Impulse des Monats – wie man überflüssiges Geld loswird und Coden gerechter macht
Welche Ideen haben das Potenzial, unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivilgesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze für unser Zusammenleben.
Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der langfristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungsergebnisse, die inspirieren.
Reiche ärmer machen
Wer Vermögen hat, dem liegt daran, es zu vermehren – so ist es wahrscheinlich bei den meisten. Bei der Organisation „Good Ancestor Movement“ von Anwältin Stephanie Brobbey erhalten gut betuchte Menschen allerdings den entgegengesetzten Service: Sie hilft Reichen dabei, ärmer zu werden. Nicht aber etwa beim Verprassen des Geldes, sondern beim sinnvollen Umverteilen – mit dem Ziel, zu einem gerechteren Wirtschaftssystem beizutragen. Dafür bietet Brobbey individuelle Programme für ihre Klient:innen an, zu denen Privatpersonen, Familien oder Stiftungen gehören. In Schulungen macht sie ihnen die strukturellen und historisch gewachsenen Probleme des westlichen Wirtschaftssystems bewusst und sensibilisiert die Interessent:innen für alle Themen rund um westlichen Imperialismus, Sklaverei und Reparationszahlungen. Anschließend evaluiert sie gemeinsam mit ihren Kund:innen die individuelle Höhe an Eigenkapital, die beispielsweise an soziale Projekte gespendet werden kann, um so zu einer nachhaltigeren und gerechteren Finanzwelt beizutragen.
Frauen coden Frauen
Der Markt der E-Games boomt. Ungefähr 77 Prozent der Menschen, die Spiele entwickeln, sind Männer. Die NPO „Girls Who Code“ kritisiert das: Die wenigen weiblichen Charaktere, die es in Onlinespielen gebe, würden fast ausschließlich nach männlichen Vorstellungen von Frauen designt. Diese Tatsache will die Organisation ändern und bietet deshalb das digitale Tool „Girls Who Code Girls“ an. Und dieser Name ist Programm: Frauen können damit weibliche Charaktere für Videospiele erschaffen. Dabei stehen ihnen viele visuelle Kombinationsmöglichkeiten offen, die die Diversität weiblicher Körper abbilden sollen. „Girls Who Code“ will die E-Charaktere im nächsten Schritt für Spielehersteller:innen lizenzierbar machen, damit diese ihre Spieler:innen in E-Games verkörpern können.
Queere Sexualaufklärung
Die britische LGBTQ+-Organisation Stonewall und der Kondomhersteller Durex machen sich für queere Sexualaufklärung stark: Die Kampagne #MySexMyWay klärt über verschiedene Formen von Sexualität und Beziehungen auf. Dabei legen Stonewall und Durex besonderen Wert darauf, Informationen abseits der Heteronormativität zu liefern und zu normalisieren. Im Rahmen der Kampagne führte Durex eine Umfrage unter Menschen durch, die sich der queeren Community zugehörig fühlen. Heraus kam: Nur ungefähr 13 Prozent der Befragten haben das Gefühl, dass ihre Community von der Gesellschaft akzeptiert wird. Dagegen fürchten 80 Prozent der Befragten Diskriminierung aufgrund ihrer Sexualität, und nur 14 Prozent der LGBTQ+-Community empfinden die sexuelle Aufklärung, der sie begegnen, als für sich relevant. Durex und Stonewall haben diese Ergebnisse zum Anlass genommen, Aufklärungsmaterial zusammenzustellen – „von queeren Menschen für queere Menschen“.