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Digitalisierung und Nach­haltigkeit – Super­kräfte für Unternehmen

13. Januar 2023
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Eine Podcastfolge von Studio ZX in Kooperation mit ILI DIGITAL

Im ZEIT für Klima-Podcast zeigte sich Digitalexperte Serhan Ili überzeugt: „Kein Return on Investment ohne Corporate Carbon Footprint.“ Ob diese Hypothese stimmt, soll jetzt im Rahmen einer Studie überprüft werden.

von Kristina Kara, Studio ZX

Studio ZX: Serhan, du hast in der ZEIT für Klima-Podcast-Folge zum Thema „Nachhaltig innovativ – mit digitalen Geschäftsmodellen Zukunft sichern“ deutlich gemacht, dass Unternehmen ohne eine nachhaltige Ausrichtung keine besonders guten Zukunftsprognosen haben. Warum bist du dir da so sicher?

Serhan Ili: Viele Jahre lang war der regulatorische Druck nicht hoch genug. Große Teile der Wirtschaft konnten die Politik und die Gesetzgebung auf Distanz halten und sich mit halbherzigen Selbstverpflichtungen Zeit verschaffen. Seit einigen Jahren ist aber ein gesamtgesellschaftlicher Druck hinzugekommen – verbunden mit neuen Erwartungshaltungen vonseiten der Konsumentinnen und Konsumenten. Mittlerweile erfahren auch viele Menschen in den sogenannten gemäßigten Breiten wie Nordeuropa die Konsequenzen des Klimawandels am eigenen Leib. Sie wollen Taten sehen, nicht leere Worte hören. Das führt zu einem Multiplikatoreffekt. Unternehmen vergeben auch an ihre Zulieferer keine Aufträge mehr, ohne dass diese einen gesunden CO2-Fußabdruck nachweisen. Wer da nicht mitmacht, verliert schlichtweg den Wettbewerb.

Serhan Ili
© ILI.DIGITAL

Serhan Ili ist Gründer und CEO der ILI.DIGITAL AG. Nach dem Studium des Wirtschafts­ingenieur­wesens am Karlsruher Institut für Technologie promovierte er berufs­begleitend im Entwicklungs­zentrum Weissach von Porsche. Statt eine Konzern­karriere zu machen, zog es ihn in die Selbst­ständig­keit. Mit dem Ziel, Geschäfts­modelle innovativ und nachhaltig durch den Einsatz von Digitalisierung weiter­zu­entwickeln, gründete er 2010 sein eigenes Beratungs­unternehmen.

Du vertrittst daher die These, dass für Unternehmen zukünftig gilt: Kein gesunder ROI ohne einen guten CCF. Der ROI ist der Return on Investment, also eine unternehmerische Kennzahl, die Aufschluss darüber gibt, wann sich eine Investition bezahlt gemacht hat. Der CCF, der Corporate Carbon Footprint, zeigt auf, wie viele Treibhausgase ein Unternehmen verursacht und in welchen Bereichen die meisten Emissionen entstehen. Das sind zwei sehr unterschiedliche Zahlen. Warum gehören sie dennoch zusammen?

Ich bin davon überzeugt, dass diese beiden Begriffe künftig im Bereich der Unternehmensstrategie immer zusammengedacht werden. Finanzvorstände werden sich langfristig neue Kennzahlen ausdenken müssen, die den ROI gerade in Abhängigkeit vom CCF berechnen. Ein solches Denken führt dann automatisch zu einem verantwortungsvolleren Handeln, weil es neue Perspektiven aufzeigt: weg vom Quartalsdenken hin zu einem längeren Zeitraum.

Diese nachhaltige Ausrichtung kann eine Strahlkraft entwickeln, die künftig genauso für börsennotierte wie für kleinere Unternehmen gelten wird. Insbesondere beim Employer Branding ist das hilfreich. Wer von sich sagen kann, mit einer unternehmerischen Tätigkeit einen Mehrwert zu generieren, Arbeitsplätze zu schaffen und einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten, geht mit einer anderen Haltung an die eigene Arbeit. Das motiviert, egal auf welcher Hierarchieebene.

ILI.DIGITAL hat bereits zwei Whitepaper zum Thema veröffentlicht:

Im Podcast bezeichnest du Digitalisierung und Nachhaltigkeit als die beiden neuen Superkräfte einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung. Welche Rolle spielt denn die Digitalisierung dabei, ROI und CCF zusammenzubringen?

Eine sehr große natürlich! Digitalisierung ist nicht nur eine Superkraft bei der Erneuerung von Geschäftsmodellen. Sie ist auch eine Superkraft, um den Corporate Carbon Footprint messbar zu machen und zu verbessern. Digitalisierung ermöglicht es, Daten und Informationen sehr strukturiert zu sammeln und diese intelligent weiterzuentwickeln. Neben der strukturierten Beschaffung von Daten geht es im Prinzip darum, Informationen rund um alle relevanten Geschäftsaktivitäten, beispielsweise Energie und Rohstoffe, zu sammeln und auszuwerten. Wir können uns oft gar nicht vorstellen, wie verschwenderisch wir noch immer mit vielen Ressourcen umgehen.

Die Digitalisierung hat in meiner Wahrnehmung einen Keil in die Wirtschaft getrieben, indem sie diese in Old und New Economy unterteilte. Nachhaltigkeit hingegen schafft jetzt wieder eine Brücke zwischen beide Ökonomien Zur Definition von Innovation gehört auch, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu liefern. Aber lange lag der tatsächliche Fokus auf Prozessoptimierung und Produktivitätsgewinn. Nun hat der Impact deutlich an Stellenwert gewonnen.

Im Podcast hast du auch versprochen, dass diese These im Rahmen einer Studie überprüft werden soll. Was genau ist geplant?

Bis Ende April dieses Jahres werden wir untersuchen, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit bei den strategischen Entscheidungen der DAX-40-Unternehmen im Vergleich zu anderen internationalen Unternehmen spielt. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Aspekte: Inwiefern hat Nachhaltigkeit bereits Auswirkungen auf die konkreten Geschäftsaktivitäten dieser Unternehmen? Was bedeutet Nachhaltigkeit für die Ausrichtung ihrer Unternehmensbewertungen und Investmentportfolios? Und: Wie hoch ist der Anteil an grünen Innovationen an den gesamten Innovationsvorhaben? Wir planen, die Ergebnisse im Mai 2023 zu veröffentlichen.

Vielleicht verrätst du uns bald mehr darüber in einer weiteren Podcast-Folge. Danke für das Gespräch!