingt, müssen wir mutig vorangehen: mit mehr Tempo beim Ausbau von Strom aus Sonne und Wind, mit mehr Geld für Klima- und Transformationsprojekte und mit dem Einstieg in die grüne Wasserstoffwirtschaft. Politik und Unternehmen müssen hier Hand in Hand arbeiten und gemeinsam Strukturen schaffen, die klimaneutrales Wirtschaften ermöglichen. Wenn wir die Transformation mit Zuversicht gestalten, schaffen wir neue, sichere Arbeitsplätze und klimagerechten Wohlstand. Damit schützen wir das Klima und erhalten die Freiheit kommender Generationen.“

Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF SE, berichtete in einer Folge des ZEIT für Klima-Podcasts, wie der Chemieriese sich für die Zukunft aufstellt. Sein Wunsch lautet:

„Wir wollen bei BASF bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Dieses Ziel treibt uns auch 2023 an – trotz der aktuellen Krisen lassen wir uns davon nicht abbringen. Denn die Energietransformation muss dramatisch beschleunigt werden, damit unser Planet lebenswert bleibt. Dafür arbeiten wir an neuen Technologien und liefern die Produkte, die die Transformation erst ermöglichen. Ohne Chemie laufen keine Windräder und fahren keine Elektroautos. Wir schaffen es aber nicht allein. Damit wir beim Klimaschutz schneller vorankommen, braucht es in Europa ein neues Wir-Gefühl von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass wir mit vereinten Kräften die Energietransformation viel mutiger anpacken. Und wir brauchen mehr Pragmatismus statt überbordender Regulierungen.“

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe, war 2022 Impulsgeberin des ZEIT für Klima-Thementages. Ihr Anliegen für 2023:

„Investitionen sind der Schlüssel auf dem Weg zur Klimaneutralität. Bis Mitte des Jahrhunderts sind in Deutschland klimafreundliche Investitionen von fünf Billionen Euro erforderlich. Der größte Batzen muss aus dem Unternehmenssektor kommen. Es passiert schon viel, und trotzdem müssen die Unternehmen Klimaschutzinvestitionen noch verdoppeln. Ich wünsche mir, dass die deutsche Wirtschaft Klimaschutz als Chance begreift und dass die Politik die Transformation mit geeigneten Rahmenbedingungen unterstützt. Es braucht ein angemessenes Risiko-Rendite-Profil als Anreiz für die erforderlichen Investitionen, eine strategische Absicherung von ausreichend Fachkräften, Materialien und Rohstoffen und ein höheres Tempo bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren.“

Matthias Hartmann, CEO der Techem Gruppe, erklärte in einer Folge des ZEIT für Klima-Podcasts, welche Chancen die Digitalisierung im Gebäudebereich für den Klimaschutz bietet. Er wünscht sich fürs neue Jahr:

„Die Bundesregierung hat vor, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle Emissionssektoren ihren Beitrag leisten. Das gilt im Besonderen für Schlüsselbereiche wie den Gebäudesektor. Dieser verfehlt seit Jahren seine Klimaziele. Um dem entgegenzuwirken, haben die zuständigen Ministerien bereits im Sommer einen Fahrplan vorgelegt, der den Gebäudesektor auf Kurs bringen soll. Wichtig ist nun, keine Zeit mehr zu verlieren und das Tempo auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand radikal anzuziehen sowie flächendeckende, skalierbare Lösungen zu schaffen. Denn fest steht: Ein effizienter, hoch automatisierter Gebäudebetrieb ist entscheidend für die Dekarbonisierung des Immobiliensektors. Energieströme müssen optimal gesteuert und deren regenerative Erzeugung intelligent aufeinander abgestimmt werden. Dabei gilt vor allem die Digitalisierung als ein wesentlicher Hebel.“

Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, verdeutlichte in einer anderen Folge des ZEIT für Klima-Podcasts, welchen Einfluss der Mensch als dominierender Faktor auf die klimatischen Veränderungen unseres Planeten hat. Ihr Anliegen lautet:

