
Podcasttipp – mit dem Werkzeugkoffer um die Welt
AnzeigeNach der Schule reisen? Lässt sich mit dem Berufseinstieg verbinden. Im Ausland können ausgebildete und angehende Handwerker:innen über sich hinauswachsen. Ihre Erfahrungsberichte gibt es im Podcast „Wer macht Morgen?“.
Als Thomas Müller nach der Schule eine Ausbildung zum Metallbauer und Schweißtechniker absolvierte, konnte er sich noch nicht vorstellen, später mal auf Madagaskar mit Handwerker:innen an einer Obstpresse zu tüfteln. Ebenso erging es Katharina Zäpernick. Nachdem eine Anfrage eines afrikanischen Projektpartners zufällig auf ihrem Schreibtisch landete, verschlug es die Orthopädieschuhmachermeisterin im April 2021 nach Uganda. Dort bildete sie in einem kleinen Betrieb Angestellte dazu aus, Schuhreparaturen durchzuführen und orthopädische Hilfsmittel anzufertigen. Für Thomas Müller und Katharina Zäpernick wurde ein Traum wahr: mit dem eigenen Handwerk um die Welt reisen, Wissen austauschen und in fremde Kulturen eintauchen.

Was Müller und Zäpernick noch auf ihren Arbeitsreisen gelernt haben und wer junge Menschen bei der Suche nach einem geeigneten Förderprogramm unterstützt, erfahren Sie in der neunten Folge „Mit Handwerk in die weite Welt“ des Podcasts „Wer macht Morgen?“.
Die Möglichkeit, in der Ferne zu arbeiten
„Die Entwicklungsarbeit war für mich das Tor zur Welt“, erzählt Müller, der seine Fähigkeiten auch schon in Namibia, Indien, Nordmazedonien und weiteren Ländern eingebracht hat. Er und Zäpernick qualifizierten sich für Auslandsaufenthalte durch eine Zusatzausbildung zum „Internationalen Meister“. Ein Kurs, den momentan die Handwerkskammern Frankfurt-Rhein-Main und Schwaben anbieten. Doch der Weg in die Ferne ist bereits früher möglich, sogar während der Grundausbildung: Über Förderprogramme wie „Erasmus+“ und „Team works!“ können Auszubildende für mehrere Wochen internationale Erfahrungen sammeln. Egal, ob die Reise in den Lehrjahren oder im späteren Berufsleben stattfindet: „Es ist immer eine wahnsinnige Bereicherung für die Persönlichkeitsentwicklung und die Fachexpertise“, berichtet Sigrun Leffler, die bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) für die Vermittlung von deutschen Handwerker:innen an ausländische Partnerfirmen zuständig ist. Dabei gehe es nicht um einseitige Entwicklungshilfe, sondern darum, gegenseitig voneinander zu lernen, betont die Projektmanagerin.
Weitere Podcastfolgen über die Möglichkeiten und die Zukunftsaussichten einer dualen Ausbildung im Handwerk finden Sie hier:
Neue Sichtweisen als Reisemitbringsel
Katharina Zäpernick und Thomas Müller können das bestätigen: „Ich habe für mich mitgenommen, einfach ein bisschen lockerer zu werden im Umgang mit meinen Mitarbeitenden“, sagt Orthopädieschuhtechnikerin Zäpernick. „Oft sind ja Maschinen und Werkzeuge nicht so vorhanden, wie wir das aus Deutschland kennen. Von daher ist auch jeden Tag ein bisschen Improvisation gefragt.“ Auf ungewohnte Ausstattung stieß auch Müller auf Madagaskar. Während man in Deutschland über Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft nachdenke, suche man hier noch vergeblich nach einem Traktor. Fortschritt, meint der Metallbauer, müsse mit den Mitteln und den Menschen vor Ort erzielt werden, sonst sei er nicht nachhaltig. Die Idee mit der Obstpresse entstand auf der Suche nach einer zündenden Geschäftsidee – hierfür analysierte er den lokalen Markt. Und stellte dabei fest: Zwar wachsen im Norden der Insel Mangos, Tomaten, Litschis, Papayas und Ananas im Überfluss, doch fehlt es bisher an Möglichkeiten, die Feldfrüchte im heißen Klima zu konservieren. Zusammen mit den lokalen Handwerker:innen entwickelte Müller eine Metallkonstruktion, um das Obst und Gemüse zu zerkleinern. Für beide Seiten eine bereichernde Erfahrung. „Ein kleiner Teil von dieser Umwelt zu sein“, so sagt Müller über seine Zeit auf Madagaskar, habe ihn dazu gebracht, sich selbst zu hinterfragen und Herausforderungen aus einem gelasseneren Blickwinkel zu betrachten.