UN-Klimaschutzkonferenz 2022 – viel Schatten und viel Licht
AnzeigeDie 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, COP27, blieb hinter den Erwartungen zurück. Yvonne Ruf und Marcus Berret, Partner:innen bei der Unternehmensberatung Roland Berger, waren vor Ort dabei. Sie sehen die Ergebnisse mit gemischten Gefühlen.
Die Resultate der letzten internationalen Zusammenkunft zum Thema Klimakrise in Ägypten sind grundsätzlich eher enttäuschend. Es gab keine Einigung für einen Ausstieg aus Öl und Gas. Abgesehen vom geplanten Loss-and-Damage-Fonds, der Gelder für die katastrophalen Folgen des Klimawandels bereitstellen soll, gibt es wenig Historisches zu berichten. „Dennoch sehen wir Erfolge, insbesondere bei den nicht staatlichen Akteuren. Unternehmen beispielsweise schließen sich zusammen, um abseits von der Politik wirtschaftliche Chancen zu realisieren.“ Yvonne Rufs Fazit zur jüngsten Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Scharm el-Scheich ist durchwachsen. Die Partnerin und Nachhaltigkeitsexpertin bei der Unternehmensberatung Roland Berger war bei der COP27 dabei. Auch wenn sie die international vielfältig geäußerte Kritik an den Resultaten der Konferenz durchaus für berechtigt hält, sieht sie die Konferenz als Chance. Ihr Kollege Marcus Berret war ebenfalls in Ägypten. Er gibt ihr Recht. Zwar vermisst der Roland-Berger-Vorstand – genauso wie viele Kritiker:innen weltweit – das klare Bekenntnis zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger. Allerdings kommt er dennoch überwiegend optimistisch zurück nach Deutschland. Der Grund hierfür hat mit Klimaschutz auf den ersten Blick gar nicht so viel zu tun: „Weil es die erste Klimakonferenz nach Ausbruch der Coronapandemie war, war es auch immer mal wieder Thema, dass sich Menschen endlich wieder ohne Masken begegnen können und was während der Pandemie alles passiert ist. Die Erfahrung, dass die Menschheit in der Lage ist, ein globales Problem unter Mobilisierung gewaltiger Finanzsummen, guter Technologie und regulatorischer Vorgaben relativ schnell in den Griff zu bekommen, gibt Hoffnung, dass es uns beim Klima genauso gut gelingt“, erklärt Berret. Nur mit der Umsetzung dürfte nicht mehr getrödelt werden. Und dafür ist ein konkreter Fahrplan unerlässlich. Ihre Ideen, welche Handlungen auf internationaler und nationaler Ebene nun nötig sind, unterbreiten die beiden Fachleute in dieser Folge des ZEIT für Klima-Podcasts – hinterlegt mit jeder Menge Fakten zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft.
Yvonne Ruf ist Partnerin und Co-Leiterin des Teams für Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei Roland Berger und Mitglied des Aufsichtsrats. Sie berät Unternehmen dabei, Klimaschutz als Chance zu begreifen, beispielsweise durch die Wertschöpfung, die mit Dekarbonisierung und Klimaschutz einhergeht. Ruf hat in London Internationale Politische Ökonomie studiert. 2008 kam sie zu Roland Berger.
Marcus Berret ist Partner und Global-Managing-Director bei Roland Berger. Mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern verantwortet er das weltweite Geschäft des Beratungsunternehmens. Zudem leitet er die globale Industrials-Plattform von Roland Berger. Er hat Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim und der Ecole Supérieure de Commerce de Paris in Frankreich studiert.
Eine kurze Geschichte der Klimakonferenz
Die UN-Klimakonferenz (United Nations Climate Change Conference) findet jährlich mit allen Staaten, die Vertragspartner der UN-Klimarahmenkonvention sind, statt. Einige Jahre sind für ihre Entwicklung besonders wichtig:
1979, Genf: Die erste Weltklimakonferenz unter dem Dach der UN wurde von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) organisiert. Schon damals ging es darum, die durch den Menschen verursachten Klimaveränderungen einzudämmen.
1988, Toronto: Die Toronto-Konferenz trug wesentlich dazu bei, den Klimawandel auf die internationale politische Agenda zu setzen. Sie fand kurz nach Veröffentlichung des Brundtland-Berichtes statt und war stark beeinflusst von der Idee der nachhaltigen Entwicklung.
1992, Rio de Janeiro: Beim sogenannten Umweltgipfel wurde die UN-Klimarahmenkonvention vereinbart.
1995, Berlin: Seit diesem Jahr finden die UN-Weltklimakonferenzen als Institution der Klimarahmenkonvention staat.
2005, Montreal:Die Konferenz wurde um das Treffen der Mitglieder des Kyoto-Protokolls erweitert.
2009, Kopenhagen: Ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll konnte mangels Einigkeit nicht verabschiedet werden.
2015, Paris: Ein Folgeabkommen für das Kyoto-Protokoll wird verabschiedet. Ziel ist, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.
Das international agierende Beratungsunternehmen Roland Berger engagiert sich bei den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen. Bei der COP27 in Ägypten war Roland Berger Headline-Partner des „Sustainable Innovation Forum“, eines großen Multi-Stakeholder-Forums, das parallel zur Weltklimakonferenz stattgefunden hat.
Scope für Scope – beraten und vorangehen
Es gibt drei Geltungsbereiche, in denen Unternehmen oder Organisationen Treibhausgase emittieren. Diese Geltungsbereiche werden als Scopes bezeichnet. Zu Scope 1 zählen Emissionen, die unmittelbar aus eigenen Quellen entstehen und daher direkt vom Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden – zum Beispiel beim Betrieb von Heizkesseln in der eigenen Produktion oder im eigenen Fuhrpark. Der Scope 2 umfasst die indirekten Emissionen aus der Nutzung von Energie, die ein Unternehmen einkauft und daher außerhalb erzeugt werden. Dazu zählen etwa Strom und Fernwärme. Im Scope 3 werden die indirekten Emissionen gemessen, die innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette liegen. Entstehen können sie beim Einkauf der Produktionsmittel und beim Verkauf der eigenen Waren und Dienstleistungen. Scope 3, so Roland Berger, bestimme wesentlich die Größe des ökologischen Fußabdrucks von Unternehmen.