ZEIT für X
Frau am Arbeitsplatz

Impulse des Monats – wie man über­flüssiges Geld los­wird und Coden gerechter macht

17. Januar 2023
Ein Artikel von Studio ZX

Welche Ideen haben das Potenzial, unser Miteinander zu verändern? Und was können Unternehmen, Politik und Zivil­gesellschaft daraus lernen? Eine Auswahl neuer Ansätze für unser Zusammen­leben.

von Anna-Lena Limpert, Studio ZX

Trends kommen und gehen, das liegt in der Natur der Sache. Aber manchmal kann aus einem Trend echter Wandel werden, der lang­fristig für Veränderung sorgt. Vor allem dann, wenn viele Menschen von der Idee dahinter profitieren. In dieser Reihe stellen wir einmal im Monat genau solche Lösungen vor: drei Initiativen, Ideen, Gründungen oder Forschungs­ergebnisse, die inspirieren.

Reiche ärmer machen 

Wer Vermögen hat, dem liegt daran, es zu vermehren – so ist es wahrscheinlich bei den meisten. Bei der Organisation „Good Ancestor Movement“ von Anwältin Stephanie Brobbey erhalten gut betuchte Menschen allerdings den ent­gegenge­setzten Service: Sie hilft Reichen dabei, ärmer zu werden. Nicht aber etwa beim Verprassen des Geldes, sondern beim sinnvollen Umverteilen – mit dem Ziel, zu einem gerechteren Wirtschafts­system beizutragen. Dafür bietet Brobbey individuelle Programme für ihre Klient:innen an, zu denen Privat­personen, Familien oder Stiftungen gehören. In Schulungen macht sie ihnen die strukturellen und historisch gewachsenen Probleme des westlichen Wirtschafts­systems bewusst und sensibilisiert die Interessent:innen für alle Themen rund um westlichen Imperialismus, Sklaverei und Reparations­zahlungen. Anschließend evaluiert sie gemeinsam mit ihren Kund:innen die individuelle Höhe an Eigen­kapital, die beispiels­weise an soziale Projekte gespendet werden kann, um so zu einer nach­haltigeren und gerechteren Finanz­welt beizutragen.

Frauen coden Frauen

Der Markt der E-Games boomt. Ungefähr 77 Prozent der Menschen, die Spiele entwickeln, sind Männer. Die NPO „Girls Who Code“ kritisiert das: Die wenigen weiblichen Charaktere, die es in Online­spielen gebe, würden fast ausschließlich nach männlichen Vorstellungen von Frauen designt. Diese Tatsache will die Organisation ändern und bietet deshalb das digitale Tool „Girls Who Code Girls“ an. Und dieser Name ist Programm: Frauen können damit weibliche Charaktere für Video­spiele erschaffen. Dabei stehen ihnen viele visuelle Kombinations­möglichkeiten offen, die die Diversität weiblicher Körper abbilden sollen. „Girls Who Code“ will die E-Charaktere im nächsten Schritt für Spiele­hersteller:innen lizenzierbar machen, damit diese ihre Spieler:innen in E-Games verkörpern können.

Queere Sexualaufklärung

Die britische LGBTQ+-Organisation Stonewall und der Kondom­hersteller Durex machen sich für queere Sexual­auf­klärung stark: Die Kampagne #MySexMyWay klärt über verschiedene Formen von Sexualität und Beziehungen auf. Dabei legen Stonewall und Durex besonderen Wert darauf, Informationen abseits der Hetero­normativität zu liefern und zu normalisieren. Im Rahmen der Kampagne führte Durex eine Umfrage unter Menschen durch, die sich der queeren Community zugehörig fühlen. Heraus kam: Nur ungefähr 13 Prozent der Befragten haben das Gefühl, dass ihre Community von der Gesellschaft akzeptiert wird. Dagegen fürchten 80 Prozent der Befragten Diskriminierung aufgrund ihrer Sexualität, und nur 14 Prozent der LGBTQ+-Community empfinden die sexuelle Aufklärung, der sie begegnen, als für sich relevant. Durex und Stonewall haben diese Ergebnisse zum Anlass genommen, Aufklärungs­material zusammen­zu­stellen – „von queeren Menschen für queere Menschen“.