ZEIT für X
Mit dem Werkzeugkoffer um die Welt

Podcasttipp – mit dem Werkzeug­koffer um die Welt

17. Dezember 2023
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit dem Handwerk

Nach der Schule reisen? Lässt sich mit dem Berufs­einstieg verbinden. Im Ausland können ausge­bildete und angehende Hand­werk­er:innen über sich hinauswachsen. Ihre Erfah­rungs­be­richte gibt es im Podcast „Wer macht Morgen?“.

von Janina Schrupp, Studio ZX

Als Thomas Müller nach der Schule eine Ausbildung zum Metall­bauer und Schweiß­tech­niker absol­vierte, konnte er sich noch nicht vorstellen, später mal auf Madagaskar mit Handwerk­er:innen an einer Obstpresse zu tüfteln. Ebenso erging es Katharina Zäpernick. Nachdem eine Anfrage eines afrikanischen Projekt­partners zufällig auf ihrem Schreib­tisch landete, verschlug es die Ortho­pädie­schuh­macher­meisterin im April 2021 nach Uganda. Dort bildete sie in einem kleinen Betrieb Angestellte dazu aus, Schuh­repara­turen durch­zuführen und orthopä­dische Hilfs­mittel anzufer­tigen. Für Thomas Müller und Katharina Zäpernick wurde ein Traum wahr: mit dem eigenen Handwerk um die Welt reisen, Wissen austauschen und in fremde Kulturen eintauchen.

Was Müller und Zäpernick noch auf ihren Arbeits­reisen gelernt haben und wer junge Menschen bei der Suche nach einem geeigneten Förder­programm unterstützt, erfahren Sie in der neunten Folge „Mit Handwerk in die weite Welt“ des Podcasts „Wer macht Morgen?“.

Die Möglichkeit, in der Ferne zu arbeiten

„Die Entwicklungs­arbeit war für mich das Tor zur Welt“, erzählt Müller, der seine Fähig­keiten auch schon in Namibia, Indien, Nord­maze­donien und weiteren Ländern eingebracht hat. Er und Zäpernick qualifi­zierten sich für Auslands­aufent­halte durch eine Zusatz­ausbildung zum „Interna­tionalen Meister“. Ein Kurs, den momentan die Handwerks­kammern Frankfurt-Rhein-Main und Schwaben anbieten. Doch der Weg in die Ferne ist bereits früher möglich, sogar während der Grund­aus­bildung: Über Förder­programme wie „Erasmus+“ und „Team works!“ können Auszu­bildende für mehrere Wochen inter­natio­nale Erfah­rungen sammeln. Egal, ob die Reise in den Lehr­jahren oder im späteren Berufs­leben statt­findet: „Es ist immer eine wahn­sinnige Bereicherung für die Persön­lich­keits­ent­wick­lung und die Fach­expertise“, berichtet Sigrun Leffler, die bei der Deutschen Gesell­schaft für Interna­tionale Zusammen­arbeit (GIZ) für die Vermittlung von deutschen Handwerk­er:innen an ausländische Partner­firmen zuständig ist. Dabei gehe es nicht um einseitige Entwick­lungs­hilfe, sondern darum, gegenseitig voneinander zu lernen, betont die Projekt­managerin.

Weitere Podcastfolgen über die Möglichkeiten und die Zukunftsaussichten einer dualen Ausbildung im Handwerk finden Sie hier:

https://open.spotify.com/show/4RtAJZDXtCJh2uleEYiKku

Neue Sichtweisen als Reise­mit­bringsel

Katharina Zäpernick und Thomas Müller können das bestätigen: „Ich habe für mich mitgenommen, einfach ein bisschen lockerer zu werden im Umgang mit meinen Mitarbei­tenden“, sagt Orthopädie­schuh­tech­nikerin Zäpernick. „Oft sind ja Maschinen und Werkzeuge nicht so vorhanden, wie wir das aus Deutschland kennen. Von daher ist auch jeden Tag ein bisschen Improvi­sation gefragt.“ Auf ungewohnte Ausstattung stieß auch Müller auf Madagaskar. Während man in Deutschland über Künstliche Intelligenz in der Landwirt­schaft nachdenke, suche man hier noch vergeblich nach einem Traktor. Fortschritt, meint der Metallbauer, müsse mit den Mitteln und den Menschen vor Ort erzielt werden, sonst sei er nicht nachhaltig. Die Idee mit der Obst­presse entstand auf der Suche nach einer zündenden Geschäftsidee – hierfür analysierte er den lokalen Markt. Und stellte dabei fest: Zwar wachsen im Norden der Insel Mangos, Tomaten, Litschis, Papayas und Ananas im Überfluss, doch fehlt es bisher an Möglich­keiten, die Feldfrüchte im heißen Klima zu konservieren. Zusammen mit den lokalen Handwerk­er:innen entwickelte Müller eine Metall­konstruk­tion, um das Obst und Gemüse zu zerkleinern. Für beide Seiten eine bereichernde Erfahrung. „Ein kleiner Teil von dieser Umwelt zu sein“, so sagt Müller über seine Zeit auf Madagaskar, habe ihn dazu gebracht, sich selbst zu hinter­fragen und Heraus­forderungen aus einem gelasseneren Blick­winkel zu betrachten.