Moderne Tabakregulierung – Chance statt Dogma?
AnzeigeIst Verzicht tatsächlich der einzige Weg aus der Tabaksucht und ihren Folgeschäden? Mitnichten. Drei Experten diskutierten über Alternativen zum Rauchen und die Chancen einer modernen Tabakkontrollpolitik.
Wer nicht von Tabak abhängig sein will, fängt am besten gar nicht mit dem Rauchen an oder zieht einen kalten Entzug durch – leichter gesagt als getan. Viele Raucher:innen möchten gar nicht aufhören, und jenen, die es wollen, fällt die Entwöhnung immens schwer. Sie nehmen sich wiederholt vor, ihre „schlechte Gewohnheit“ loszuwerden, und doch scheitern 90 Prozent der Versuche, wie Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver beim ZEIT für Forschungs-Panel „Tobacco harm reduction – Chance statt Dogma?“ am 19. Mai im Berliner Futurium schilderte. Unter der Moderation von Andreas Horchler, Gründer und Managing Partner von podcon, tauschte sich Prof. Dr. Stöver mit dem Londoner Onkologen Dr. Peter Harper und Dr. Alexander Nussbaum, Head of Scientific & Medical Affairs bei der Philip Morris GmbH, darüber aus, dass das Rauchen nicht nur ein Laster, sondern eben eine Sucht sei. Diese Erkenntnis komme in der Bekämpfung von Zigarettenkonsum und dessen Folgeschäden oft zu kurz.
Statt wie bei anderen Drogen die Entwicklung und Bereitstellung von schadstoffreduzierten Alternativen zu fördern, werde beim Thema Rauchen vor allem auf Abschreckung gesetzt, waren sich die Talkgäste einig. Dass diese Strategie zwar sinnvoll ist, aber 17 Millionen tägliche Raucher:innen in Deutschland im Stich lasse, werde dabei kaum beachtet. Anders in Großbritannien: Hier werden Raucher:innen aktiv auf Alternativen hingewiesen, die weniger Schadstoffe enthalten. Dazu gehören etwa E-Zigaretten oder Tabakerhitzer. Mit Erfolg: Die Raucherquote liegt dort bei 13,5 Prozent – verglichen mit knapp 33 Prozent hierzulande.
Die Diskutanten waren sich einig: „Wir können nicht sagen: ‚Hör auf oder stirb früher‘!“ Diese Zusammenschau zeigt die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Panelgespräch – von der Notwendigkeit einer modernen Tabakregulierung bis hin zu den entsprechenden möglichen Auswirkungen auf die Lebensrealität der Raucher:innen in Deutschland.