Mit autoritären Staaten wissenschaftlich kooperieren?
Ohne ihre internationale Vernetzung ist Wissenschaft undenkbar. Welche Werte sollten dabei eine Rolle spielen? Ein Thesenduell.
Wissenschaft funktioniert vor allem durch Kooperation. Dabei wird großes Potenzial ignoriert, wenn sich Wissenschaftler:innen nicht auch international vernetzen – aber sollten sie dabei auch mit Staaten kooperieren, die unsere gesellschaftlichen Werte nicht teilen?
Ob Wissenschaftsbetriebe und Universitäten auch mit autoritären Staaten zusammenarbeiten sollten, darüber haben Thorsten Benner, Mitbegründer und Direktor des Global Public Policy Institute (GPPi), und Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Justus-Liebig-Universität Gießen auf dem Event ZEIT für Bildung im Dezember 2022 in Berlin diskutiert.
Im Thesenduell stellt Moderatorin Anna-Lena Scholz auch die Frage, ob die Zusammenarbeit mit Staaten wie Russland oder China eingeschränkt werden müsste, und spielt damit auf bestehende Sanktionen gegen Russland an. Sind diese gerechtfertigt? Die Redezeit der Gäste ist für jede Antwort auf eine Minute beschränkt. Thorsten Benner beginnt: „Am Anfang hat man etwas überreagiert und auch den Personenaustausch versucht, einzuschränken. Ich glaube, das sollten wir nicht tun.“ Davon abgesehen hält er die Entscheidung für Sanktionen jedoch für richtig.
Viel wichtiger sei für ihn die wissenschaftliche Kooperation mit China, die seiner Meinung nach neu gedacht werden sollte: „Hier müssen wir Zöpfe abschneiden.“ Als Maßnahme fordert er eine Überarbeitung des Leitbildes des DAAD. Joybrato Mukherjee erwidert: „Wir können uns die Nachbarn und Mitbewohner auf diesem Planeten nicht aussuchen, auch ihre politischen Systeme nicht.“ Man könne zudem die Verhältnisse in Russland und China nicht miteinander vergleichen.
Das Thesenduell, das am 1. Dezember 2022 in Berlin auf dem Event ZEIT für Bildung aufgezeichnet wurde, finden Sie hier zum Anschauen: