
Nachgehakt #5 – „Das Gute bewahren und den Zeitgeist erkennen“
AnzeigeIn dieser Reihe fragen wir bei den „Marken des Jahrhunderts“ nach: Vor welchen Herausforderungen stehen sie gerade, und welche Lösungen entwickeln sie? Dieses Mal geht es im Gespräch mit Perry Soldan, Geschäftsführer von Dr. C. Soldan, um die Veränderungen durch den Generationenwechsel.
Inmitten all der Krisen – was ist derzeit die größte Herausforderung für Dr. C. SOLDAN?
Perry Soldan: Zur Coronapandemie, die uns inzwischen im dritten Jahr im Bann hält, kamen 2022 der Ukraine-Krieg und die hohe Inflation hinzu. So sehe ich die größte Herausforderung in der allgemeinen Unsicherheit, was die Zukunft betrifft. Niemand kann derzeit eine einigermaßen verlässliche Aussage darüber treffen, wie sich alles weiterentwickeln wird. Konkret fordern uns als kleines mittelständisches Familienunternehmen dadurch vor allem die immensen Kostensteigerungen heraus, in erster Linie im Rohstoff- und Energiebereich. Als Unternehmer zähle ich in diesen besonderen Zeiten zu meinen zentralen Aufgaben, den Mitarbeiter:innen mit Zuversicht zu begegnen und eine positive Zukunftsperspektive bei SOLDAN zu ermöglichen.

Perry Soldan ist seit 2005 geschäftsführender Gesellschafter der SOLDAN Holding + Bonbonspezialitäten GmbH. Das Unternehmen kennt er sehr gut: Seit 1997 hat er dort verschiedene Positionen inne – vom Vertrieb bis hin zum Marketing.
Was veränderte sich durch den Generationenwechsel bei Dr. C. SOLDAN?
Das Gute bewahren und den Zeitgeist erkennen beziehungsweise aufnehmen: Diese Haltung prägt unser Familienunternehmen – auch mich persönlich. Vier Generationen SOLDAN haben maßgeblich zum heutigen Erfolg des Unternehmens beigetragen: Mein Urgroßvater Dr. Carl Soldan war der Firmengründer und hat vor 100 Jahren unseren Klassiker Em-eukal entwickelt – „Nur echt mit der Fahne“. Mein Großvater hat das Ganze „groß“ gemacht und die Produktion im industriellen Rahmen erweitert. Mein Vater, als gelernter Bonbonkocher, schuf unsere emotionalste Marke: Kinder Em-eukal. Sie ist bei vielen Menschen noch heute untrennbar mit nostalgischen Kindheitserinnerungen verbunden, auch bei mir. 2005, nach dem Tod meines Vaters, übernahm ich die Geschäftsführung. Was sich dabei verändert hat?
Als Erstes haben wir sämtliche Unternehmensbereiche auf den Prüfstand gestellt und uns infolgedessen sukzessive von nicht mehr rentablen Bereichen getrennt, wie unseren fünf regionalen Parfümeriegeschäften und unserer Offsetdruckerei. Von da an konzentrierten wir uns auf das, was wir am besten können und mit Leidenschaft betreiben: das Bonbonmachen.
2008 und 2009 folgten zwei weitere Meilensteine in unserer Unternehmensgeschichte:
- 2008 erweiterten wir unseren Vertrieb um einen neuen Kanal, den Lebensmitteleinzelhandel. Damals ein durchaus mutiger Schritt für uns, da wir bis dato ausschließlich über Apotheken und Drogerien vertrieben hatten. Neben und trotz der Entwicklung im Lebensmitteleinzelhandel haben wir auch ständig die Betreuung des Fachhandels auf hohem und gewohntem Niveau weiterbetrieben.
- 2009 wagten wir aus Markenführungssicht einen weiteren mutigen Schritt: Wir führten einen umfassenden Marken-Relaunch durch: weg von diversen „Em“-Marken hin zur Konzentration auf unsere Kernmarke Em-eukal. Mutig deshalb, weil keiner von uns voraussagen konnte, wie dies vom Markt und von unseren Konsument:innen aufgenommen werden würde. Nach nunmehr 14 beziehungsweise 15 Jahren können wir sagen: Beide Schritte waren absolut richtige Entscheidungen und haben das Unternehmen sowie die Marke weiter vorangebracht.
Unser Credo ist nach wie vor, die Menschen mit wohltuenden Produkten zu überraschen, ein Leben lang. Dabei ist unsere Zeit immer schnelllebiger geworden, die Informations- und damit Reizüberflutung nimmt stetig zu. Das stellt uns vor neue Herausforderungen: Wir müssen die Aufmerksamkeit der Menschen gewinnen, sie dort mit unseren Produkten und Botschaften abholen, wo sie unterwegs sind. Allem voran in den sozialen Medien. Wir müssen Trends frühzeitig erkennen und danach handeln. Das bedeutet für uns in erster Linie: Wir müssen flexibel und als Unternehmen weiterhin unabhängig bleiben.
Jüngere Generationen erwarten von ihrem Arbeitgeber einen Purpose. Welchen Purpose hat SOLDAN? Und was ist Ihr ganz persönlicher?
Ohne den Einsatz und das Engagement unserer Mitarbeiter:innen gäbe es uns nicht – keine Frage. Sie tragen zum gesunden Wachstum bei und geben SOLDAN die Seele. Als unabhängiges mittelständisches Familienunternehmen verfügen wir über eine flache Hierarchie und bieten allen die Möglichkeit, die Zukunft des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Eigenverantwortliches Handeln wird bei uns großgeschrieben, und wir geben Raum für persönliche Entwicklung. Flexible Arbeitszeiten und Arbeiten im Homeoffice sind inzwischen Standard.
