ZEIT für X
Viele Rollen Toilettenpapier

Die Papierfabrikantin

01. April 2022
ZEIT Redaktion

Im Fragebogen möchte es Jens Tönnesmann von Unternehmer:innen ganz genau wissen. Heute von Verena Queck-Glimm, der Geschäftsführerin des Papierherstellers Fripa.

von Jens Tönnesmann, Redakteur im Wirtschaftsressort, DIE ZEIT, verantwortlicher Redakteur, ZEIT für Unternehmer

Redaktioneller Beitrag aus „ZEIT für Unternehmer, Ausgabe 02/2020“. Geschäftspartner der ZEIT Verlagsgruppe haben auf die journalistischen Inhalte der ZEIT Redaktion keinerlei Einfluss.

Eigentlich liefert Fripa nur an den Handel. Doch während der Corona-Pandemie haben sich immer wieder Menschen direkt bei dem Unternehmen gemeldet, und Verena Queck-Glimm hat mit Toiletten­papier ausgeholfen, wo sie konnte. Mit zwei Geschäfts­führern leitet sie Fripa, das ihr Urgroßvater 1911 in Berlin gegründet und ihr Großvater Albert Friedrich nach dem Zweiten Weltkrieg im bayerischen Miltenberg zur Papier­fabrik ausgebaut hat. Hier beantwortet die 53-Jährige den Unternehmer-Fragebogen:

Was macht Ihr Unternehmen?

Fripa stellt Hygienepapiere her, neben Toilettenpapier zum Beispiel Küchen­tücher, Einmal-Handtücher und Taschen­tücher – und zwar besonders hoch­wertige und weiche.

Was ist dabei die größte Herausforderung?

Normalerweise ist die Nachfrage nach unseren Produkten relativ stabil, da es Verbrauchs­artikel des täglichen Bedarfs sind. In der Corona-Krise haben wir die Produktion ausgeweitet, unsere Mitarbeiter arbeiten seit Wochen an der Belastungs­grenze. In Deutschland gibt es genügend Produktions­kapazitäten. Niemand muss befürchten, dass das Papier knapp wird.

Was an Ihren Produkten finden Sie ästhetisch – und was nützlich?

Sehr ästhetisch finde ich unser Toilettenpapier, das beidseitig geprägt ist – auf der einen Seite mit Herzen, auf der anderen mit Kleeblättern. Egal, wie man das Papier faltet oder knüllt: Man hat immer eine weiche Seite mit Motiv zur Hand. Dafür haben wir sogar eine eigene Wickel­technik entwickelt. Nützlich ist, dass unser Papier reißfest ist. Man will sich ja nicht vorstellen, das Papier würde beim Gebrauch reißen.

Fripa wäre nichts ohne …

… unsere 450 Mitarbeiter, die tagtäglich einen hervor­ragenden Job machen. Die Produktion ist zwar sehr maschinen­intensiv. Aber wir brauchen Menschen, die sich um die Qualitäts­tests kümmern, die großen Papier­rollen einhängen und dafür sorgen, dass jeden Tag Tausende Paletten ausgeliefert werden.

Welches Produkt mögen Sie am wenigsten?

Wenn, dann Taschentücher. Die erinnern mich an Erkältungen und Heuschnupfen.

Und welche ist die wichtigste Maschine in Ihrem Unternehmen?

Unsere drei Papiermaschinen laufen 24 Stunden an fast 365 Tagen im Jahr. Die neueste schafft 2100 Meter Toiletten­papier pro Minute. Sie ist eine der schnellsten Papier­maschinen weltweit.

Und was ist der wichtigste Algorithmus für Ihre Firma?

Unser Warenwirtschafts­system – jene Software, die dafür verantwortlich ist, dass wir immer genügend Rohstoffe und Verpackungs­materialien vorrätig haben.

Welche Entwicklung Ihrer Firma erfüllt Sie am meisten mit Genugtuung?

Früher wurden unsere Produkte nur wahrgenommen, wenn sie zu Hause gefehlt haben. Jetzt erleben wir eine besondere Wertschätzung, das tut auch unseren Mitarbeitern gut. Aber auch unsere technologischen Entwicklungen machen uns stolz: Wir haben schon vor einigen Jahren Toiletten­papie­rrollen produziert, die ohne die übliche Karton-Innenhülse auskommen und dafür 25 zusätzliche Blätter enthalten. Sie nutzen den Platz in der Verpackung effizienter aus. Aber das Produkt konnte sich im Handel nicht durchsetzen, obwohl es Ressourcen schont. Wir waren wohl unserer Zeit voraus.

Was schätzen Sie am Unternehmertum?

Die Freiheit, schnell zu entscheiden und neue Ideen auszuprobieren. Diese Flexibilität haben wir börsen­notierten Unternehmen voraus – und zum Glück ist sich unsere Familie einig darüber, dass wir diese Freiheit auch nutzen sollten.

Welchen Unternehmer würden Sie gerne einmal zum Business-Lunch treffen?

Den dm-Gründer Götz Werner, um über seinen Führungs­stil zu sprechen. Der soll sehr un-autoritär sein und auf Verständnis und Respekt beruhen. Das finde ich vorbildlich!