
So helfen Diversity-Trainings
Wer ein diversitätssensibles Arbeitsumfeld schaffen will, muss sich mit „Unconscious Bias“, also unbewussten Denkmustern auseinandersetzen. Entsprechende Trainings können Mitarbeitende und Führungskräfte dabei unterstützen.
Wir verlassen uns auf unbewusste Denkmuster. Das ist auch gut so. Denn in Gefahrensituationen hat unser Gehirn nicht die Zeit für Differenzierungen. Wenn ein schwarz-gelbes Insekt wütend auf uns zufliegt, heißt es abtauchen. Stereotypisierung kann Leben retten.
Aber nicht nur. Unbewusste Denkmuster und Stereotypisierungen sind auch schädlich. Sie sorgen dafür, dass wir Menschen in Schubladen sortieren und anders behandeln: Frau? Keine Ahnung von Technik. Homosexuell? Will bestimmt nicht mit zum Fußball. Ü60? Versteht nichts von Social Media.
Wir alle haben solche Vorurteile. Selbst wenn wir sie rational ablehnen, beeinflussen sie unser Handeln – auch am Arbeitsplatz. Deshalb machen Menschen, die Stereotypisierungen ausgesetzt sind, Ausgrenzungserfahrungen, die im schlimmsten Fall zu arbeitsrechtlich relevanter Diskriminierung führen können. Aber auch wenn es nicht dazu kommt, sind unbewusste Denkmuster hinderlich für eine offene Unternehmenskultur, in der sich alle wiederfinden sollen und in der so neue Ideen und kreativer Input wachsen können.
ZEIT für Arbeit
Am 23. Mai 2023 wollen wir mit Ihnen darüber diskutieren, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um vielfältige Teams zu ermöglichen. Aber auch darüber wie viel Flexibilität sich Deutschland noch leisten kann oder will, um den Wohlstand zu halten.
Im Rahmen der Veranstaltung werden zudem die Ergebnisse der von DIE ZEIT, infas und dem WZB in Auftrag gegebene Vermächtnisstudie das erste Mal der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Die Veranstaltung findet als Live-Event im Allianz Forum in Berlin statt. Wir freuen uns, Sie vor Ort begrüßen zu dürfen.
Was tun gegen unbewusste Denkmuster?
Es ist eigentlich ganz simpel: Unbewusste Muster lassen sich durch Bewusstmachung verändern. Aber was so einfach klingt, ist in der Praxis ein langer Prozess, der mit Denkanstößen von außen beginnt. Diese helfen, unbewusste Denkmuster zu erkennen, zu verorten und andere Perspektiven einzunehmen. Einen Raum für Auseinandersetzung und Reflexion bieten „Unconscious Bias“-Trainings.
Die EAF Berlin konzipiert solche Trainings basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Kunden des gemeinnützigen Vereins sind nicht nur Unternehmen, sondern auch Stiftungen und Wissensorganisationen. Die EAF Berlin berät und führt Trainings zu Themen wie Vielfalt, Karriere, Vereinbarkeit und Partizipation durch. Leah Hanraths ist dort Trainerin und Beraterin für Chancengleichheit und Vielfalt. Ein „Unconscious Bias“-Training dauert mindestens 3,5 Stunden. Ganz konkret geht es in den Trainings darum, den unbewussten Denkmustern auf die Spur zu kommen: Weshalb verlassen wir uns im Alltag auf unser Unbewusstes? Und wie können wir damit umgehen? „Unser Gehirn ist keine perfekte Maschine. Wir verlassen uns auf Prägung und Sozialisation, denn unser Gehirn will Energie sparen und schnell Eindrücke herunterbrechen“, erklärt Hanraths.
Sie bezieht sich damit auch auf die Arbeit des Psychologen und Nobelpreisträgers Daniel Kahneman. Stark vereinfacht unterscheidet Kahneman in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ zwischen zwei Denksystemen: In System 1 wird schnell und instinktiv gedacht, System 2 ist für das langsamere, durchdachtere Abwägen zuständig. System 1, so Kahneman, halte einige Fallstricke für uns bereit, denn diese Art des Denkens sei sehr anfällig für kognitive Verzerrungen. Diese Verzerrungen führten wiederum dazu, dass verfügbare Informationen überbewertet, Infolücken ignoriert und falsche Zusammenhänge hergestellt würden. Überall da, wo System 1 vorherrscht, werden also auch Entscheidungen getroffen, die auf Verzerrungen basieren. Keine gute Basis also. Und da insbesondere in Arbeitskontexten oftmals sehr schnell gehandelt werden muss, sollten Unternehmen oder Organisationen dafür sorgen, dass Führungskräfte und Mitarbeitende dafür sensibilisiert werden. An dieser Stelle setzt das „Unconscious Bias“-Training an.

Leah Hanraths ist als Seniorexpertin im Team der EAF Berlin tätig und unterstützt Unternehmen als Trainerin und Beraterin für Chancengleichheit und Vielfalt. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themenfeldern Unconscious Bias und Inclusive Leadership, Empowerment, Intersektionalität und Antirassismus sowie diversitätsorientierter Organisationsentwicklung.
Gegen kognitive Verzerrungen
Hierbei ginge es, sagt Leah Hanraths, nicht nur darum, kognitive Verzerrungen zu identifizieren, sondern auch darum, unbewusste Stereotype zu entlarven. Denn die können Einfallstore für Ausgrenzungserfahrungen sein.
In den Trainings werden diese Einfallstore ganz konkret an Praxisbeispielen dargestellt. Ein Beispiel: Eine junge Kollegin wird durch einen Kollegen permanent in Meetings unterbrochen. Hanraths lässt im Training diskutieren: Weshalb ist ein solches Verhalten problematisch? Was kann man als direkt Betroffene:r oder als Kolleg:in tun? „Wenn man solche Wege schon mal im Kopf durchgegangen ist, ist es viel leichter, sie dann auch in der Praxis umzusetzen“, sagt die Trainerin.
Trainings allein reichen nicht aus
Solche Reflexionsübungen im Rahmen von „Unconscious Bias“-Trainings sind ein erster Anstoß, reichen jedoch nicht aus, um Vielfalt im Unternehmen nachhaltig zu sichern. Dafür braucht es eine Strategie. „Das Thema Diversität und Repräsentanz kann nicht umgesetzt werden, wenn die Führungskräfte nicht mitziehen. Die Struktur muss sich verändern, und ein Unternehmen muss bereit sein, Diversität auch beherbergen zu wollen.“
Die EAF Berlin kann dabei unterstützen, unternehmensbezogene Diversitätsziele zu entwickeln und umzusetzen. Die Trainings sollen Denkanstöße dafür geben: Was bedeutet es, wenn ich nicht dieselben Feiertage wie meine Mitarbeitenden habe, weil wir beispielsweise unterschiedlichen Religionen angehören? Wie kann ich auch introvertierten Menschen in meinem Team Gehör verschaffen?
Das Bewusstsein für unbewusste Denkmuster ist hier ein wichtiger Aspekt, um Formen des Teambuildings und der Entscheidungsfindung zu kultivieren – an denen möglichst viele Menschen teilhaben können.