„Ich wünsche mir einen starken Zusammenhalt in der EU, um den ,Green Deal‘ gemeinsam umzusetzen und so einen wesentlichen Beitrag zu Klima- und Naturschutz aber auch sozialer Fairness zu leisten. Dafür braucht es auch starke Partnerschaften mit anderen Nationen. Ziel muss die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen sein sowie der Schutz und die Wiederherstellung der Natur, die die größte Wirkmacht ist in der Rückholung von CO2 aus der Atmosphäre. Dazu wünsche ich mir, dass China – so wie beim Aushandeln des neuen Weltnaturvertrages – seine Schlüsselrolle zum Wohle der gesamten Menschheit und allen Lebens einsetzt und einen ehrgeizigen Zukunftsbeitrag noch vor 2030 leistet. Für die Kinder der Erde wünsche ich mir, dass ihre vielen Fragen zur Zukunft gehört und beantwortet und ihnen Zeit, Raum und Mittel gegeben werden, zu lernen, wie es besser geht.“

Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft, war zu Gast beim ZEIT für Klima-Thementag im letzten Jahr und tat ihre Meinung zur EU-Taxonomie kund. Sie fordert:

„Für das Klima 2023 wünsche ich mir von der Politik endlich richtig Mut – und vor allem: noch mehr Ambition! Denn bisher sind wir viel zu langsam. Dem Klima und dem Planeten ist es vermutlich egal, ob wir noch die Kurve kriegen. Aber uns darf es nicht egal sein, denn schon jetzt sterben jedes Jahr viele Menschen und Tiere aufgrund der Klimakatastrophe. Von der Politik wünsche ich mir daher das Tempolimit und ein Moratorium für den Aus- und Neubau von Autobahnen. Politik kann mit Steuern steuern! Dazu zählen die im Koalitionsvertrag angekündigte Umlage der EU-Plastiksteuer auf Hersteller und Inverkehrbringer und die Besteuerung von Kerosin. Von den progressiven Unternehmen in unserem Netzwerk wünsche ich mir weiterhin so viele Innovationen und dass ihr Herzblut für wirklich nachhaltige Lösungen nicht versiegt – dem unfairen Marktumfeld zum Trotz! Und ich wünsche mir einen Sanierungsgipfel 2023, um die riesigen Klimaschutzpotenziale in Bestandsgebäuden zu heben.“

Stefan Schurig, Generalsekretär der internationalen Stiftungsplattform F20, sprach sich in einer Folge des ZEIT für Klima-Podcasts für Optimismus auch in schwierigen Zeiten aus. Sein Wunsch für 2023 lautet:

„Ich wünsche mir, dass das Jahr 2023 das Jahr wird, in dem wir verstehen, dass unsere Resilienz gegenüber den Schäden, die wir selbst verursachen, rapide abgenommen hat. Und dass wir darauf sofort und entschieden mit Gegenmaßnahmen reagieren, die uns wieder resilienter machen. Konkret könnte das Jahr 2023 auch das Gründungsjahr für einen Klimaschutzschirm oder einen Resilienz-Fonds sein, in den sowohl öffentliche wie auch private Gelder fließen und der bei der Bewältigung von Klimaschäden Soforthilfe leisten kann.“

In seinem Buch „Klimaschutz ist Menschenschutz“ vertritt der Autor und Kommunikationsexperte Michael Adler die These, dass Worte die Welt verändern können, weil sie unser Denken prägen. Wir haben sein Werk exklusiv im ZEIT für Klima-Newsletter vorgestellt, den Sie hier gern abonnieren können. Adlers Wunsch für 2023:

„Wir brauchen eine andere Wirtschaft. Eine Wirtschaft, die danach fragt, was Unternehmen der Gesellschaft, der Welt, in der wir leben, für einen Nutzen bringen. Eine Wirtschaft, die Erfolg nicht am Gewinn für die Eigentümer:innen oder Shareholder Value misst, sondern am Wohlergehen und Nutzen für die Allgemeinheit. Unternehmen sollten nicht Einzelne reich machen, sondern alle bereichern. Mitarbeiter:innen werden am Erfolg beteiligt. Ökologisch und sozial nachhaltige Unternehmen sind auch wirtschaftlich erfolgreich und schaffen so sichere und sinnvolle Arbeitsplätze. Wir ersetzen das Ich, das dem schon immer falschen Bild des Homo oeconomicus zugrunde liegt, durch ein Wir. Das wäre eine Wirtschaft, die Menschenwürde und planetare Grenzen gleichermaßen achtet.“