So gehen Energiesicherheit und Klimaschutz Hand in Hand
AnzeigeDie Ziele: Energiesicherheit und Klimaneutralität. Die Lösungen: der Ausbau erneuerbarer Energien, internationale Vernetzung und die bessere Nutzung vorhandener Energieressourcen. Wie, lesen Sie hier.
Für Friederike Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der KfW, sind Energiesicherheit und Transformation zur Klimaneutralität zwei Seiten derselben Medaille. Der Gedanke dahinter liegt auf der Hand und leitet die Fördervorhaben der KfW: Je schneller wir den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, je effizienter wir Energieressourcen nutzen, je konsequenter wir klimaneutrale Alternativen in Industrie, Verkehr und Wärmesektor etablieren, desto weniger sind wir auf Energieimporte aus fossilen Quellen angewiesen.
Direkter Draht zur norwegischen Wasserkraft
Auch die Potenziale der Grünstromerzeugung im europäischen Raum wollen besser miteinander verknüpft werden. Ein Beispiel dafür wurde im Mai 2021 nach fünf Jahren Bauzeit feierlich eröffnet: das NordLink-Kabel. Das in weiten Teilen untermeerisch verlaufende Kabel ist 623 Kilometer lang und die erste direkte Verbindung zwischen dem deutschen und dem norwegischen Energiemarkt. Konkret verknüpft es die Windparks in Schleswig-Holstein mit den Wasserkraftwerken im Land der Fjorde. Über das 1.400-Megawatt-Kabel können bis zu 3,6 Millionen deutsche Haushalte mit norwegischem Wasserstrom versorgt werden – wenn hierzulande die Sonne nicht scheint oder der Wind nur ein laues Lüftchen ist.
Im Gegenzug kann überschüssiger Strom aus deutschen Windparks nach Norwegen übertragen werden. Dieser wird entweder von den Norweger:innen direkt verbraucht oder in den Wasserreservoirs der dortigen Pumpspeicherkraftwerke zur späteren Verstromung gespeichert. Ein natürlicher Akku in Übergröße. Und eine „Win-win-Situation“ für beide Länder am jeweiligen Ende des Kabels, so der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zur Eröffnung der internationalen Stromtrasse NordLink.
Das Ziel der energetischen Verknüpfung durch die Nordsee ist klar: Sie soll die Versorgungssicherheit in beiden Stromnetzen erhöhen, für stabile Preise und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Strommix sorgen. Ein rund zwei Milliarden Euro schweres Herkulesprojekt, das auf deutscher Seite vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO und der KfW gestemmt wurde.
Heizenergie aus der Kupferhütte
Der Weg zu Energiesicherheit und Klimaneutralität führt aber nicht nur über den Ausbau und die Vernetzung der Erneuerbaren in Europa, sondern immer auch über eine effizientere Nutzung vorhandener Energieressourcen. Wie gut das funktioniert, erleben Bewohner:innen der Hamburger Hafencity-Ost bereits seit fast vier Jahren am eigenen Leib. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Wärme, die im Winter aus ihren Heizkörpern strömt, kommt per Fernwärmeleitung von der anderen Elbseite. Hier produziert das Unternehmen Aurubis eine Million Tonnen Kupfer pro Jahr. Als Nebenprodukt fällt Schwefeldioxid an, das in der sogenannten Kontaktanlage zu Schwefelsäure umgewandelt wird. Und dabei wird nahezu CO2-freie Wärme freigesetzt. Vormals wurde die heiße Abluft mit viel Elbwasser heruntergekühlt, ging also ungenutzt in den Fluss. Durch einen aufwendigen Umbau der Kontaktanlage fließt sie nun als Heißwasser an die Bewohner:innen der Hafencity. Rund 6.000 Haushalte heizen hier mittlerweile mit Abwärme. Dadurch werden 20.000 Tonnen CO2 weniger als zuvor in den Himmel über der Hansestadt abgegeben. So viel wie 11.000 Oberklasseautos pro Jahr ausstoßen.
Rund 17 Millionen Euro investierte Aurubis in den Umbau der Anlagen und die Verlegung der Wärmeleitung bis zur Werksgrenze. Fünf Millionen davon steuerte die KfW über das Energieeffizienzprogramm Abwärme (heute: „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“) bei. Beim Energiedienstleister enercity wurde unter anderem die 3,7 Kilometer lange Wärmetransportleitung in die Hafencity gefördert.
Das Abwärmepotenzial von Aurubis ist damit aber noch längst nicht ausgeschöpft. Wenn es 2024 Winter in Hamburg wird, sollen 20.000 weitere Haushalte mit klimaschonender Abwärme versorgt werden. Die damit größte industrielle Abwärmenutzung in Deutschland wird ihrerseits vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über die KfW gefördert. Und sie soll pro Jahr weitere 100.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Industriewärme aus regionaler Erzeugung
Energieeffizienz ist natürlich nicht nur bei der Großindustrie ein Thema, sondern auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen – wie etwa beim Furnier- und Holzwerk Mittenaar. Dieses hessische Traditionsunternehmen produziert seit über fünfzig Jahren Schälfurniere, inmitten ausgedehnter Buchenwälder. In letzter Zeit ist die Nachfrage nach den Produkten aus Hessen allerdings stark angestiegen, denn Holz ist knapp, internationale Lieferketten sind mit Corona und Ukrainekrise ins Wanken geraten, und die Baubranche boomt. Zudem hat sich das Furnier- und Holzwerk auch sogenannte Nischenmärkte erschlossen: Das Unternehmen hat sich nämlich auf Furnier als Isolationsmaterial im Transformatorenbau spezialisiert. Da das Holz der Rotbuche nicht leitet und auch sonst über hervorragende elektrische Eigenschaften verfügt, wird es in diesem Industriebereich gern eingesetzt. Da Transformatoren dringend gebraucht werden – „auch für den Ausbau der erneuerbaren Energien“, wie Geschäftsführer Hartmut Dietermann erklärt –, ist die Nachfrage nach den Dämmstoffen aus Hessen in den letzten Jahren förmlich explodiert.
Das Unternehmen will wachsen – und dabei gleich moderner, nachhaltiger und energieeffizienter werden. An die Stelle des alten Kesselhauses ist mittlerweile ein hocheffizientes Biomasseheizwerk getreten. Das produziert mit einem beachtlichen Wirkungsgrad von 90 Prozent Wärme für die Hallen und verschiedene Prozesse der Furnierfertigung. So konnte der Mittelständler den eigenen CO2-Ausstoß um 200 Tonnen pro Jahr senken. Rund 6,7 Millionen Euro ließ sich das Unternehmen die Biomasseanlage kosten. Unterstützt wurde es dabei über die KfW-Förderung für Energie- und Ressourceneffizienz mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Befeuert wird das Heizwerk mit Alt- und Restholz aus der Produktion. Die Furnierspezialist:innen arbeiten also rein regional: vom Rohstoff für die Herstellung bis zum Brennstoff für die Wärmeversorgung. Und dabei holen sie fast alles aus der nachwachsenden Ressource Holz heraus. Öl, Gas oder Kohle kommen bei der Wärmeerzeugung im Unternehmen nicht zum Einsatz. Angesichts fossiler Energiekrisen sind die Hess:innen damit ihrer Zeit geradezu voraus.