Mit Optimismus voran
Die vergangenen Jahre haben den Mittelstand vor große Herausforderungen gestellt. New Work, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Upskilling – über diese Themen debattierten Vertreterinnen und Vertreter des Mittelstands anlässlich der neuen Mittelstandsstudie.
„Wie kommt man durch?“ – diese Frage ist laut ZEIT-Redakteur Jens Tönnesmann für viele mittelständische Unternehmen zur handfesten täglichen Herausforderung während der Pandemie geworden. „Wie kommt man durch?“ aber behält bei allen Schwierigkeiten zugleich noch genug Optimismus, um neue Ideen entwickeln zu können. Gemeinsam mit Anke Rippert, Stifterin und Vorständin der Stiftung „In guter Gesellschaft – Stiftung für zeitgemäßes Unternehmertum“ diskutierte Tönnesmann zum Auftakt der Veranstaltung „ZEIT für Unternehmer Edition Nord“ am 10. Mai 2022 im Hamburger Curio-Haus die Ergebnisse der von der Stiftung finanzierten Mittelstandsstudie. Beide zeigten sich beeindruckt vom hartnäckigen Optimismus der Unternehmen, den die Studienergebnisse nahelegen. 73 Prozent der Befragten gab an, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Rippert sieht das unternehmerische Mindset dafür verantwortlich. Risikobewusst und mutig zu sein, sei integraler Bestandteil von Unternehmertum.
Ob der Krieg in der Ukraine den Optimismus bremst, konnte in der Studie nicht berücksichtigt werden. Der Konflikt wurde jedoch in einem anderen Gespräch auf der Veranstaltung thematisiert. Denn das Thema Energiesicherheit beschäftigt den Unternehmer Dr. Johann Killinger schon länger. Als geschäftsführender Gesellschafter des Hanseatic Energy Hub arbeitet Killinger daran, den Markt zu diversifizieren. In Stade entsteht derzeit ein neues Terminal für verflüssigtes Gas. In drei bis vier Jahren soll es fertiggestellt sein und etwa 15 Prozent des derzeitigen Energiebedarfs decken können. Für Killinger ist das allerdings gar nicht so sehr geopolitischer Weitblick, als vielmehr Marktlogik: Auf nur eine Quelle zu setzen, sei schlicht falsch gewesen. Umtriebigkeit sei schon immer sein unternehmerischer Impuls gewesen.
Umtriebigkeit und Mut könnte auch das Motto von Peter Baron von le Fort und Arlett Chlupka sein. Chlupka ist CEO des Start-ups meevo, das sich auf den Onlineverkauf von orthopädischen Schuheinlagen spezialisiert hat. Baron von le Fort, Geschäftsführer des Hamburger Sanitätshauses Schattschneider, steht als Investor und Berater zur Seite. Beiden war klar, dass der stark regulierte Sanitätsbereich skalierbar sein müsse, und zwar online. Doch hier gebe es immensen Gegenwind von etablierten Marktteilnehmern. Das hält sie aber nicht von ihrem Vorhaben ab. Veränderung sei unaufhaltsam, so Baron von le Fort: „Die Digitalisierung wird kommen. Keiner weiß, wann die Gesetze geändert werden, aber sie werden geändert.“
Veränderung als Motor war auch das Thema im Vortrag von Katherin Kirschenmann, Chief Program Officer bei The Do School. Kirschenmann zitierte eine Studie des World Economic Forum, nachdem bis 2025 50 Prozent aller Mitarbeitenden neue Skills erlernen müssten. Diese müssten identifiziert und vermittelt werden.
Neben New Work und neuen Fähigkeiten ist zudem Nachhaltigkeit Teil der Zukunftsfähigkeit. Das Green-Start-up traceless stellt aus Nebenprodukten der Agrarindustrie Granulat her, das von der Kunststoffindustrie direkt weiterverarbeitet werden kann. Auch Dr. Anne Lamp, Mitgründerin und CEO von traceless, sieht optimistisch in die Zukunft: „Geld ist sehr viel vorhanden im Markt.“ Außerdem, so Lamp, sei die Investition in nachhaltige Stoffe schlicht das Gebot der Stunde. Daher schrecke sie auch die Konkurrenz durch andere Start-ups nicht ab: „Wir brauchen alle davon! Um unser Plastikmüllproblem zu lösen, muss es möglichst viele Bestrebungen geben.“