ZEIT für X
Insel im Meer

Impulse des Monats – eine Insel zieht ins Metaverse um

20. Januar 2023
Ein Artikel von Studio ZX

Welche Ideen haben das Potenzial, zum Trend zu werden und unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivil­gesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze, die gut für unser Klima sind.

von Anna-Lena Limpert, Studio ZX

Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der lang­fristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungs­ergebnisse, die inspirieren.

Emissionen zum Anschauen

Auf der Karte der global agierenden Non-Profit-Organisation Climate TRACE lässt sich ablesen, wie viele klima­schädliche Stoffe – CO2, Methan und Distick­stoff­oxid – von Kraftwerken, Raffinerien, Fabriken, Schiffen und Flug­zeugen weltweit ausgestoßen werden. Die NPO nutzt Satelliten, Sensoren und maschinelles Lernen zur Daten­erhebung. Über 70.000 Emissions­quellen konnten so in die Statistik mit aufgenommen werden. Und diese Daten schaffen Transparenz: Laut Climate TRACE können Unternehmen so präzisere Daten über ihre eigenen Emissionen generieren. Aber auch Privat­personen und Staaten können die Plattform nutzen, um den Fußabdruck der inländischen Firmen genauestens nach­zu­verfolgen. Die Daten von Climate TRACE zeigen beispiels­weise, dass die Hälfte der 50 größten Emissions­quellen Öl- und Gas­förder­felder und die dazu­gehörigen Anlagen sind.

Ein Rechner für Klima­schäden

Auf der COP27, die im November 2022 in Ägypten stattfand, haben die teilnehmenden Staaten unter anderem einen Fonds beschlossen, der jene Staaten finanziell unter­stützen soll, die am meisten von der Klima­krise betroffen sind – und sein werden. Wer allerdings wem wie viel zahlt, das steht noch nicht fest. Vielleicht könnte dieser Beschluss mithilfe der Plattform des Architekten Adrian Lahoud leichter fallen: Er hat ein interaktives Rechen­modell namens „Second Sea“ veröffentlicht, das darlegt, welche Reparations­zahlungen jenen Küsten­städten zustehen, die besonders vom steigenden Meeres­spiegel betroffen sind. „Second Sea“ benennt dabei auch die Länder, die sich auf Basis ihrer Emissionen vorrangig an den Zahlungen beteiligen müssten. Beispiels­weise stünden Bangkok im Jahr 2050 ungefähr 38 Milliarden Euro zu. Am meisten zahlen müssten dafür nach Berechnungen von Lahoud die USA, Russland, China und Deutschland.

Der erste digitale Staat im Metaverse

Auf Reparationszahlungen allein will der pazifische Inselstaat Tuvalu nicht warten: Prognosen zufolge könnte er bis Ende des Jahrhunderts aufgrund des steigenden Meeres­spiegels komplett im Ozean verschwunden sein. Schon jetzt stehen knapp 40 Prozent der Hauptstadt, das Atoll Funafuti, bei Flut unter Wasser. Der höchste Punkt Tuvalus liegt nämlich nicht einmal fünf Meter über dem aktuellen Meeres­spiegel. Der Außen­minister des Landes, Simon Kofe, hat deshalb angekündigt, dass Tuvalu der erste digitale Staat im Metaverse werden wolle. Dadurch sollen die Geschichte und die Traditionen der knapp 25 Quadrat­kilometer großen Insel bewahrt und für Folge­generationen zugänglich gemacht werden.