Wir legen Wert auf ein offenes und ehrliches Miteinander, können uns aufeinander verlassen und helfen einander. Wer sich hier wiederfindet, der ist bei uns richtig – neben der fachlichen Qualifikation natürlich.
Zu meinem ganz persönlichen Sinn und Zweck gehört, dass ich unser Familienunternehmen gesund und stabil an die nächste Generation übergeben möchte. Wenn ich es schaffe, meinen Kindern die Freude an der Verantwortung und Tradition unseres Familienunternehmens zu vermitteln, habe ich die zweite große Aufgabe neben den operativen Herausforderungen erfüllt. Und ob sie diese Rolle dann ihrerseits in einer aktiven Mitarbeit oder in einem übergeordneten Gremium erfüllen, überlasse ich ihnen. Sie sollen schließlich auch Unternehmer werden können und müssen die notwendigen Entscheidungen für ihre Generation selbst treffen.
Die Forderungen an die Wirtschaft nach mehr Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen werden immer lauter. Wie versuchen Sie nachhaltiger zu wirtschaften?
Als Familienunternehmen gehört es zu unserer Grundhaltung, bei unseren Entscheidungen stets die langfristigen Auswirkungen auf unsere Umwelt mit zu berücksichtigen. So haben wir uns schon vor langer Zeit bewusst dafür entschieden, ausschließlich in Deutschland zu produzieren und dies auch in Zukunft weiter zu tun. Wir arbeiten vorrangig mit regionalen oder nationalen Lieferanten zusammen und pflegen mit diesen langfristige, partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen.
Unsere Produktionsanlagen führen wir möglichst energieschonend und haben vor Kurzem eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Firmengelände in Betrieb genommen. Parallel dazu geht das in der Produktion genutzte Wasser – und davon setzen wir viel aus unserem eigenen Brunnen ein – in unsere betriebseigenen Naturweiher und wird damit zum Großteil an das Erdreich zurückgegeben. Die Weiher bestehen seit den 1980er-Jahren und sind mit ihrer naturbelassenen Ufervegetation Heimat für Karpfen, Frösche, Libellen und andere wasserliebende Tiere.
Bei unseren Verpackungsmaterialien achten wir darauf, dass diese recycelbar sind: Sowohl Wickler als auch die Fahne unserer Em-eukal Bonbons bestehen aus gewachstem Papier und können über das Altpapier entsorgt werden. Unsere Beutelverpackungen werden über die Gelbe Tonne dem Dualen System Deutschland und somit dem Wertstoffkreislauf zugeführt. Zudem recherchieren wir am Verpackungsmarkt stets nach noch umweltschonenderen Alternativen, die gleichzeitig die Produktqualität gewährleisten und ansprechend aussehen. Denn der erste Eindruck am Regal ist bei Konsument:innen stets ausschlaggebend.
Auch sozial engagieren wir uns aus Überzeugung. Es ist meiner Familie und mir eine Herzensangelegenheit, uns über die Unternehmensgrenzen hinweg für Menschen einzusetzen. Seit 2016 unterstützen wir zwei regionale Projekte: das KontaktCafé Adelsdorf, ein Ort für neue Begegnungen der Caritas, und das Gewaltpräventionsprojekt „TrommelPower – Musik für ein besseres Miteinander“ des Sonderfonds für Kinder der Bürgerstiftung Erlangen.
Neben diesem regionalen Engagement sind wir auch überregional aktiv: Seit 2017 unterstützen wir den Verein Apotheker ohne Grenzen, der sich für eine weltweit bessere Gesundheitsversorgung engagiert, und seit 2020 die Lungenstiftung Bremen „Atme das Leben“. Diese setzt sich dafür ein, dass weniger Menschen an Lungen- und Atemwegsproblemen erkranken.
Neben Ihren Kassenschlagern bringen Sie immer wieder neue Sorten auf den Markt – wo finden Sie die Inspiration für die neuen Geschmacksrichtungen?
Unsere Inspirationsquellen für neue Geschmacksrichtungen sind vielfältig. Wir beobachten natürlich fortlaufend den Markt, analysieren Trends – auch Trends in anderen Warengruppen, die eine gewisse Vorreiterrolle haben. An diesem Punkt müssen wir uns jedoch verständlicherweise etwas bedeckt halten. Wir befragen Konsument:innen und hören auf unser Bauchgefühl. Manchmal bringt ein:e Mitarbeiter:in eine interessante neue Idee aus dem letzten Urlaub oder dem Familien- oder Freundeskreis mit. Wir sind hier stets offen für jede:n und alles.
Zuletzt hat uns beispielsweise die Coronakrise sowie der Shots-Trend zu unserer aktuellen ImmunStark Range inspiriert, denn das Thema „Immunsystem stärken“ war und ist nach wie vor topaktuell. Mit vier leckeren Sorten, allen voran unserem sehr erfolgreichen Manuka Honig, ist hier für jede:n etwas Passendes dabei, da bin ich mir sicher.
In unserem Podcast „Marken des Jahrhunderts“ erzählt Perry Soldan von den Veränderungen durch den Generationenwechsel in seinem Familienunternehmen. Im Format „Nachgehakt“ fragen wir kurz und knackig nach und holen uns Insights ab, die auch andere Unternehmer:innen interessieren könnten.
Übrigens: Alle Folgen der Podcast-Reihe „Marken des Jahrhunderts“ gibt es auch auf Spotify und Apple Podcasts zum Nachhören – und überall sonst, wo es Podcasts gibt.