9-to-5-Jobs – Auslaufmodell oder unverzichtbar?
Flexible Arbeitszeiten sind en vogue. Doch hält unsere Wirtschaft das überhaupt aus? Ja, meint Ricarda Lang. Nein, findet Carsten Linnemann. Ein Streitgespräch beim ZEIT für Arbeit-Event in Berlin.
40 Stunden an fünf Tagen die Woche: Das klassische Arbeitsmodell 9 to 5 ist für viele Menschen keine Option mehr. Arbeit soll nicht die größte Rolle im Leben einnehmen – das fordert vor allem die Generation Z und befürwortet deshalb flexible Arbeitszeiten sowie die Viertagewoche. Doch wie realistisch ist es, solche Arbeitsmodelle deutschlandweit durchzusetzen, ohne dabei auf Wohlstand verzichten zu müssen? Darüber diskutierten Ricarda Lang, Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, und Carsten Linnemann, stellvertretender Vorsitzender der CDU, beim ZEIT für Arbeit-Event am 23. Mai in Berlin. Martin Machowecz, Co-Ressortleiter Streit bei der ZEIT, moderierte die kontroverse Debatte.
Wohlstand trotz weniger Arbeit
„Die 40-Stunden-Woche stammt aus einer Zeit, in der ein Alleinverdiener die Familie finanziell versorgt hat, während eine andere Person zu Hause geblieben ist, um sich um Haushalt und Kinder zu kümmern“, so Ricarda Lang. Mittlerweile sei es üblich, dass beide Partner arbeiteten – die Care-Arbeit sei aber nicht verschwunden. „Um diesem neuen Gesellschaftsmodell gerecht zu werden, müssen flexiblere Arbeitsmodelle her“, meinte Ricarda Lang. Alternative Arbeitsmodelle wie die Viertagewoche oder Teilzeitstellen seien dabei besonders in Branchen wie der Pflege förderlich, um gegen den Fachkräftemangel vorzugehen.
Gesprächspartner Carsten Linnemann hingegen befürwortete die klassische 40-Stunden-Woche: „Die ist nötig, um den deutschen Wohlstand aufrechtzuerhalten. Besonders aktuell können wir es uns nicht leisten, weniger zu arbeiten“, machte Linnemann deutlich. Außerdem äußerte er die Sorge, dass flexible Arbeitsmodelle – zum Beispiel in Schulen – zu Personalmangel führen könnten. Eine Lehrerin aus dem Publikum kritisierte Linnemanns Haltung: „Wenn man Lehrenden die Teilzeit wegnimmt, erntet man gelbe Krankheitszettel.“
Das Streitgespräch zwischen Ricarda Lang und Carsten Linnemann können Sie in voller Länge hier anschauen: