ZEIT für X
Getreidefeld

So gehen Energiesicherheit und Klima­schutz Hand in Hand

23. Juni 2022
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Ein Artikel von Studio ZX in Kooperation mit der KfW

Die Ziele: Energie­sicherheit und Klima­neutra­lität. Die Lösungen: der Ausbau erneuer­barer Energien, inter­nationale Vernetzung und die bessere Nutzung vorhandener Energie­­ressourcen. Wie, lesen Sie hier.

Für Friederike Köhler-Geib, die Chef­volks­wirtin der KfW, sind Energie­­sicher­heit und Trans­formation zur Klima­­neutral­ität zwei Seiten derselben Medaille. Der Gedanke dahinter liegt auf der Hand und leitet die Förder­­vorhaben der KfW: Je schneller wir den Ausbau erneuerbarer Energien voran­treiben, je effizienter wir Energie­­ressourcen nutzen, je konsequenter wir klima­­neutrale Alternativen in Industrie, Verkehr und Wärme­sektor etablieren, desto weniger sind wir auf Energie­importe aus fossilen Quellen angewiesen.

Direkter Draht zur norwegischen Wasser­kraft

Auch die Potenziale der Grün­strom­erzeu­gung im europäischen Raum wollen besser mit­einander verknüpft werden. Ein Beispiel dafür wurde im Mai 2021 nach fünf Jahren Bauzeit feierlich eröffnet: das NordLink-Kabel. Das in weiten Teilen unter­meerisch verlaufende Kabel ist 623 Kilometer lang und die erste direkte Verbindung zwischen dem deutschen und dem norwegischen Energie­markt. Konkret verknüpft es die Windparks in Schleswig-Holstein mit den Wasser­kraft­werken im Land der Fjorde. Über das 1.400-Megawatt-Kabel können bis zu 3,6 Millionen deutsche Haushalte mit nor­weg­ischem Wasser­strom versorgt werden – wenn hier­zu­lande die Sonne nicht scheint oder der Wind nur ein laues Lüftchen ist.

Verlegung von Kabeln im Wattenmeer
© KfW-Bildarchiv / Benne Ochs Lange Leitung: 516 Kilometer Kabel wurden durch die Nordsee verlegt. Teile davon durchs Wattenmeer vor Büsum.

Im Gegenzug kann überschüssiger Strom aus deutschen Wind­parks nach Norwegen übertragen werden. Dieser wird entweder von den Norweger:innen direkt verbraucht oder in den Wasser­reser­voirs der dortigen Pump­speicher­kraft­werke zur späteren Verstromung gespeichert. Ein natürlicher Akku in Über­größe. Und eine „Win-win-Situation“ für beide Länder am jeweiligen Ende des Kabels, so der ehemalige Bundes­wirtschafts­minister Peter Altmaier (CDU) zur Eröffnung der internationalen Strom­trasse NordLink.

Das Ziel der energetischen Verknüpfung durch die Nordsee ist klar: Sie soll die Ver­sorg­ungs­sicher­heit in beiden Strom­netzen erhöhen, für stabile Preise und einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Strommix sorgen. Ein rund zwei Milliarden Euro schweres Herkules­projekt, das auf deutscher Seite vom Über­tragungs­netz­be­treiber TenneT TSO und der KfW gestemmt wurde.

Heizenergie aus der Kupfer­hütte

Der Weg zu Energie­sicherheit und Klima­neutralität führt aber nicht nur über den Ausbau und die Vernetzung der Erneuer­baren in Europa, sondern immer auch über eine effizient­ere Nutzung vorhandener Energie­ressourcen. Wie gut das funktioniert, erleben Bewohner:innen der Hamburger Hafencity-Ost bereits seit fast vier Jahren am eigenen Leib. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Wärme, die im Winter aus ihren Heizkörpern strömt, kommt per Fern­wärme­leitung von der anderen Elbseite. Hier produziert das Unternehmen Aurubis eine Million Tonnen Kupfer pro Jahr. Als Neben­produkt fällt Schwefel­di­oxid an, das in der sogenannten Kontakt­anlage zu Schwefel­säure umgewandelt wird. Und dabei wird nahezu CO2-freie Wärme freigesetzt. Vormals wurde die heiße Abluft mit viel Elbwasser her­unter­ge­kühlt, ging also ungenutzt in den Fluss. Durch einen auf­wendigen Umbau der Kontakt­anlage fließt sie nun als Heiß­wasser an die Bewohner:innen der Hafen­city. Rund 6.000 Haushalte heizen hier mittler­weile mit Abwärme. Dadurch werden 20.000 Tonnen CO2 weniger als zuvor in den Himmel über der Hansestadt abgegeben. So viel wie 11.000 Ober­klasse­autos pro Jahr ausstoßen.

Hamburg
© Jorg Greuel/GettyImages Umweltfreundliche Abwärme: Rund 6.000 Haushalte der Hafencity werden bereits von Aurubis mit Heizenergie versorgt.

Rund 17 Millionen Euro investierte Aurubis in den Umbau der Anlagen und die Verlegung der Wärme­leitung bis zur Werks­grenze. Fünf Millionen davon steuerte die KfW über das Energie­effizienz­programm Abwärme (heute: „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“) bei. Beim Energie­dienst­leister enercity wurde unter anderem die 3,7 Kilometer lange Wärme­trans­port­leitung in die Hafencity gefördert.

Das Abwärme­potenzial von Aurubis ist damit aber noch längst nicht ausgeschöpft. Wenn es 2024 Winter in Hamburg wird, sollen 20.000 weitere Haushalte mit klima­schonender Abwärme versorgt werden. Die damit größte industrielle Ab­wärme­nutzung in Deutschland wird ihrerseits vom Bundes­ministerium für Wirtschaft und Klima­schutz über die KfW gefördert. Und sie soll pro Jahr weitere 100.000 Tonnen Kohlen­dioxid einsparen.

Industriewärme aus regionaler Erzeugung

Energieeffizienz ist natürlich nicht nur bei der Groß­industrie ein Thema, sondern auch in kleinen und mittel­ständischen Unternehmen – wie etwa beim Furnier- und Holzwerk Mittenaar. Dieses hessische Traditions­unter­nehmen produziert seit über fünfzig Jahren Schälfurniere, inmitten ausgedehnter Buchen­wälder. In letzter Zeit ist die Nach­frage nach den Produkten aus Hessen allerdings stark angestiegen, denn Holz ist knapp, inter­nationale Liefer­ketten sind mit Corona und Ukraine­krise ins Wanken geraten, und die Bau­branche boomt. Zudem hat sich das Furnier- und Holzwerk auch sogenannte Nischen­märkte erschlossen: Das Unternehmen hat sich nämlich auf Furnier als Iso­lations­material im Trans­formatoren­bau spezial­isiert. Da das Holz der Rotbuche nicht leitet und auch sonst über hervorragende elektrische Eigen­schaften verfügt, wird es in diesem Indu­strie­bereich gern eingesetzt. Da Trans­form­atoren dringend gebraucht werden – „auch für den Ausbau der erneuer­baren Energien“, wie Geschäfts­führer Hartmut Dietermann erklärt –, ist die Nach­frage nach den Dämm­stoffen aus Hessen in den letzten Jahren förmlich explodiert.

Schälholz
© KfW/Thomas Meyer/Ostkreuz Viel Holz: 18.000 Festmeter Schälholz und 10.000 Festmeter Brennholz werden in Mittenaar pro Jahr verarbeitet.

Das Unternehmen will wachsen – und dabei gleich moderner, nach­halt­iger und energiee­ffizienter werden. An die Stelle des alten Kessel­hauses ist mitt­ler­weile ein hoch­effi­zientes Bio­masse­heizwerk getreten. Das produziert mit einem beachtlichen Wirkungs­grad von 90 Prozent Wärme für die Hallen und verschiedene Prozesse der Fur­nier­fer­tigung. So konnte der Mittel­ständler den eigenen CO2-Ausstoß um 200 Tonnen pro Jahr senken. Rund 6,7 Millionen Euro ließ sich das Unternehmen die Bio­masse­anlage kosten. Unterstützt wurde es dabei über die KfW-Förderung für Energie- und Ressourcen­effizienz mit Mitteln des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

Befeuert wird das Heizwerk mit Alt- und Restholz aus der Produktion. Die Fur­nier­spezialist:innen arbeiten also rein regional: vom Rohstoff für die Herstellung bis zum Brennstoff für die Wärme­versorgung. Und dabei holen sie fast alles aus der nach­wachsenden Ressource Holz heraus. Öl, Gas oder Kohle kommen bei der Wärme­erzeu­gung im Unternehmen nicht zum Einsatz. Angesichts fossiler Energie­krisen sind die Hess:innen damit ihrer Zeit geradezu voraus.