Kreislaufwirtschaft – gelingt so die weltweite Klimawende?
AnzeigeHochkarätige Gäste aus Politik und Wirtschaft erklärten beim ZEIT für Klima-Event am 21. November 2023, warum die „Circular Economy“ der Schlüssel zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise sein kann.
Von Beginn an den kompletten Zyklus eines Produktes mitzudenken und zu planen, das ist der Grundgedanke der Kreislaufwirtschaft. Idealerweise entsteht kein Abfall entlang des Zyklus, weil das Produkt oder seine Bestandteile vollständig wiederverwertet werden können. Der Gedanke ist gut – doch wie bringt man ihn in die Praxis?
Beim ZEIT für Klima-Event in Frankfurt am 21. November 2023 präsentierten Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, Tina Müller, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Weleda AG, Christoph Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung der dm-drogerie markt GmbH + Co. KG, und Thorsten Dreier, Chief Technology Officer and Labor Director sowie Member of the Board of Management bei der Covestro AG, ihre Gedanken zum Ansatz Kreislaufwirtschaft. Uwe Jean Heuser, Ressortleiter Green bei der ZEIT, moderierte die One-on-One-Gespräche. Das Event fand in der Villa 102 der KfW statt.
Stefan Wintels, Vorstandsvorsitzender der KfW-Bankengruppe, bezeichnete die Kreislaufwirtschaft in seiner Begrüßungsrede als „Game Changer“. Der Ansatz begegne zwei zentralen Herausforderungen unserer Zeit: dem Überverbrauch von globalen Ressourcen und den geopolitischen Verwerfungen. Die Kreislaufwirtschaft minimiere den Ressourcenverbrauch und verringere die Abhängigkeit von instabilen Ländern, so Wintels. Er sieht Deutschland in einer „hervorragenden Position“, das Wirtschaften in Kreisläufen voranzutreiben. Wintels appellierte: „Wir brauchen Vorbilder und Mutmacher.“
Die heutige Generation in der Verantwortung
Bundesministerin Lemke betonte, dass die Klimawende – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsdebatte innerhalb der Bundesregierung – nicht an Tempo verlieren dürfe. „Wenn wir die Lebensgrundlagen nicht erhalten, ist die Demokratie gefährdet.“ Sie sagte weiterhin, dass die grüne Transformation nicht ohne Kreislaufwirtschaft gelingen könne. Manche deutsche Handelsketten seien bereits sehr engagiert bei dem Thema Mehrwegverpackung, andere würden dies blockieren, so die Bundesministerin.
Tina Müller von Weleda wies auf die Dringlichkeit einer Transformation zu mehr Nachhaltigkeit hin: „Die Managergeneration, die jetzt in den Aufständen sitzt – wir können uns nicht wegducken.“ Die Kosten für mehr Nachhaltigkeit seien für Unternehmen zwar hoch, doch die langfristigen Kosten durch Klimafolgeschäden höher, wenn nicht gehandelt werde. Müller sieht hohes Innovationspotenzial in Deutschland durch „die Kreativität, die stark technologiegetrieben ist, und die Disziplin, Dinge nach vorne zu bringen“.
Auch Christoph Werner von dm erklärte: „Händler haben die Aufgabe, ihre Kund:innen in die Lage zu versetzen, gute Entscheidungen zu treffen.“ Das neue dm-Siegel „umweltneutral handeln“ solle dazu beitragen, die Umweltkosten von Produkten transparent zu machen. „Die Herausforderung bei ökologischer Nachhaltigkeit wird oft verengt auf CO2“, so Werner. „Aber es gibt viele andere, etwa das Artensterben oder die Degradation von Böden.“ Das Siegel berücksichtigt fünf Nachhaltigkeitsdimensionen.
Thorsten Dreier beschrieb, wie Covestro bis 2035 in den ESG-Bereichen Scope 1 und Scope 2 – also bei den direkten und indirekten Treibhausgasemissionen – klimaneutral werden möchte. Unter anderem habe sich das Unternehmen an Solar- und Windparks beteiligt und Abnahmegarantien zugesichert. Zudem werde geprüft, Teile der Lieferkette zu reintegrieren, die nicht von perspektivisch klimaneutralen Lieferanten bezogen werden könnten.